"Ganze Welt ist ein einziges Entenhausen"
Anlässlich seines 80. Geburtstags äußert sich Donald Duck erstmals zur Herkunft seiner vermeintlichen Neffen und nimmt die vorherige Kritik an seinem Rivalen Gustav Gans zurück. Dieser sei ein Opfer sexueller Tabuisierung. Duck, der aufgrund mangelnder Bildung selbst immer wieder diffamiert wurde, überrascht zudem mit Bemerkungen zu Friedrich Schiller.
Klaus Pokatzky: Herr Duck, Welche Bücher lesen Sie am liebsten.
Donald Duck: Äh, wie war noch mal Ihr Name
Pokatzky: Klaus.
Duck: Klaus. Auch ein sehr schöner Name.
Pokatzky: Danke Donald. Aber wie steht es denn jetzt um Ihren Lieblingsschriftsteller?
Duck: Nun. Die berühmte deutsche Übersetzerin Frau Dr. Erika Fuchs hat mir, als sie zu meinem fünfzigsten Geburtstag in Entenhausen war, eine Gesamtausgabe eines deutschen Dichters geschenkt. Friedrich ähähäh. Genau Schiller.
"Ich stehe eben immer wieder auf"
Pokatzky: Und wie fanden Sie denn die Übersetzungen von Erika Fuchs?
Duck: Von Schiller?
Pokatzky: Also Donald; Ich meine natürlich die Übersetzungen, die Erika Fuchs von Ihnen gemacht hat. Wie sie, Erika Fuchs, Duckburg ins deutsche Entenhausen übertragen hat.
Duck: Die ganze Welt ist ein einziges Entenhausen.
Pokatzky: Genau, und sie hat aus Ihrem reichen Onkel Scrooge McDuck den Onkel Dagobert gemacht.
Duck: Reich, sagen Sie? Stinkreich! Er ist Quadrillionär und Fantastilliardär – und ich muss mit ihm um jeden Taler feilschen, weil er die sich lieber über die Glatze prasseln lässt, wenn er in der Badewanne sitzt. Ich bitte Sie!
Pokatzky: Ja, Sie sind der ewige Verlierer, lieber Donald. Wie sind Sie achtzig Jahre damit fertig geworden?
Duck: Ich stehe eben immer wieder auf. Und das soll mir erst mal einer nachmachen.
Eheähnliche Lebenspartnerschaft mit Daisy Duck
Pokatzky: Sie sind der Anarchist, der am Ende immer gegen den Superkapitalisten verliert!
Duck: Ich bitte Sie! Ich gebe nie auf. Von mir kann jeder lernen.
Pokatzky: Aber noch mal zu Erika Fuchs, die ja noch älter wurde als sie, nämlich 98 und dann leider 2005 gestorben ist.
Duck: Ja. Sie war großartig. Was ich in Deutschland bin, habe ich ihr zu verdanken. Nicht nur, wie sie unsere Entenhausener Sprache ins Deutsche übersetzt hat, sondern auch diese Wortschöpfungen wie. Wie. Wie geht das noch mal?
Pokatzky: Schluck, Stöhn, Knarr, Klimper, Grübel, Zitter.
Duck: Genau. Großartig. Erika Fuchs hat uns wirklich verstanden.
Pokatzky: Aber auch sie konnte nie dafür sorgen, dass das Verhältnis zwischen Ihnen und Daisy Duck zu einer eheähnlichen Lebenspartnerschaft gefunden hat.
Duck: Ich bitte Sie. Bevor dieser neumodische Begriff von der eheähnlichen Lebenspartnerschaft überhaupt erfunden wurde, haben Daisy und ich ihn doch schon gelebt. Natürlich: mein Lieblingszeichner Carl Barks...
Pokatzky: Carl Barks, der für Walt Disney gezeichnet hat, und der ein Konservativer war, aber mit einem kritischen Blick auf die amerikanische Gesellschaft; der sich immer gerne zum Beispiel lustig gemacht hat über Militärs und denen so viele Orden an die Brust gehängt hat, dass sie kaum mehr laufen konnten.
Duck: Richtig. Das ging noch. Das hat er toll gemacht. Aber sehen Sie – also: mit der Sexualität musste Carl Barks sich an diese typische amerikanische Spießigkeit halten. Jeder in Entenhausen weiß doch, dass Gustav Gans schwul ist und er baggert immer meine Daisy an. Das ist doch nur, weil er sich nicht outen darf. Und bei Daisy hätte er sowieso keine Chance. Mit der und mir läuft es schon ewig bestens. Was meinen Sie denn, wo die drei herkommen?
Spekulationen über Tick, Trick und Track
Pokatzky: Sie meinen: Tick, Trick und Track sind die Kinder von Ihnen und...
Duck: Schluck, Stöhn, Knarr, Klimper, Grübel.
Pokatzky: Aber dann vielleicht doch noch mal zurück zur Literatur. Was Sie als eine der berühmtesten Figuren der Weltliteratur selber gerne lesen. Sie sprachen ja schon Friedrich Schiller an und Erika Fuchs hat ja immer gerne klassische Zitate abgewandelt in unser deutsches Entenhausen gebracht. Ihre drei kleinen Jungs, äh Neffen vom Fähnlein Fieselschweif, Tick Trick und Track, sagen mal diesen unsterblichen Satz.
Duck: Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns waschen und Gefahr!
Pokatzky: Also lesen Sie gerne Schiller? Vielleicht den Wilhelm Tell?
(Neffe ruft: Onkel Donald kann nicht lesen.)
Duck: Ruhe. Ächz. Stöhn. Krach. Polter.
Duck: Ruhe. Ächz. Stöhn. Krach. Polter.
Pokatzky: Und damit gebe ich zurück in das Sendestudio. Unsere Übersetzer waren Moritz und Emil Behrendt. Klaus Pokatzky verabschiedet sich aus Entenhausen.