European-Song-Contest in Israel

Gute-Laune-Songs im Konfliktgebiet

04:20 Minuten
Im Gazastreifen trauert eine Verwandte am 6. Mai 2019 um ein palästinensisches Baby, das bei israelischen Luftangriffen getötet wurde.
Im Gazastreifen trauert eine Palästinenserin am 6. Mai 2019 um ein Baby, das bei einem Luftangriff Israels getötet wurde. Auch in Israel gab es Tote. © imago stock&people / Mohamed Zarandah
Von Benjamin Hammer |
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Es ist die schwerste Eskalation seit fünf Jahren: Während in Tel Aviv Stars für den ESC proben, kämpfen nur 70 Kilometer entfernt militante Palästinenser und die israelische Armee gegeneinander. Über 600 Raketen feuerte die Hamas am Wochenende ab.
Der Schweizer Luca Hänni hat einen Gute-Laune-Song mit nach Tel Aviv gebracht. Doch die Bilder und Klänge von den ESC-Proben im Messezentrum der Stadt passten nicht zu dem, was sich bis zu den Morgenstunden im Süden Israels und im Gazastreifen ereignete. Es war die schwerste Eskalation der Auseinandersetzung zwischen Israel und der Hamas seit fünf Jahren.

Das Auswärtige Amt warnt

Kann der Eurovision Song Contest in der Konfliktregion stattfinden? Wird die Lage bis zum Finale des Wettbewerbes wieder eskalieren? Ist Tel Aviv sicher? Das sind Fragen, die sich auch viele Fans stellen, die in den nächsten Tagen anreisen. Das Auswärtige Amt rät aktuell von Reisen ins Grenzgebiet zum Gazastreifen dringend ab. Dieser Reisehinweis gilt aber nicht für den Großraum Tel Aviv.
Zvit Davidovich plant den ESC für den israelischen Sender "KAN". Sie hatte bereits gestern mit dem israelischen Nachrichtenportal "Ynet" gesprochen.
"Alles bleibt wie geplant. Es gibt keine Änderungen. Wir haben schon sehr viele europäische Delegationen hier. Wir versuchen, ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass sie hier sicher sind, dass alles okay ist und dass der Staat in der Lage ist, sich um seine Bürger und Besucher zu kümmern. Wir hoffen, dass es so bleibt und das nichts geschehen wird, was die Absage des ESC hervorrufen könnte."

600 Raketen am Wochenende

Tel Aviv liegt nur etwa 70 Kilometer vom Gazastreifen entfernt. In der Stadt am Mittelmeer war es am Wochenende ruhig geblieben. Ganz anders die Lage in den Dörfern und Städten im israelischen Grenzgebiet zum Gazastreifen. Über 600 Raketen hatten militante Palästinenser abgefeuert – auf die Kibbuzim der Region und auf Städte wie Sderot, Ashkelon und Aschdod. Vier Israelis wurden getötet.
Die israelische Armee reagierte ihrerseits mit schweren Luftangriffen. In Gazastreifen kamen nach palästinensischen Angaben mehr als 20 Menschen ums Leben, darunter militante Palästinenser, aber auch Zivilisten.

Vorläufige Waffenruhe

Und jetzt: Eine Waffenruhe. Wieder einmal. Mehrfach hatte es in den vergangenen Monaten so ein inoffizielles Abkommen zwischen Israel und der Hamas gegeben. Mehrfach wurde es gebrochen. Die Hamas begründete ihre jüngsten Angriffe damit, dass Israel die Blockade des Küstenstreifens nicht entscheidend gelockert habe. Am Nachmittag meldete sich der palästinensische Ministerpräsident Shtayyeh in Ramallah.
"Unsere Regierung unterstützt die ägyptischen Bemühungen um eine Waffenruhe. Wir hoffen, dass nun die Tragödie gegen unsere Menschen beendet wird."
Doch der palästinensische Ministerpräsident hat so gut wie keinen Einfluss auf die Ereignisse im Gazastreifen. Er gehört der Fatah-Bewegung an. Gaza wird von der mit der Fatah rivalisierenden Hamas kontrolliert. Der innerpalästinensische Machtkampf ist einer von vielen Faktoren, die eine langfristige Lösung des Konfliktes im und am Gazastreifen so schwierig machen.

Viele rechnen mit Gewalt

Viele Israelis und Palästinenser rechnen damit, dass die Gewalt zwischen der Hamas im Gazastreifen und der israelischen Armee wieder aufflammen wird. Dieser Mann in der israelischen Hafenstadt Aschdod hält die erneute Waffenruhe mit der Hamas für einen Fehler.
"Man kann doch keine Waffenruhe mit einer Terrororganisation aushandeln. Wenn wir diese Gewaltrunden nicht endgültig beenden und Gaza von der Hamas befreit wird, die uns erpresst, wird sich nichts ändern."
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