Euro sollte "uns zusammenschweißen"

Rolf-Dieter Krause im Gespräch mit Ute Welty |
Anlässlich des 20. Jahrestages des Maastricht-Vertrages hat der langjährige Korrespondent der ARD in Brüssel, Rolf-Dieter Krause, davor gewarnt, dass der Euro als "Spaltpilz" Europas wirksam wird. Er erinnerte daran, dass damals ein Argument für den Euro gewesen sei, er werde Europa zusammenschweißen.
Im Moment erlebe man aber, wie der Euro Europa auseinander treibe, sagte Krause. "Wenn Sie gucken, dass inzwischen in französischen Zeitungen dauernd an die Hitlerei erinnert wird, von griechischen mal ganz zu schweigen. Wenn Sie überlegen, wie bei uns über andere Länder geredet wird, mit welcher Arroganz", bedauerte der Journalist. Der Euro drohe zum "Spaltpilz" zu werden: "Das wäre wirklich ein historisches Versagen."

Der ARD-Europaexperte betonte die Notwendigkeit einer besseren Zusammenarbeit der EU-Staaten: In Brüssel spüre man genau, "dass unser Kontinent, dem das ja nicht garantiert ist, dass er immer zur Sahneschicht auf der Weltensuppe gehört (…), dass dieser Kontinent zusammenarbeiten muss, um sich gegenüber den aufkommenden Mächten wie Brasilien, Indien, China, auch gegenüber den USA zu behaupten."

Krause wies auch auf Fehlentwicklungen im Zusammenhang mit dem Euro hin. Nach Einführung des Euro hätten eigentlich alle Staaten weitergemacht wie vorher, kritisierte er. "Das was wir jetzt ganz mühsam versuchen, manchmal mit völlig schiefen Tönen, nämlich zu sagen: das was bei dir, lieber Nachbar, passiert, das geht auch mich etwas an. Das hätten wir viel früher machen müssen."

Man habe ferner nicht sehen wollen, dass mit einer gemeinsamen Währung wirtschaftliches Ungleichgewicht nicht mehr wie früher relativ leicht durch Wechselkursanpassung aufzufangen sei: "Wenn in einer Zeit, in der in Deutschland die Lohnstückkosten stabil geblieben sind - und das war von 2000 bis 2008 so - und in anderen Ländern steigen die um 22, 25, 27 Prozent, ohne dass die Länder abwerten können, dann verlieren sie entsprechend an Wettbewerbsfähigkeit." Das koste Arbeitsplätze, Steuereinnahmen, führe zu mehr Sozialausgaben und einer höheren Verschuldung. "Jetzt ist das Kind im Brunnen und es ist ganz mühsam wieder rauszuholen", so Krause.

Das vollständige Gespräch mit Rolf-Dieter Krause können Sie mindestens bis zum 7.7.2012 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.

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