Europäisch im Geist, deutsch im Herzen und rumänisch in der Seele
Das rumänische Sibiu – zu deutsch Hermannstadt - ist gemeinsam mit Luxemburg Europäische Kulturhauptstadt 2007. Für die Stadt in Transsilvanien, die im 12. Jahrhundert von deutschen Siedlern gegründet wurde, ist das ein großes Ereignis. Transsilvanien – das Land jenseits des großen Waldes: das klingt nach einsamen Bergtälern, nach Pferdewagen und bettelnden Kindern. Doch Sibiu ist ganz anders als die Klischees.
Wenn man, nach zwölfstündiger Zugfahrt von der deutschen Grenze, müde vom Bahnhof kommt und das erste Mal durch die Gassen der Altstadt in Richtung Piata Mare aufsteigt, dem zentralen Platz am neuen Rathaus von Sibiu, reibt man sich erstmal die Augen: Von der gotischen Stadtpfarrkirche im Norden über die Barockbauten im Zentrum bis hin zur mächtigen Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert, die die Altstadt nach Süden hin abschließt, Sibiu/Hermanstadt erinnert keineswegs an den Balkan oder an Graf Dracula, sondern durch und durch an eine mittelalterliche deutsche Stadt.
Hermann Fabini: "Hermannstadt hat den Vorteil, dass es nie von Grund auf zerstört wurde. ... Hermannstadt hat auch natürlich im Mittelalter Brände gehabt, aber es nicht so radikal zerstört worden wie zum Beispiel Kronstadt. Also, wir haben hier Bausubstanz, das fängt mit dem 14., 15. Jahrhundert an, es gibt wunderschöne gotische Häuser … und dann eben auch Renaissance … und dann wieder Barock, also, aus der österreichischen Zeit, und auch Jugendstil."
Hermann Fabini, einst der oberste Denkmalpfleger der Stadt, musste jahrzehntelang mit ansehen, wie seine Heimatstadt immer mehr verfiel, weil kein Geld da war und die kommunistische Zentralregierung im fernen Bukarest kein Interesse hatte, ausgerechnet die Baudenkmäler der ungeliebten Rumäniendeutschen zu erhalten.
Heute ist das anders – es gibt wohl kaum eine Stadt in Europa, in der in so kurzer Zeit so viel renoviert wurde wie in Sibiu. Die Entscheidung des Ministerrats im fernen Brüssel, Sibiu zur Europäischen Kulturhauptstadt zu machen, sie hat die Bürger wachgerüttelt, sagt Marius Constantin, der Sprecher des Sibiu 2007–Komitees:
"Wir profitieren von der Kulturhauptstadt gleich doppelt: Zum einen wird unser Stadt bekannter. Das ist schön. Der zweite und noch viel wichtigere Effekt ist aber der Mentalitätswandel der Leute hier. Bis vor wenigen Jahren noch hatten sie das Gefühl, in einer kleinen, staubigen Provinzstadt zu leben. Doch mittlerweile vertrauen die Bürger von Sibiu ihrer Stadt wieder. Die Jungen, die Studenten gehen nicht mehr länger fort nach Bukarest oder nach Deutschland- sie finden hier Jobs und sie bleiben – das ist ein gutes Zeichen!"
Die erstaunliche Entwicklung der Stadt, sie lässt sich nicht nur durch den warmen Geldregen aus Brüssel erklären. Selbst im postkommunistischen Chaos hat Sibiu/ Hermmannstadt seine historisch gewachsene Gelassenheit bewahrt, seine siebenbürgisch-sächsische Prägung hat ihm eine dauerhafte Beschaulichkeit beschert. So war es auch kein Wunder, dass die Hermannstädter im Jahr 2000 einen Deutschen zum Bürgermeister gewählt haben, und das obwohl mittlerweile nur noch 1600 Deutsche in der Stadt leben, das sind nur etwa ein Prozent der Gesamtbevölkerung. Klaus Johannis heißt der Mann und er ist hier so etwas wie ein Volksheld, weil er für ein kleines Wirtschaftswunder in der Stadt gesorgt hat
"Wir konnten eine ganze Reihe von Investoren davon überzeugen, dass der Wirtschaftsstandort Sibiu/Hermannstadt ein sehr guter Wirtschaftsstandort ist, dass die Arbeitskraft hier nicht nur billig ist, wie in ganz Rumänien, sondern auch sehr gut ausgebildet. … Und wir wollen uns jetzt natürlich nicht auf dem Erreichten irgendwie ausruhen, sondern denken, dass eben auch die Kulturhauptstadt weiter dazu beitragen wird, dass wir bekannt werden und dass wir auch als Wirtschaftsstandort bekannt werden."
Die Kultur als Steigbügelhalter eines weiteren wirtschaftlichen Aufschwungs – das ist nicht untypisch für die Denkweise der Menschen in Sibiu. Die Stadt strotzt gerade zu vor Selbstvertrauen, auch wenn das Programm der nächsten 12 Monate noch immer nicht wirklich feststeht: Große Namen und kulturelle Highlights von internationalem Rang sucht man vergebens, und die Ankündigung von Sprecher Constantin klingen eher vage
"Es wird auf jeden Fall ein Theaterfestival geben, Ende Mai, Anfang Juni, dann haben wir gleich zwei fantastische Jazz-Festivals, eins im Frühling, eins im Herbst. Einen Besuch wert sind natürlich auch unsere Museen: beispielsweise das Astra Museum, eines der größten Open Air Museen der Welt mit Volkskunst aus ganz Rumänien oder die Gemäldesammlung im Brukenthal Museum, die eine der schönsten und ältesten in Europa ist. Also ich glaube, jeder der hier herkommt, wird etwas finden was ihn interessiert."
