Ex-Soldat Wolf Gregis

Die Geschichte eines Afghanistan-Heimkehrers

08:20 Minuten
Vier Bundeswehrsoldaten in voller Kampfmontur mit Sonnenbrillen.
Wolf Gregis hat die Wirklichkeit in Afghanistan erlebt. Und jetzt einen Roman darüber geschrieben. © picture-alliance/ dpa / Maurizio_Gambarini
Moderation Ute Welty |
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Er war als Soldat in Afghanistan, jetzt ist er Lehrer und hat einen Roman geschrieben – nah dran an seinem Leben. Dass die Taliban Afghanistan so schnell erobern konnten, überrascht Wolf Gregis nicht: Er kennt die afghanische Armee. Ihre Kampfkraft sei gering.
Dass die Taliban nach dem Rückzug der westlichen Truppen so schnell auf Kabul zu marschierten, hat Wolf Gregis nicht überrascht. Er war ab 2008 in Masar-i-Scharif stationiert und kennt die afghanische Armee.
Es habe Willkür gegeben, der Sold sei unregelmäßig gezahlt worden und das Ansehen der Truppe gering: "Das alles führt dazu, die Kampfkraft der Afghanen nicht allzu hoch einzuschätzen."
Inzwischen ist Gregis nicht mehr Soldat, sondern unterrichtet Deutsch und Geschichte. Und hat jetzt seinen ersten Roman veröffentlicht. "Sandseele" handelt von einem Afghanistan-Heimkehrer. Die Geschichte ist nah dran am Leben von Wolf Gregis und doch ist sie literarisch verfremdet.

Den Hindukusch mit eigenen Augen sehen

Die Bücher, die bisher über Afghanistan erschienen sind, findet Gregis gut, aber sie sind ihm zu sehr nach "Aktenlage" geschrieben: "Keiner von denen hat tatsächlich den Hindukusch mit eigenen Augen gesehen."
Außerdem sei die Bundeswehr zu klischeehaft dargestellt, sagt Gregis: "Und da sagte ich, ich fühle mich nicht repräsentiert. Hier muss man auch eine Stimme hörbar machen, die bisher nicht gehört wurde. Und das sind die Veteraninnen und Veteranen selbst."
Rückblickend auf den Afghanistaneinsatz sagt Gregis, es sei nicht Aufgabe der Bundeswehr gewesen, die Demokratie einzuführen: "Das kann gar nicht der Auftrag einer Armee sein, sondern das ist eine politische Aufgabe."
Und der Soldat habe mit der Staatenbildung nichts zu tun: "Der sorgt nur für ein Umfeld, in dem das überhaupt stattfinden kann."
(beb)

"Afghanistan lässt mich nicht los"

Johannes Clair war 24 Jahre alt, als er als Fallschirmspringer der Bundeswehr in Afghanistan kämpfte. Nach seiner Rückkehr leidet er an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Seine Ängste schreibt er sich in seinem Buch "Vier Tage im November" von der Seele.

Johannes Clair, braune Haare, schwarzes Hemd mit weißem Shirt darunter, schaut an einem Baum lehnend in die Kamera. 
© Anna-Miriam Hecht
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