Europa

Prächtiges, modernes Riga

Die neue Nationalbibliothek in Riga.
Die neue Nationalbibliothek in Riga. © picture alliance / dpa / Janis Dripe
Von Tim Krohn, ARD-Korrespondent Stockholm |
Bücher werden in einer Menschenkette von der alten zur neuen Nationalbibliothek weitergereicht. Das ist eine der Aktionen, mit denen Riga an diesem Wochenende den Startschuss zum Kulturhauptstadtjahr gibt. Die Stadt trägt 2014 den Titel gemeinsam mit dem schwedischen Umea.
Endlich mal wieder ein Buch in die Hand nehmen. Die Letten tun das. Zum Auftakt in das Jahr als Europäische Kulturhauptstadt steht in Riga etwas ganz und gar Altmodisches, gleichwohl Unverwüstliches im Mittelpunkt. Die Riganer ehren ihre Lieblingsbücher, reichen sie weiter von einem zum anderen, in einer zwei Kilometer langen Menschenkette entlang der Düna. Die Bücher wandern von der alten in die neue Nationalbibliothek der Letten.
Ksenija hält "Die Rose von Turaida" in der Hand, eine der bekanntesten Volkssagen des Landes. Sie ist stolz darauf, bei der Bücherkette dabei zu sein. Und sie ist froh über all die Kameras und Journalisten, die an diesem Wochenende aus Lettland berichten:
"Wir werden den Touristen hier ein neues europäisches Riga zeigen: prächtiger, farbenfroher, offener und sehr gastfreundlich. Ich sage immer, dass Riga einen eigenen Stil hat – ruhig und etwas zurückhaltend, nicht aufdringlich und elegant!"
Musik von Richard Wagner
Ksenijas Beschreibung passt ziemlich gut auf diese Stadt – nur zu ihm wohl weniger: Richard Wagner. Zwei Jahre lang hatte Wagner als Kapellmeister in Riga gearbeitet. Hier entstand der Entwurf zu seiner Oper „Rienzi“, die für dieses Wochenende aufwändig neu inszeniert worden ist. Anna Muhka, Sprecherin der Kulturhauptstadt Riga 2014, ist stolz auf die Premiere. Und auf das, was noch kommen wird:
"Wir werden in diesem Jahr mehr als 200 verschiedene Veranstaltungen anbieten. Sehr viele unserer Programmpunkte widmen sich übrigens den Persönlichkeiten, die hier in Riga gelebt, gewirkt und gearbeitet haben. Und einen von denen ist eben Richard Wagner!"
Tim Krohn, ARD-Korrespondent Stockholm
ARD-Korrespondent Tim Krohn berichtet für uns das ganze Jahr über Riga und Umea.© NDR
Der Zentralmarkt als Herz der Veranstaltungen
"Du und Jetzt" - so steht es auf Plakaten und so tönt es aus dem Fernsehen. Anna Muhka und ihre Leute versuchen, die Riganer mit Werbespots und Großanzeigen für das Kulturjahr zu begeistern.
Viele, wie Ksenija zum Beispiel, machen mit. Andere, wie Janina, die Marktfrau aus der sogenannten Moskauer Vorstadt, zögern noch. Aber „mal gucken“ will sie schon.
"Hoffnung gibt es ja immer. Wir sind in Lettland schon durch Feuer und Wasser gegangen. Wie im Märchen. Aber klar, jetzt hoffen wir auf das Beste."
Die alte Frau verkauft Nüsse im Zentralmarkt, den riesigen früheren Zeppelin-hallen, dem Bauch der ganzen Stadt. Es gibt nichts, was es hier nicht gibt. Nur der Euro ist neu. Und die Kunst, die es jetzt überall in den Hallen zu bestaunen gibt.
Anna Muhka: "Ich glaube, der Zentralmarkt in Riga ist wohl der demokratischste Ort in ganz Lettland. Deshalb ist er einer der wichtigsten Orte für unser Programm Riga 2014. Hier können wirklich alle von unseren sechs großen Themenschwerpunkten kosten und probieren. Es ist sozusagen unsere Mini-Ausgabe der Kulturhauptstadt Riga 2014."
Skulpturen und Installationen
Die Kunst in und neben den Hallen ist flüchtig und vergänglich. Feuerskulpturen und Lichtinstallationen beleuchten die Stadt. Riga zeigt sich an diesem Wochenende in einem warmen und modernen Licht. Eines, das sich bald auch auf den Gesichtern spiegeln wird, verspricht Lija. Auch sie hat heute ein Buch in der Hand:
"Ich erwarte, dass man die Namen Riga und Lettland jetzt etwas öfter in Europa hören wird. Und ich hoffe sehr, dass die Stimmung auf unseren Straßen etwas fröhlicher wird, dass wir etwas mehr lächeln werden."
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