Ewald Arenz: "Die Liebe an miesen Tagen"

Wenn zwei mit Geschichte von Neuem lieben

12:18 Minuten
Ewald Arenz lehnt an eine Balkonumrandung eines Hauses. Er trägt Brille, hat eine Mütze auf und einen eleganten Anzug an.
Ewald Arenz, Jahrgang 1965, schreibt über ein frisch verliebtes Paar. Bei ihm ist die Frau älter als der Mann. © Ilka Birkefeld
Ewald Arenz im Gespräch mit Andrea Gerk |
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Ewald Arenz ist Gymnasiallehrer – und das gerne. Zudem schreibt er alle zwei Jahre einen Erfolgsroman. In seinem neuen bemerken zwei Menschen eine Lücke in ihren Leben und dass sie vielleicht doch gerne mehr teilen würden.
Elias und Clara blicken auf eine gute Strecke Lebensweg zurück, als sie sich begegnen. Er, ein attraktiver Schauspieler, sie eine elegante Fotografin, einige Jahre älter als er. Beide wollen sich reinstürzen ins Gefühlschaos. Und doch ist das kein Selbstläufer: Sie zweifeln, kämpfen und ringen, verlieren sich fast wieder in Ewald Arenz' neuem Roman „Die Liebe an miesen Tagen“.

Starke Persönlichkeiten, die eine Lücke spüren

Beide Hauptfiguren sind starke Persönlichkeiten und würden auch sehr gut allein klarkommen. „Aber da ist dieses kleine Eigentlich. Und das führt dann dazu, dass das Leben dann doch immer um diese zehn oder 15 Prozent nicht so ist, wie man sich das vorstellt“, sagt Arenz. "Und dann fragt man sich: Wird diese Lücke nicht immer größer? Und kann ich, will ich dieses Leben, wie ich es gerade führe, eigentlich so weiterführen? Und meine beiden wollen es nicht."

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Eine Bewährungsprobe kommt mit einem tollen Jobangebot für Clara in Hamburg. Dabei sind seine beiden Hauptfiguren privilegiert in ihren Möglichkeiten, ihr Leben umzugestalten, sagt Arenz, der in Nürnberg an einem Gymnasium unterrichtet und mit seiner Frau in der Nähe von Fürth wohnt. „Bei vielen ist es ja so, dass sie im Job sind, dann sind vielleicht noch Kinder im Hintergrund, oft eine gescheiterte Ehe, die schon Jahre zurückliegt."
Es sei also nicht unbedingt einfach, all das hinter sich zu lassen und eine Beziehung neu zu beginnen, erklärt Arenz. "Und je älter man wird, desto schwieriger ist es, desto mehr – nicht Ballast, nein –, desto mehr Geschichte bringt man mit", macht er klar. "Da wird's dann schwierig, wenn zwei Menschen aufeinanderprallen, die sagen: 'Ja, wir wollen einander'. Dann ist die Frage da: 'Aber können wir uns auch mit unserer Geschichte lieben?'"

Nah dran an Jugendlichen

In dem Buch kommt auch die Elterngeneration vor mit einer dementen Mutter und die Generation der Kinder. Auch Arenz' Mutter war dement, zudem hat er einst in einem Altenheim gearbeitet. Aus beidem konnte er Erfahrung einbringen. Die Kindergeneration repräsentiert die erwachsene Tochter von Elias.
Mit "Alte Sorten" und "Der große Sommer" stand er auf der Liste "Lieblingsbuch der Unabhängigen", die unabhängige Buchhändler erstellen. In diesen Büchern spielten Jugendliche eine noch größere Rolle, und wie in diesen erfasst und beschreibt er auch in dem neuen Buch den Geist der jungen Generation sehr treffend.
Auf die Frage, ob das damit zusammenhängt, dass er als Lehrer nah an den jungen Menschen dran ist, sagt er: „Vielleicht hängt es damit zusammen, dass ich sehr nah dran sein will. Ich hätte es früher nicht gedacht, aber ich unterrichte gerne“, sagt Arenz. „Ich bin gerne mit jungen Leuten zusammen, weil es auch so ein Privileg ist, in dieser Zeit noch in die Geistes- und Herzensbildung ein bisschen miteingreifen zu können.“

Erinnerungen an die eigene Jugend

Womöglich flössen die Erfahrungen dann auch zurück ins Schreiben: „Aber ich glaube, das ist gar nicht so viel, sondern ich erinnere mich auch einfach daran, wie ich als Jugendlicher war. Wie das war: diese Unsicherheiten, diese Schwierigkeiten, die man hatte, aber gleichzeitig auch dieses Gefühl, dass man so viele Chancen hat. Das habe ich nicht vergessen.“
(mfu)

Ewald Arenz: "Die Liebe an miesen Tagen"
DuMont, Köln 2023
384 Seiten, 24 Euro

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