Fünf Gründe, warum es einen EU-Kulturkommissar geben sollte
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Dass in Ursula von der Leyens EU-Kommission kein Kulturkommissar mehr vorgesehen ist, hält Kulturjournalist Vladimir Balzer für einen Fehler. Unter anderem deshalb, weil Kultur der Idee eines geeinten Europas einen Schub geben könnte.
Der erste Grund ist gleich der wichtigste: Kultur ist überall. In allen Bereichen. Soziales, Gesundheit, Bildung, Forschung, Wirtschaft. Überall dort werden kulturelle Fragen gestellt. Für ihre Beantwortung braucht es Kultur und ihre strukturelle und finanzielle Förderung.
Grund zwei ist das konkrete Geld. Es wird garantiert nicht mehr, wenn der Name aus dem Kommissariat verschwindet, wenn die sichtbare Lobby unsichtbar wird. Es ist dabei auch nicht so, dass wir – im Vergleich zu anderen Budgets - von viel Geld sprechen würden, insgesamt etwa 240 Millionen Euro. Aber immerhin!
Drittens: Kulturpolitik gilt, wenn man ehrlich ist, immer noch als fünftes Rad am Wagen. Manche sagen Gedöns. Aber, hey, das Verhältnis von Investition und Ertrag ist im Bereich der Kultur beeindruckend. Das wenige Geld, was da reingesteckt wird, zahlt sich doppelt und dreifach aus. Und bekanntlich braucht die Idee von einem geeinten Europa einen klitzekleinen Schub, nicht wahr?
Viertens: Es wäre ein Zeichen an alle Kulturminister der deutschen Länder, die ja immer gerne auf die Kulturhoheit pochen. Die Botschaft aus Brüssel wäre: Euer Geld reicht nicht, jetzt vergesst mal die Eitelkeiten. Wir legen was drauf.
Und Grund Nummer 5 ist eigentlich ganz einfach: Als EU-Kulturkommissarin kommt man in jede Premiere. Keine Wartelisten, kein Betteln. Ein Anruf aus Brüssel genügt und man sitzt Front Row. Allein dafür lohnt es sich.