Evan-Alexis Christ dirigiert Jenö Takács

Der arabische Bartók

Ein Mann in Anzug sitzt auf einem Maulesel in einer Wüstenlandschaft mit historischen Gebäudemauern im Hintergrund.
Jenő Takács 1936 in Kairo. © Jenő Takács / Jenő Takács Stiftung
Moderation: Stefan Lang |
Janö Takács war zeitlebens auf Reisen. Von seiner Heimat Ungarn aus startete er nach Wien, ging dann nach Kairo, sammelte im arabischen Raum, wie Bartók, Volksmelodien, um dann in Amerika zu wirken. Seine farbenprächtige Musik lebt von all diesen Einflüssen.
Seine Tonsprache sei an keine bestimmte Richtung gebunden. Jenö Takács beschreibt sein Musik selbst: "Ihre österreichisch-ungarische Abstammung verleugnet sie ... nicht."

Weltreise-Biographie

Als gebürtiger Ungar zieht Jenö Takács zunächst nach Wien, um Klavier und Komposition zu studieren. Vor den Nazis flieht er nach Ungarn zurück. Dort lernt er Béla Bartók kennen. Als auch in Ungarn die braunen Kräfte stärker werden, verlässt er seine Heimat, um sich im ägyptischen Kairo niederzulassen. Hier unterrichtet er am Konservatorium und hilft bei der Organisation einer internationalen Tagung für arabische Musik, die auch von Bartók besucht wird.
Drei Männer stehen in einer Gruppe in einem arabischen Straßenzug, der nur in Umrissen zu erkennen ist.
1932 wird Jenő Takács von Paul Hindemith (links) und Béla Bartók (rechts) besucht.© Jenő Takács / Jenő Takács Stiftung
Zu dieser Zeit gilt Takács als "arabischer Bartók", weil er – wie sein Landsmann – Volksmusiken aufzeichnet und zugleich die Rhythmik in seinen Werken schärft. Auf Kairo folgt Manila, wo Takács die Musik von Eingeborenen sammelt – eine musikethnologische Pionierarbeit, die am Kulturhistorischen Museum in Wien dokumentiert ist.
Als ein Bleiben in Ungarn wegen des Kommunismus unmöglich wird, geht Takács nach Amerika. Erst 1970 kehrt er zurück: ins burgenländische Siegendorf. Neben Bartók pflegte Takács eine Freundschaft mit Alban Berg, Paul Hindemith, Zoltán Kodály, Ernst von Dohnányi und György Ligeti.
Zwei Herren sitzen an einem Tisch, auf dem Mikrophone aufgestellt sind.
Jenő Takács (rechts) 1987 im Gespräch mit Leopold Mayer.© Jenő Takács / Jenő Takács Stiftung
Alle diese Einflüsse äußern sich in seinem Schaffen, wie die Werkschau in Ingolstadt eindrücklich zeigt.
Drei Jahre nach seinem Tod wurde 2008 die Jenö Takács-Stiftung gegründet, die mit unterschiedlichen Aktivitäten das Gedenken an den Komponisten bewahren möchte.
Aufzeichnung des Konzertes vom 15. Oktober 2020 im Festsaal Ingolstadt
Jenö Takács
Rhapsody (Ungarische Weisen) für Violine und Streichorchester
Serenade nach Alt-Grazer Kontratänzen
Passacaglia
Konzert für Klavier, Streichorchester und Schlagzeug
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