Experte: Erfahrungen mit der Wasserprivatisierung negativ

Nach Einschätzung des Wasserexperten der Hilfsorganisation "Brot für die Welt", Bernhard Wiesmeier, sind die langfristigen Erfahrungen mit der Privatisierung der Wasserversorgung durchweg negativ.
Anlässlich der morgen beginnenden Europäischen Grundwasserkonferenz verwies der Vertreter der Initiative "MenschenRecht Wasser" am Mittwoch im Deutschlandradio Kultur auf die Erfahrungen in den Entwicklungs- und Schwellenländern seit Anfang der 90er Jahre. Die Hoffnungen auf einen Modernisierungsschub und mehr Effektivität hätten sich nicht erfüllt: "Es wurden kaum Investitionen von Seiten der Privatwirtschaft getätigt – sei es in Buenos Aires, sei es in Bolivien, sei es in Tansania."

Wiesmeier wandte sich zugleich dagegen, die Wasserversorgung allein der öffentlichen Hand zu überlassen. Nötig sei vielmehr eine Reform der öffentlichen Unternehmen. Der Wasserexperte schlug Partnerschaften zwischen Städten oder öffentlichen Unternehmen vor. "Wir hier in Deutschland haben ja sehr gute Erfahrungen mit der kommunalen Wasserversorgung. Warum also diese guten Erfahrungen nicht auch zugänglich machen für Länder in Afrika, Asien oder Lateinamerika?" Außerdem plädierte Wiesmeier für eine Stärkung der Zivilgesellschaft, um Transparenz und öffentliche Kontrolle bei der Wasserversorgung zu erreichen.

Der Experte von "Brot für die Welt" zeigte sich zuversichtlich, dass der Widerstand gegen die Wasserprivatisierung erfolgreich sein wird. Dieser sei in den vergangenen Jahren sehr stark gewachsen, so Wiesmeier. Er verwies auf eine Konferenz in Neu Delhi im Jahr 2004 mit mehr als 300 Teilnehmern aus 60 Ländern. "Ich denke, dass diese Weltwasserbewegung es auch erreichen kann, beispielsweise eine internationale Konvention zum Schutz des Menschenrechts auf Wasser in Gang zu bringen."

Angesichts einer zunehmenden Sensibilisierung der Öffentlichkeit stünden "die Chancen nicht so schlecht", dass die Forderungen nach einer Rücknahme der Wasserprivatisierung auch in Deutschland Erfolg haben werden.

Das vollständige Gespräch mit Bernhard Wiesmeier können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player hören.
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