Lokale Communitys statt globale Plattformen
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Nach den Anschlägen versucht Sri Lankas Regierung die Kommunikation im Land zu steuern – und hat Soziale Medien gesperrt. Das sei nicht effektiv und helfe nur der Regierung, meinen Kritiker. Sie stellen globale Plattformen insgesamt infrage.
Dass die Regierung von Sri Lanka Facebook und WhatsApp gesperrt hat, ist je nach Perspektive nachvollziehbar. Die Silicon-Valley-Journalistin Kara Swisher sagte recht einleuchtend: Wenn jemand Gift verbreitet, muss man das abstellen.
Die Regierung von Sri Lanka hat vielleicht gewissermaßen aus Notwehr gehandelt. Sie hat die Macht über die Kommunikation im Land wieder an sich gerissen, die vor allem Facebook allmählich übernommen hatte.
"Sie haben es mit einer Institution in Übersee zu tun, der sie es erlaubt haben, ihre soziale Infrastruktur zu kolonisieren", sagt der Journalismus-Professor Stephen Reese von der Universität von Texas. Reese kritisiert das Monopol von Facebook. Wenn die Plattform gesperrt wird, ist damit gleich ein Großteil der öffentlichen Kommunikation in einem Land wie Sri Lanka gesperrt. Wobei fraglich ist, wie effektiv die Sperrung überhaupt ist.
Facebook-Blockade erhöht Missinformation
"Social media blocks, I think, don't work." Sanjana Hattotuwa ist Medienwissenschaftler aus Sri Lanka. Er sagt: Die Verbreitung von Missinformation sei durch die Sperrung kaum zurückgegangen, während valide Informationen es durch die Sperrung viel schwerer hätten. Nachdem inzwischen klar ist, dass Behörden in Sri Lanka vor möglichen Anschlägen gewarnt wurden, sieht Sanjana Hattotuwa die anhaltende Facebook-Blockade als Vertuschungs-Maßnahme.
"Ich sage das klar und deutlich: Die Regierung hat versagt, und jetzt versucht sie das Ausmaß ihres Versagens durch die Social-Media-Blockade zu verbergen. Es ist eine Blockade, die nicht mehr der Sicherheit der Menschen dient, sondern sie davon abhält, ihre Enttäuschung und ihre Verärgerung über die Regierung auszudrücken."
Dennoch ist auch das Versagen von Facebook nicht von der Hand zu weisen. Oder vielmehr: das Versagen der Idee hinter Facebook. Die Idee einer globalen Community, die überall auf der Welt nach denselben Regeln funktioniert - amerikanischen Regeln - und dieselben Ideale vertritt - kalifornische Ideale.
Facebook müsste auf lokale Communitys eingehen
"Man hat gedacht, das Internet könne die Idee von einem globalen Dorf wahr werden lassen. Das ist ja auch ein lohnendes Ziel: über Grenzen hinweg kommunizieren über eine gemeinsame Schnittstelle. Aber Communitys haben auch ihre eigene Geschichte und wie die globale Community mit ihnen interagiert ist nicht immer vorhersehbar, so wie in Sri Lanka."
Stephen Reese sagt, globale Communitys müssten mehr auf die Eigenheiten von lokalen Communitys eingehen. Facebook versucht das bisher eher halbherzig. Erst nach dem Gewaltausbruch in Sri Lanka vor einem Jahr - als Soziale Medien in noch größerem Stil gesperrt wurden - hat Facebook angefangen, Inhalte zu filtern.
"Ich glaube nicht, dass Social-Media-Unternehmen funktionieren können"
Jetzt gucken sich Menschen möglicherweise bedenkliche Posts aus Sri Lanka an - die künstliche Intelligenz des Unternehmens versteht die Sprache Sinhala nicht. Sanjana Hattotuwa begrüßt den Einsatz von Moderatoren zwar, sagt aber auch:
"Ich glaube nicht, dass Social-Media-Unternehmen funktionieren können. Ich glaube nicht, dass 2,2 Milliarden Menschen auf einer einzigen Plattform von Mister Zuckerberg und Sheryl Sandberg vom Silicon Valley aus kontrolliert werden können. Ich glaube, wir brauchen einen kompletten Neustart und müssen das komplett neu denken."
Regulierung sieht er nicht als Lösung. Zumindest in Sri Lanka würde das sehr kritisch gesehen und als Möglichkeit der Regierung zum Machtmissbrauch. Aber auch im Westen wäre es schwierig, sich auf Regeln zu einigen. Was Hatespeech ist, das sieht man zum Beispiel in Deutschland ganz anders als in den USA.
Wäre ein globales Netzwerk denkbar, dass sich jeder regionalen Community anpasst, indem es dort illegale oder unangemessene Inhalte verbirgt, ohne eine große Zensurmaschine zu sein? Das wäre allerdings nicht das, was Facebook heute ist.