"Es ist sehr interessant, weil es nicht in eine bestehende Kategorie reinpasst. Die Blockchain (von Libra, Anm. d. R.) ist schon eine Blockchain, wo es nicht eine Firma gibt, die alles kontrolliert. Das heißt, es gibt keine Firma, die das Netzwerk und damit Transaktionen kontrollieren kann. Damit auch nicht unterbinden oder verbieten kann, das Netzwerk zu benutzen. Und auch keine Firma alleine kann die Regeln verändern. Bisher haben wir so etwas noch nicht auf dieser Größenebene gesehen." (Michel Rauchs)
Die Vision vom Global-Coin
14:28 Minuten
Facebook hat vergangene Woche seine Pläne einer eigenen Blockchain-basierten Kryptowährung vorgestellt. "Libra" soll 2020 starten und könnte für ein neues Zeitalter im globalen Finanzmarkt sorgen.
"Libra" soll Milliarden Menschen auf der ganzen Welt einen einfachen, sicheren und kostengünstigen Zugang zum globalen Finanzsystem ermöglichen. So zumindest die Idee von Facebook, das dabei in erster Linie die Nutzer und Kunden der eigenen Plattformen Whatsapp, Instagram und Facebook-Messenger im Auge hat.
Blockchain oder Bank?
Das Konzept ist nicht nur ein Angriff auf Banken und traditionelle Zahlungsdienstleister, sondern ruft auch bei Staaten und Datenschützern Besorgnis hervor. Die große Befürchtung: Ein "Facebookcoin" könnte die Macht und den Einfluss des Unternehmens im Netz enorm vergrößern. Mit Milliarden Nutzern und einem eigenen Geldsystem würde Facebook immer mehr der Aufsicht und Kontrolle demokratischer und rechtsstaatlicher Strukturen entgleiten.
Das Vorbild ist dabei Bitcoin – die größte und bekannteste Kryptowährung. An ihr orientiert sich Facebooks Vision stark, wenngleich einige Punkte fundamental anders gemacht werden sollen.
Bitcoin oder doch bestehendes Geldsystem?
Im Gegensatz zum Bitcoin, dessen Wert mitunter extrem stark schwankt, soll der Libra einen stabilen Wert bekommen. Hierfür soll Facebooks Kryptowährung eins zu eins durch einen milliardenschweren Korb von Bankguthaben in verschiedenen Währungen und Staatsanleihen gedeckt werden. Die Menge der verfügbaren Libras würde dabei nicht, wie bei Bitcoin durch aufwändige und stromintensive Rechenoperationen gesteuert, sondern durch Ein- und Auszahlungen in diese sogenannte Libra-Reserve.
Kritiker bemängeln jedoch: Durch die direkte Kopplung an das bestehende Geldsystem sei der Libra letztlich gar keine neue Währung, sondern nur eine digitale Repräsentation bereits bestehenden Geldes.
Friedemann Brenneis stellt die Pläne vor, und wir sprechen mit Michel Rauchs von der Universität Cambridge darüber, wie eine solche Facebook-Währung im globalen Finanzsystem einzuordnen wäre.