Experiment im Deutschen Technikmuseum

Ein Roboter als Museumsführer

Roboter Tim führt im Deutschen Technikmuseum durch eine Ausstellung.
Roboter Tim führt im Deutschen Technikmuseum durch eine Ausstellung. © Deutschlandradio/ Paul Vorreiter
Von Paul Vorreiter |
Einen großen Teil unserer Jobs können Maschinen, Computer und Roboter bald genauso erledigen wie wir Menschen. Besonders anfällige Jobs sind Bürotätigkeiten, Post- und Zustelldienste oder Reinigungsarbeiten. Aber es gibt auch Roboter im Kulturbereich: Im Deutschen Technikmuseum in Berlin arbeitet Roboter Tim neuerdings als Guide.
Oh, ganz leise sein, da schläft jemand: Tim. Er ist etwa 1 Meter 50 groß und ist so etwas wie eine türkisblaue Mensch-ärgere-dich-nicht-Figur auf Rädern. Die Kulleraugen sind geschlossen. Sie schauen unter einer Glaskugel hervor, die auf einem Kegel befestigt ist. Jetzt am späten Nachmittag hat er sich einen Power-Nap erlaubt, weil im Museum nicht viel los ist. Dann werde ich ihn jetzt mal wecken: "Hallo, ich bin Tim, der Museumsroboter. Ich bringe dich zu spannenden Dingen in der Ausstellung 'Das Netz.'"
Tim ist ganz in seinem Element. In der Dauerausstellung geht es schließlich darum, wie sich Informations- und Kommunikationsnetzwerke entwickelt haben. Auch sein Name ist kein Zufall. Er ist eine Referenz an den Erfinder des World Wide Web, Tim Berners-Lee.
Auf dem Display erscheinen zwölf der rund 500 Ausstellungsobjekte. Darunter ist "Datenkrake Otto", ein Latex-Krake, den Überwachungsgegner auf Demos herumgetragen haben. Tim kann mich aber auch zu einem orangenen Wählscheiben-Telefon aus den 70ern bringen. Mit vier KmH rollt Tim durch die Halle - weil er computergesteuerte Getriebemotoren hat, kann er sich selbständig bewegen: "Mir nach!" Tim lässt sich auch nicht beeindrucken, wenn ich ihm vor die Räder springe: "Kannst du bitte den Weg freimachen?"

Tim kann Hindernisse erkennen, aber nicht diskutieren

Touchpad von Roboter Tim
Besucher können mit Roboter Tim im Deutschen Technikmuseum über ein Touchpad in Kontakt treten.© Deutschlandradio/ Paul Vorreiter
In Tims eingebautem Computer ist der Ausstellungsplan gespeichert. Dadurch weiß er, wo sich die Objekte befinden. Mithilfe seiner Sensoren und einer 3D-Kamera kann er im Raum navigieren und Hindernisse erkennen. Theoretisch kann Tim noch viel mehr, als nur durch ein Museum führen. Er könnte auch in Restaurants das Geschirr abräumen. Hier in der Ausstellung schlängelt er sich an Vitrinen und Podesten vorbei und bleibt dann vor einem Gegenstand stehen:
"Hier seht ihr eine besondere Klobrille. Sie kann viel mehr als ein gewöhnlicher WC-Sitz. Dafür sorgen die goldenen Elektroden, die in die Sitzfläche eingebaut sind. Damit untersucht die Toilette automatisch jeden, der auf ihr Platz nimmt. Sie misst den Fettanteil und den Wasseranteil im Körper und prüft, ob das Herz richtig funktioniert."
Eva Kudraß ist Kuratorin im Deutschen Technikmuseum. Was für ein Typ ist er? "Ansonsten ist er eher so der Dozent. Ich habe eine Situation schon beobachtet, dass gerade eine Führung durch die Ausstellung war und Tim aber zu einem Objekt fahren wollte, wo eben die Gruppe direkt davor stand und dass er sich da reingedrängelt hat und dann angefangen hat, über sein Objekt zu erzählen. Also er lässt sich da nicht abbringen von anderen Leuten, die in der Ausstellung rumstehen."

Auch andere Roboter haben Kommunikationsdefizite

Tim begreift nicht, wann er stört und lernt auch nicht dazu. Deshalb kommt er auch nicht wirklich menschlich rüber - trotz Knopfaugen und 75 Kilogramm Gewicht. Er kann zwar sprechen, aber nicht auf Fragen antworten. Wer mit ihm kommunizieren will, muss den Touchscreen bedienen. Möglich wäre es aber, ihm noch einige Add-ons zu beschaffen, etwa eine Spracherkennung. Das Deutsche Technikmuseum denkt darüber nach. Mit seiner jetzigen Ausstattung hat er etwa 30.000 Euro gekostet. Gebaut hat ihn eine Firma aus Ilmenau. Ob so jemand wie Tim die Arbeit von Museumsführern einmal überflüssig machen könnte? Kuratorin Eva Kudraß:
"Ich glaube nicht, dass Roboter auf Dauer die Menschen in Museen ersetzen werden. Natürlich können Roboter schon relativ viel, aber letztlich sind sie zu unflexibel."
In der Tat muss wohl noch viel Zeit vergehen, bis Roboter wirklich menschliche Züge bekommen. Nicht nur flexibler müssten sie werden, sie müssten auch sinnvoll kommunizieren können. Nicht nur Tim hat da seine Defizite:
"Hey Siri!"
"Ich höre zu!"
"Magst du, Roboter?"
"Das möchte ich lieber nicht sagen, Paul."
"Kennst du Tim?"
"Wer, ich?"
"Ja!!!"
"Genau!"
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