Nach Explosionen am Kabuler Flughafen: Hintergründe und Konsequenzen [AUDIO]
Nach dem Anschlag auf dem Kabuler Flughafen sei es für die USA und die anderen Staaten eine große Herausforderung, nicht die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen, sagt Martin Gerner, langjähriger freier Korrespondent für Deutschlandradio und Mitarbeiter für Medien- und Bildungseinrichtungen in Afghanistan.
"Es gilt, alles daranzusetzen, Menschenleben zu retten"
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Die Bundeswehr hat die Evakuierung vom Kabuler Flughafen beendet. Was nun? Man sei es den Menschen schuldig, weiter Evakuierungen zu organisieren, sagt Kava Spartak vom Verein Yaar. Die Nato-Staaten müssten ihre Versprechen einlösen.
Die letzten Maschinen der Bundeswehr haben den Flughafen Kabul verlassen, um deutsche Staatsbürger und gefährdete Afghanen außer Landes zu bringen. Nach Explosionen am Kabuler Flughafen am Donnerstag starben mindestens 73 Menschen und viele wurden verletzt. Die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) hat diesen Anschlag für sich reklamiert.
Der Anschlag habe ihn schwer erschüttert, sagt Kava Spartak, der als Bundeswehrsoldat in Afghanistan war und Geschäftsführer des Vereins Yaar ist. Der IS-Terrorakt bringe zudem die komplette Evakuierungsaktion in Gefahr, die noch ein paar Tage hätte andauern können, sagt Spartak, der in Afghanistan geboren wurde und als Kind nach Deutschland kam.
Er sei absolut verzweifelt und resigniert, so Spartak. "Bis zum 31. August werden nicht die Menschen evakuiert, die hätten evakuiert werden müssen. Deswegen sind meine Kollegen und ich sehr angeschlagen, schon seit einigen Tagen."
"Wir sind jetzt erpressbar"
Damit Evakuierungen nun weiter stattfinden könnten, auch auf dem zivilen Weg, sei es wichtig, dass die deutschen Botschaften in den Nachbarländern, aber auch in Afghanistan, operierten. "Natürlich muss das Personal in den jeweiligen Botschaften aufgestockt werden. Das Außenministerium muss alles, was verpasst wurde in den letzten Jahren, nachholen", sagt Spartak. Er hoffe, dass auch die nächste Regierung in Deutschland die Versprechen halte.
Um weitere Evakuierungen zu organisieren, müssten die Regierungen auch mit den Taliban sprechen. Das sei allerdings nichts Neues, so Spartak. "Ich meine, wir sind jetzt erpressbar dadurch, dass wir eine verantwortungslose Evakuierung mit falschen Informationen durchgeführt haben. Und das Ganze hat zu diesem Chaos geführt. Jetzt gilt es, alles daran zu setzen, um Menschenleben zu retten."
Er hoffe, dass die Aufmerksamkeit für Afghanistan nicht verloren gehe, sagt Spartak: "Ich wünsche mir als Mensch mit afghanischen Wurzeln, dass es nicht noch mal passiert, dass wir unseren Rücken Richtung Afghanistan kehren. Und als ehemaliger Bundeswehrsoldat, aber auch als Deutscher, empfinde ich eine gewisse Verantwortung: Wir waren in einem in einem Einsatz involviert seit 20 Jahren. Und das Schulden wir den Menschen dort und das Schulden wir auch den Menschen, die auf der Flucht sind."
(nho)