Gerösteter Kaffee soll die Wirtschaft entwickeln
05:14 Minuten
Äthiopien ist das Ursprungsland des Kaffees. Von hier werden Arabica-Bohnen in die ganze Welt exportiert. Trotz der langen Tradition im Rösten werden aber vor allem die rohen Bohnen ausgeführt. Das soll sich nun ändern.
Eine Frau bietet Kaffee in Äthiopien an. Eine Kaffeezeremonie auf dem Land in Äthiopien. Die Bohnen werden über dem Feuer geröstet. Sie liegen auf einer schwarzen, leicht gewölbten Platte. Immer wieder schiebt eine junge Frau sie mit einem langen Haken hin und her, bis die Bohnen den passenden Röstgrad erreicht haben. Ein wunderbarer Duft steigt auf.
Export in die ganze Welt
Solche Zeremonien gibt es seit Hunderten von Jahren in Äthiopien, dem Ursprungsland des Kaffees. Heute werden von hier Arabica-Bohnen in die ganze Welt exportiert. Ein großer Teil geht nach Europa. Allerdings werden trotz der langen Tradition im Rösten bisher vor allem die rohen Bohnen ausgeführt. Eine Rösterei unter deutscher Leitung will das ändern.
Die Kaffeefabrik liegt etwas außerhalb der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Auch hier lässt sich sofort erschnuppern, dass Kaffeebohnen geröstet werden. Durch einen Trichter fallen sie in einen heißen Kessel. Etwa 30 Kilo passen hier rein. Die Bohnen werden langsam angeröstet. Felix Ahlers ist zufrieden:
"Die Bohnen sehen super aus. Sehr einheitlich von der Größe. Sehr schön von der Farbe."
Der Unternehmer ist Vorstandsvorsitzender von Frosta aus Norddeutschland. Eigentlich denkt man bei dem Familienunternehmen eher an Tiefkühlkost. Aber vor einigen Jahren stieg Felix Ahlers ins Kaffeegeschäft ein. Er war damals in Äthiopien unterwegs und entdeckte sein Herz für das Land, die Menschen und den Kaffee.
Der Unternehmer ist Vorstandsvorsitzender von Frosta aus Norddeutschland. Eigentlich denkt man bei dem Familienunternehmen eher an Tiefkühlkost. Aber vor einigen Jahren stieg Felix Ahlers ins Kaffeegeschäft ein. Er war damals in Äthiopien unterwegs und entdeckte sein Herz für das Land, die Menschen und den Kaffee.
"Wir sind tatsächlich auf jeden Fall die Ersten, die angefangen haben, in Äthiopien den grünen Kaffee zu rösten und erst dann nach Deutschland zu exportieren. Ich glaube, das ist eine gute Bewegung, weil das dazu führt, dass das Land mehr von seinem eigenen Kaffee profitiert."
Handel statt Hilfe
Ein Kilo gerösteter Kaffee kostet auf dem Weltmarkt fast doppelt so viel wie die rohen Bohnen, die sonst aus Äthiopien exportiert werden. Damit fließt also deutlich mehr Geld hierher. Außerdem gibt es in der Rösterei zusätzliche Arbeitsplätze. Für das Entwicklungsland sind die enorm wichtig. Ahlers steht ganz hinter dem Konzept: Handel statt Hilfe.
"Wir sagen auch, letztlich ist es trade not aid. Ich glaube daran, dass echte wirtschaftliche Beziehung auf Augenhöhe mit afrikanischen Ländern wie Äthiopien eigentlich langfristig der richtige Weg ist."
Deswegen hat sich der Unternehmer auch darum bemüht, dass die Rösterei ein IFS-Zertifikat bekommt. Diese Zertifizierung bedeutet, dass bei der Produktion in Äthiopien europäische Standards erfüllt werden müssen. Die Fabrik musste dafür noch mal gründlich umgebaut werden, erzählt Ahlers einige Zeit nach dem Röstereibesuch am Telefon.
"Wir haben die Rösterei in den letzten zwölf Monaten noch mal an dieses neue Konzept und an diese Standards angepasst, sodass man in den nächsten Monaten wahrscheinlich eine Rösterei hat, die komplett auf gleichem Niveau produziert, wie die Röstereien in Europa."
Es gibt jetzt eigene Waschräume für die Mitarbeiter und auch eine Kantine. "Alles Dinge, die sonst in Afrika nicht unbedingt Standard sind."
70 Prozent der Bevölkerung arbeiten in der Landwirtschaft
Ungewöhnlich ist auch, dass der Produktionsprozess selbst nach dem Rösten noch weitergeht. Die Bohnen werden in einer Nebenhalle direkt eingetütet. Auf den Packungen prangt der Aufkleber: Solino Coffee, auch das Etikett ist hier hergestellt. Insgesamt sind so 150 Arbeitsplätze entstanden.
"In einem Land wie Äthiopien ist es natürlich enorm wichtig, dass sich die Verarbeitung entwickelt und das Land nicht nur von der reinen Landwirtschaft abhängig ist."
70 Prozent der Bevölkerung in Äthiopien arbeiten in der Landwirtschaft. Aber viele junge Menschen suchen inzwischen nach anderen Perspektiven. Gerade die gut Ausgebildeten, die im Land so dringend gebraucht werden, wandern ohne Zukunftschancen aus. Für Ahlers steht fest: Um das zu verhindern, muss sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt ändern.
"Kaffee ist auch nur ein Beispiel dafür. Aber letztlich müssen in anderen Produktkategorien auch Verarbeitungsbetriebe entstehen. Dadurch entstehen dann automatisch qualifizierte Jobs, die automatisch auch besser bezahlt sind. In dem Moment, wenn sie besser bezahlte, qualifizierte Jobs haben, dann haben sie kein Interesse, das Land zu verlassen."
Der Anfang ist gemacht
Samson Moges ist einer der Mitarbeiter bei Solino Coffee mit so einem qualifizierten Job. Er weiß viel über Kaffee, aber auch darüber, wie man einen Betrieb führt.
"In diesem Projekt sorgen wir dafür, dass wir aus unseren Produkten selbst Profit ziehen. Wir haben damit einen ganz anderen Einfluss auf die wirtschaftliche Situation im Land. Ich liebe meinen Job, auch weil wir hier wie eine Familie sind."
Bis jetzt schickt Solino etwa 200 Tonnen gerösteten Kaffee im Jahr nach Deutschland. Verglichen mit den 250.000 Tonnen Rohkaffee, die Äthiopien im Jahr exportiert, sind das nur ein paar Bohnen. Aber für Ahlers ist es ein Anfang:
"Wir würden gerne irgendwann auch mal 1000 Tonnen machen, so dass dann insgesamt unser Ziel ist, auch 1000 Mitarbeiter zu haben."