Es gab mit Sicherheit schon bedeutendere europäische Kulturhauptstädte, seit dem das Prädikat vor gut 20 Jahren zum ersten Mal verliehen wurde, mit mehr Pracht und größeren Attraktionen. Doch selten hat eine Stadt so viel Charme ausgestrahlt wie das kleine Sibiu/ Hermannstadt. Europäisch im Geist, deutsch im Herzen und rumänisch in der Seele.
Hermann Fabini: "Hermannstadt hat den Vorteil, dass es nie von Grund auf zerstört wurde. ... Hermannstadt hat auch natürlich im Mittelalter Brände gehabt, aber es nicht so radikal zerstört worden wie zum Beispiel Kronstadt. Also, wir haben hier Bausubstanz, das fängt mit dem 14., 15. Jahrhundert an, es gibt wunderschöne gotische Häuser … und dann eben auch Renaissance … und dann wieder Barock, also, aus der österreichischen Zeit, und auch Jugendstil."
Hermann Fabini, einst der oberste Denkmalpfleger der Stadt, musste jahrzehntelang mit ansehen, wie seine Heimatstadt immer mehr verfiel, weil kein Geld da war und die kommunistische Zentralregierung im fernen Bukarest kein Interesse hatte, ausgerechnet die Baudenkmäler der ungeliebten Rumäniendeutschen zu erhalten.
Heute ist das anders – es gibt wohl kaum eine Stadt in Europa, in der in so kurzer Zeit so viel renoviert wurde wie in Sibiu. Die Entscheidung des Ministerrats im fernen Brüssel, Sibiu zur Europäischen Kulturhauptstadt zu machen, sie hat die Bürger wachgerüttelt, sagt Marius Constantin, der Sprecher des Sibiu 2007–Komitees:
"Wir profitieren von der Kulturhauptstadt gleich doppelt: Zum einen wird unser Stadt bekannter. Das ist schön. Der zweite und noch viel wichtigere Effekt ist aber der Mentalitätswandel der Leute hier. Bis vor wenigen Jahren noch hatten sie das Gefühl, in einer kleinen, staubigen Provinzstadt zu leben. Doch mittlerweile vertrauen die Bürger von Sibiu ihrer Stadt wieder. Die Jungen, die Studenten gehen nicht mehr länger fort nach Bukarest oder nach Deutschland- sie finden hier Jobs und sie bleiben – das ist ein gutes Zeichen!"
Die erstaunliche Entwicklung der Stadt, sie lässt sich nicht nur durch den warmen Geldregen aus Brüssel erklären. Selbst im postkommunistischen Chaos hat Sibiu/ Hermmannstadt seine historisch gewachsene Gelassenheit bewahrt, seine siebenbürgisch-sächsische Prägung hat ihm eine dauerhafte Beschaulichkeit beschert. So war es auch kein Wunder, dass die Hermannstädter im Jahr 2000 einen Deutschen zum Bürgermeister gewählt haben, und das obwohl mittlerweile nur noch 1600 Deutsche in der Stadt leben, das sind nur etwa ein Prozent der Gesamtbevölkerung. Klaus Johannis heißt der Mann und er ist hier so etwas wie ein Volksheld, weil er für ein kleines Wirtschaftswunder in der Stadt gesorgt hat
"Wir konnten eine ganze Reihe von Investoren davon überzeugen, dass der Wirtschaftsstandort Sibiu/Hermannstadt ein sehr guter Wirtschaftsstandort ist, dass die Arbeitskraft hier nicht nur billig ist, wie in ganz Rumänien, sondern auch sehr gut ausgebildet. … Und wir wollen uns jetzt natürlich nicht auf dem Erreichten irgendwie ausruhen, sondern denken, dass eben auch die Kulturhauptstadt weiter dazu beitragen wird, dass wir bekannt werden und dass wir auch als Wirtschaftsstandort bekannt werden."
Die Kultur als Steigbügelhalter eines weiteren wirtschaftlichen Aufschwungs – das ist nicht untypisch für die Denkweise der Menschen in Sibiu. Die Stadt strotzt gerade zu vor Selbstvertrauen, auch wenn das Programm der nächsten 12 Monate noch immer nicht wirklich feststeht: Große Namen und kulturelle Highlights von internationalem Rang sucht man vergebens, und die Ankündigung von Sprecher Constantin klingen eher vage
"Es wird auf jeden Fall ein Theaterfestival geben, Ende Mai, Anfang Juni, dann haben wir gleich zwei fantastische Jazz-Festivals, eins im Frühling, eins im Herbst. Einen Besuch wert sind natürlich auch unsere Museen: beispielsweise das Astra Museum, eines der größten Open Air Museen der Welt mit Volkskunst aus ganz Rumänien oder die Gemäldesammlung im Brukenthal Museum, die eine der schönsten und ältesten in Europa ist. Also ich glaube, jeder der hier herkommt, wird etwas finden was ihn interessiert."
Es gab mit Sicherheit schon bedeutendere europäische Kulturhauptstädte, seit dem das Prädikat vor gut 20 Jahren zum ersten Mal verliehen wurde, mit mehr Pracht und größeren Attraktionen. Doch selten hat eine Stadt so viel Charme ausgestrahlt wie das kleine Sibiu/ Hermannstadt. Europäisch im Geist, deutsch im Herzen und rumänisch in der Seele.