Damit alle satt werden
Wie kann es gelingen, den Hunger auf der Erde zu besiegen? Das ist eines der wichtigen Themen auf der Weltausstellung in Mailand, die am 1. Mai eröffnet wird. Kritiker monieren, dass sich auch McDonalds per Pavillon präsentiert - und Coca Cola Hauptsponsor ist.
Damit die Richtung dieser EXPO auch stimmt, wurde schon zwei Tage vor der offiziellen Eröffnung die so genannte Mailänder Charta unterschrieben. "Den Planeten ernähren – Energie für das Leben" ist das Motto der Weltausstellung – also nichts weniger, als ein großes, globales Problem:
"Indem wir diese Mailänder Charta unterschreiben erklären wir, unseren konkreten Einsatz zum Ziel einer nachhaltigen Entwicklung einzubringen, wie es von den Vereinten Nationen gefördert wird. Eine gerechte, nachhaltige Zukunft ist auch unsere Verantwortung."
Auch deshalb spielen verschiedene UN-Organisationen eine wichtige Rolle in Mailand. Und der Spanier Eduardo Rojas, der oberste Beauftragte der Vereinten Nationen auf der EXPO, will, dass das eine Weltausstellung wird, die zu denken gibt:
"Alle, einschließlich der Medien, haben die Verantwortung, die EXPO nicht nur als eine touristische Attraktion zu sehen und entsprechend zu aktivieren, sondern auch diese Gelegenheit zu nutzen, das Thema Ernährung während der sechs Monate entsprechend global zu platzieren. Und auf dieser Ebene sind wir alle verpflichtet, jede Gelegenheit zu nutzen."
Das Thema Ernährung wird in Mailand auch lustvoll angegangen
Aber vermutlich wird das "Den Planeten ernähren" auf dem EXPO-Gelände an vielen Stellen auch eine recht lustvolle Angelegenheit. Schließlich ist man in Italien – und die Mittelmeerküche ist schon seit fast fünf Jahren Weltkulturerbe. In vielen Pavillons soll probiert werden – der deutsche Pavillon hat sogar gleich vier verschiedene Restaurants.
Aber es wird nicht nur kulinarisch, sondern auch politisch: Viel Kritik gibt es daran, dass in Mailand auch Unternehmen vertreten sind, denen man auf den ersten Blick keine guten Lösungen für das Problem der Welternährung zutraut. McDonalds hat einen großen Pavillon, Coca Cola ist einer der Hauptsponsoren. Aber gerade sie können einen wichtigen Beitrag leisten, sagt Federica Corsi von der Nichtregierungsorganisation Oxfam Italia:
Essen für alle: Im System fehlen Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit
"So, wie das System der Nahrungsmittel heute ist, funktioniert es nicht. Was fehlt, ist der Fokus auf Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit. Wichtige Akteure des privaten Sektors in die Pflicht zu nehmen, die großen Marken der Nahrungsmittelindustrie, ist entscheidend. Für uns ist es wichtig, vor allem von ihnen einen Wandel zu verlangen."
Keine Berührungsängste also vor den großen Konzernen – auch wenn deren Methoden von vielen Experten heftig kritisiert werden - gerade Coca Cola und McDonalds sind wichtig, wenn sich wirklich etwas ändern soll, sagt zumindest die Oxfam-Vertreterin:
"Zur Zeit erleben wir eine Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, die nur einem bestimmten Teil der Welt nützt. Also hier funktioniert etwas nicht. Und wir müssen in vielen Bereichen handeln. Es sind viele Faktoren, die zu einem Lebensmittel-System führen, das wirklich funktioniert – und deshalb ist der Beitrag eines jeden Akteurs in diesem System wichtig."
Wer alles sehen will, muss mehrere Tage einplanen
142 Länder stellen aus und drei internationale Organisationen. Es gibt so viel zu sehen, dass wirklich interessierte Besucher mehrere Tage einplanen sollten. 20 Millionen werden erwartet – und sie sollen große, aber vor allem auch viele kleine Beispiele sehen und erleben, wie man mit dem Problem der Welternährung umgehen kann. Eduardo Rojas, der Vertreter der Vereinten Nationen:
"Die EXPO ist keine Spezialveranstaltung für Ärzte oder für Ingenieure oder Wirtschaftswissenschaftler. Das ist für die gesamte Bevölkerung. Und das macht einen viel größeren Eindruck und hinterlässt einen Samen im Besucher, wenn es mit ganz klaren handfesten Beispielen vor Ort erörtert wird. Wenn wir uns da nur mit globalen Statistiken bewegen, wird es kaum jemand wahrnehmen und interessiert sein. Wenn man sieht, wie das betreffende Thema wirklich vor Ort gelöst worden ist, dann ist es viel einfacher, sich das zu merken."
Und weil das Thema ein komplexes ist, kann man sich schon mal auf viele verschiedene Aspekte einstellen. Landwirtschaftliche Produktion und Verschwendung, Tierhaltung und Klimawandel, Kriege und Katastrophen. Ausbeutung und Ressourcen schonen. Alles hängt mit allem zusammen.
So kann es gut sein, dass viele EXPO-Besucher das Mailänder Messegelände mit rauchendem Kopf verlassen. Aber auch, dass die Weltausstellung neu sensibilisiert. Für ein großes, globales Problem.