"Ohne Risiko kannst du vom Bergsteigen nicht leben"
Den Wert des Lebens habe er in gefährlichen Situationen immer am besten gespürt, sagt der Extrembergsteiger Hans Kammerlander. Und gefährliche Situationen gab es einige in seiner Jahrzehnte währenden Karriere. Zum Beispiel 1991 am Manaslu in Nepal, wo er zwei enge Freunde verloren hat.
"Es war damals für mich sehr hart, vor allem der Freund, den der Blitz getroffen hat, Friedl Mutschlechner, war damals mein engster Freund und Lehrmeister am Berg und das Ganze war mir einfach zu viel. Er wurde ein paar Meter neben mir vom Blitz getroffen, selber hat es mir nur leicht ‚ne Hand verbrannt. Ich bin runter und habe mir damals gesagt: In diese Gegend möchte ich nicht mehr zurück, das könnte nur die Wunden wieder aufs Neue aufreißen."
Aufgewachsen ist Hans Kammerlander als sechstes Kind einer Südtiroler Bergbauernfamilie. Mit zehn Jahren verlor er seine Mutter.
Eine Kindheit ohne Strom und fließend Wasser
"Die Jugendzeit war sehr, sehr einsam, weil auf diesem kleinen Bauernhof gab es kein Licht, keinen Strom, abends eine Kerze und es gab auch kein fließendes Wasser im Haus, nur einen Brunnen vor dem Haus. Früh und abends waren wir im Stall, und am Tag waren wir ein bisschen in der Schule. Das hat mich nicht richtig interessiert. Diese Jugendzeit – im Endeffekt war sie schön, aber sie war nicht leicht."
Bereits in seiner Kindheit auf dem Bauernhof hat er sich dort bei der harten körperlichen Arbeit früh die Kondition geholt, die ihm später am Berg hilfreich war und auch Reinhold Messner von seinen Fähigkeiten als Expeditionspartner überzeugte. Der heute 62-Jährige hat zwölf der vierzehn Achttausender bestiegen, hielt zehn Jahre lang den Rekord für die schnellste Besteigung des höchsten Bergs der Erde und ist als erster Mensch vom Gipfel des Mount Everest mit Skiern abgefahren.
Engagement für Schulen und Kinderheime in Nepal
"Ich habe mich für dieses Abenteuer sechs Wochen vorbereitet, war zwischen 5000 und 8000 Meter unterwegs, um mich zu akklimatisieren und auch mit Ski zu trainieren. Als ich dann vom Basislager aufgebrochen bin, war ich allein. Es war um 5 Uhr abends, wo man sich normalerweise für die Nacht vorbereitet. Dann folgt dieser Nachtaufstieg mit vielen Zweifeln, um um 10 Uhr morgens ganz allein auf dem höchsten Punkt der Welt zu sein. Es war niemand auf dem Berg unterwegs. Und dann die Steigeisen weg, die glatten Skier an und in die Tiefe blicken. Also, dieses Losfahren, dieser Moment ist für mich nicht mehr zu toppen. Aber ich habe sehr mit mir ringen müssen, denn ohne Sauerstoff bist du auch sehr müde."
Seit Hans Kammerlander das extreme Hochleistungsklettern aufgegeben hat, widmet sich der Sportler vermehrt seinem Engagement in Nepal, wo er Schulen und Kinderheime mit aufgebaut hat.