Wie sich Sportarten inszenieren
Einfach nur Bälle werfen, das reicht heute nicht mehr. Bei Sportarten wie Basketball, Handball oder Volleyball erleben die Zuschauer heute viel mehr als nur ein Spiel.
Krachende Musik, Klatschpappen und Cheerleader - das sind heute die ganz selbstverständlichen Zutaten beim Basketball, Handball oder Volleyball. Wer schon immer mal von Amerikanisierung sprechen wollte, hier passt es. Der Hallensprecher gibt den Einpeitscher, dirigiert das Publikum, während die Spieler wie Gladiatoren bei Feuerwerk und Lichtershow auf das Feld laufen.
Das kommt offensichtlich an. Am letzten Wochenende in der Berliner Max-Schmeling-Halle. Der deutsche Volleyballmeister, die BR Volleys, in der "Endrunde" der Champions League. Zum Schluss reicht es nicht nur zum dritten Platz, dem größten Erfolg in der Vereinsgeschichte. Mit über 9000 Besuchern stellen die Berliner auch einen deutschen Zuschauerrekord im Volleyball auf.
Frau: "Ich find’s toll, muss ich ganz ehrlich sagen. Ich kenne das von früher, ich habe selber mal aktiv gespielt und da war das echt provinziell."
Mann: "Man muss ein bisschen Show machen. Die Leute sind ja nicht nur am Volleyball interessiert, viele wollen ja auch ein Event sehen."
Nach jedem Ballwechsel folgt das immer gleiche Ritual: Musik vom Band, dazu die Klatschpappen. Zusammen ergibt das einen ohrenbetäubenden Lärm. Was macht das eigentlich mit den Spielern? Felix Fischer, Publikumsliebling der BR Volleys:
"Wir sind das ja gewohnt. Wir wissen auch, dass wir in manchen Situationen nicht miteinander reden können, sondern das mit Handzeichen machen. Aber das ist für uns kein Problem, das kennen wir."
"Den Leuten muss man was bieten"
Der Fußball mit seiner Popularität erdrückt alles. Trotzdem geben andere Sportarten nicht auf. Kaweh Niroomand zum Beispiel, Berliner Volleyball-Manager, will seit Jahren seinem Sport ein neues Image verpassen.
"Wir mussten uns ja was einfallen lassen und da ist natürlich das Thema Eventisierung. Gerade wenn man sich das Publikum anguckt. Das sind junge Leute, das sind Leute, die wollen etwas erleben, feiern. Und der Sport muss dann zwar im Mittelpunkt stehen, aber drumherum muss das auch stimmen. Insofern war die Entscheidung, in eine multifunktionale Halle zu gehen, die Grundlage für diesen Weg."
Wie sich Sportarten verändern, das beobachtet seit vielen Jahren Peter Hahn vom Landessportbund Berlin.
"Teilweise haben Sportveranstaltungen, ich sag’s mal so despektierlich, schon religiösen Charakter. Wenn ich das mit dem Boxen sehe, was da an martialischem Gewese stattfindet, das ist schon manchmal überraschend. Das ist ein Ersatz für viele. Letztendlich erinnert mich das auch an Brot und Spiele im alten Rom. Den Leuten muss man was bieten."
Peter Hahn ist sich übrigens sicher: Die Inszenierung von Sportarten wird weitergehen. Den Höhepunkt, hätten wir noch nicht erreicht.