Zehn Punkte für Jamala aus Russland
Politiker und Presse in Russland reagieren gereizt auf den ukrainischen ESC-Sieg. Im Volk sieht man die Sache offenbar gelassener, so Gesine Dornblüth: 10 Punkte hätten die Zuschauer Jamala gegeben - und die Ukrainer dem russischen Sänger sogar 12.
Einiges an politischem Zündstoff sehen viele ausländische Kommentatoren im Sieg der Ukraine beim ESC mit einem Lied über die Vertreibung der Krimtataren unter Stalin.
Beim Publikumsvotum hatte Lasarew die Nase vorn
In der Tat reagierten Musikbusiness, Politiker und Presse in Russland "zähneknirschend bis wütend" auf die Entscheidung, berichtet unsere Korrespondentin Gesine Dornblüth aus Moskau. Zum einen, weil man den Sieg als politisches Votum sehe. Zum anderen aber auch wegen des Abstimmungsverfahrens.
"Denn es ist ja so, dass der russische Kandidat Sergej Lasarew in der Publikumsabstimmung vorn gelegen hat. Und entsprechend titelt die Komsomolskaja Prawda – ein Massenblatt - : 'Wie die europäische Jury Lasarew den Sieg gestohlen hat'."
12 Punkte für Lasarew aus der Ukraine
Interessantes berichtet unsere Korrespondentin auch von den Publikumsvoten aus Russland und der Ukraine:
"Die Russen haben den Ukrainern - haben Jamala - zehn Punkte gegeben, und die Ukrainer haben Lasarew sogar zwölf Punkte gegeben. Also, das spricht für sich."
Mit einer russischen Militärkapelle zum ESC 2017?
Für Diskussionen sorgt außerdem die Tatsache, dass der nächste ESC in der Ukraine stattfinden wird.
"Es gibt einzelne Stimmen, die sagen, wir schicken da eine Militärkapelle hin, denn der Inhalt zählt ja sowieso nicht oder die künstlerische Darstellung."
Es gebe aber auch reale Probleme, denn viele russische Künstler seien in der Ukraine mit Auftrittsverboten belegt.
"Also, das wird noch interessant, wer da nächstes Jahr starten wird."