Facebook und Hate Speech

Das asoziale Netzwerk?

Zahlreiche bunte Filzstifte in der Facebook-Europazentrale in Dublin neben dem Firmenlogo.
Die Rufe werden lauter, dass Facebook & Co. bei Hasskommentaren schneller durchgreifen sollen. © picture alliance/dpa/Jessica Binsch
Von Katharina Wilhelm, ARD-Studio Los Angeles |
Verhöhnung, Hetze, Gewaltaufrufe – die sogenannte Hate Speech in sozialen Netzwerken bricht sich derzeit ungehemmt Bahn. Unternehmen wie Facebook sollten dagegen stärker vorgehen, fordert unter anderem das Simon-Wiesenthal-Zentrum in Los Angeles.
"You can´t bully or post hate speech."
In einem Internetvideo erklärt Facebook seine eigenen Standards: kein Mobben, kein Hass, wer etwas in der Art sieht, soll es melden. Doch die Definition, was diese Standards tatsächlich verletzt, ist offenbar unterschiedlich. Das hat derzeit viel Kritik zur Folge.
Einer der Kritiker: Rabbi Abraham Cooper, der stellvertretende Direktor des Simon-Wiesenthal-Zentrums in Los Angeles. Er setzt sich, wie er sagt, regelmäßig mit Vertretern von Facebook und Twitter an einen Tisch und prangert Hasskommentare und Hetze im Netz an.
"They have various posting about Religions and its starts with the letters FU."
Bei Facebook würden beispielsweise viele Religionsgemeinschaften beschimpft erzählt er:
"Sie haben mal islamfeindliche Botschaften gelöscht. Wir haben daraufhin zu Facebook gesagt: fantastisch! Bitte behandelt alle Religionen gleich und löscht auch die anderen Hasskommentare. Daraufhin haben sie die Löschung aufgehoben. Das Argument von Facebook war: Wenn keine Person bedroht wurde, dann handelt es sich um freie Meinungsäußerung."
Die freie Meinungsäußerung hat in den USA einen immensen Stellenwert. Eine Einschränkung dieser: undenkbar. Das Problem: Was "hate speech", also Hasskommentare im Netz sind, das definiert Facebook nicht so genau. Daran müsse das Netzwerk arbeiten, meint der Cooper.
Auch Twitter sollte mehr Verantwortung übernehmen
Neben den Hasskommentaren im Netz beschäftigt sich Cooper auch mit digitalem Terrorismus, also der Vernetzung von Terrorgruppen im Internet, beispielsweise des "Islamische Staates".
In Bezug auf die sozialen Netzwerke findet er, dass Twitter sich, was die Nutzung des Netzwerks für radikale Gruppen angeht, noch viel stärker in einer Verantwortung sehen müsste:
"Ich habe mich im Silicon Valley mit Twitter und Facebook getroffen. Und habe ihnen Posts von der Terrormiliz IS gezeigt und gefragt, ob sie das gleich löschen könnten. Twitter meinte, nach der Beratung mit sechs Anwälten, nicht unbedingt, es komme auf den Inhalt an. Für Facebook war das keine Frage, denn der IS steht bei ihnen auf der Liste von Terrororganisationen, die runtergenommen werden."
Die Hasskommentare Einzelner, um die es derzeit in Deutschland geht, haben natürlich eine andere Qualität als der vernetzte Terror des IS.
Dass das Thema in Deutschland gerade so hochkocht kann er durchaus verstehen. Er glaubt, dass sich durch die Politik etwas bewegen lassen könnte:
"Die Unternehmen wollen es sicherlich nicht darauf ankommen lassen, dass der Bundestag neue Gesetze verfasst und ihnen strengere Regel vorgibt. Die Deutschen haben durchaus Muskeln, mit denen sie spielen können."
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