Katastrophe auf dem Weg zum Gipfel
Die 72. Filmfestspiele Venedig werden heute mit dem Drama "Everest" von Baltasar Kormákur eröffnet. Der Film sei zu klischeehaft, kritisiert Filmkritikerin Anke Leweke. Der Zuschauer bleibe außen vor und erfahre nichts über die Motivation der Bergsteiger.
Eröffnungsfilme von Filmfestivals sind oft ein heikler Stoff. Sie müssen alle erfreuen: das angereiste Fachpublikum, die einheimische Prominenz und die Sponsoren. Und sie sollen Lust auf die kommenden Tage im Kino machen.
"Everest" heißt der diesjährige Auftaktfilm der 72. Filmfestspiele Venedig. Er beruht auf einer wahren Begebenheit und erzählt von einer Gruppe von Bergsteigern auf dem Weg zum Mount Everest. Doch dabei werden sie von einem Schneesturm überrascht – der Kampf ums Überleben beginnt.
Der Film sei wie ein klassischer Katastrophenfilm aufgebaut, so Filmkritikerin Anke Leweke im Deutschlandradio Kultur. Zwar werde dabei Spannung aufgebaut, doch das Ganze sei zu klischeehaft:
"Vor allen Dingen versteht man überhaupt nicht die Motivation. Warum wollen die überhaupt nach da oben? Was soll dieser ganze Extremtourismus? Also man kann gar nicht so richtig mitzittern, wenn da die Lawine runterkommt. Du bleibst einfach außen vor, weil Du eben nicht in deren Köpfe reinschauen kannst."
Das Erlebnis der 3D-Fassung
Die 3D-Fassung biete allerdings tolle Bilder, sagte Leweke:
"Wenn man mit dieser Expedition über eine Hängebrücke geht und in eine Schlucht reinguckt, in diese Tiefe – das hat etwas. Auch wenn eine Lawine dann auf einen zukommt, da ist das räumliche Sehen schon ganz schön. Oder es gibt eine beeindruckende Hubschrauberfahrt. Aber eigentlich macht das keinen Sinn: Weil keiner der Beteiligten der Expedition diese Perspektive hat."
"Wenn man mit dieser Expedition über eine Hängebrücke geht und in eine Schlucht reinguckt, in diese Tiefe – das hat etwas. Auch wenn eine Lawine dann auf einen zukommt, da ist das räumliche Sehen schon ganz schön. Oder es gibt eine beeindruckende Hubschrauberfahrt. Aber eigentlich macht das keinen Sinn: Weil keiner der Beteiligten der Expedition diese Perspektive hat."
Die Hauptrollen in "Everest" von Baltasar Kormákur spielen Jake Gyllenhaal, Keira Knightley, Josh Brolin, Emily Watson und Jason Clarke. Das in 3D gefilmte Werk läuft beim Festival außer Konkurrenz.