Facebook wird "Meta"

Wann kommt das Metaversum?

07:51 Minuten
Ein Laptop mit dem Logo von Meta. Mark Zuckerberg kündigte am Donnerstag an, dass Facebook seinen Namen in Meta ändert.
Aufbruch in ein neues Universum - nun unter dem Vorzeichen von "Meta", ehemals "Facebook". © imago / Pixsell / Goran Stanzl
Dirk von Gehlen im Gespräch mit Christine Watty |
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Der Facebook-Konzern heißt künftig "Meta". Damit beanspruche das Unternehmen eine im Silicon Valley hoch gehandelte Idee für sich, sagt der Journalist Dirk von Gehlen. Und von Gehlen meint: Facebook lenkt so auch geschickt von eigenen Problemen ab.
Ein Meta-Universum, das viele Internet-Dienste in einer zusammenhängenden Sphäre vereinigt: eine virtuelle Welt, die dazu einlädt, Konzertmitschnitte zu hören, Computergames zu spielen, online einzukaufen, Nachrichten auszutauschen und andere Internettätigkeiten zu vollbringen, ohne diesen Kosmos jemals verlassen zu müssen. So ungefähr sieht eine digitale Zukunftsvision aus, an deren Verwirklichung im Silicon Valley schon seit einer Weile viele Firmen arbeiten.

Ablenkung durch PR-Coup

Mit der Wahl des neuen Namens "Meta" greife der Facebook-Konzern diese Vision eines "Metaverse" auf und erkläre sie zum Inbegriff der eigenen Unternehmens-Identität, erläutert der Journalist Dirk von Gehlen vom Innovationsteam der Süddeutschen Zeitung. Das sei zunächst vor allem ein geschickter Marketing-Schachzug, so von Gehlen:
"Dem Facebook-Konzern, der jetzt 'Meta' heißt, ist es geglückt, mit diesem Thema davon abzulenken, dass eigentlich bei Facebook gerade einiges im Argen liegt, und dieser PR-Coup bringt jetzt das Thema Metaversum aufs Tapet."
Die Kontroverse um die "Facebook Leaks", umstrittene Details aus dem Innenleben des Unternehmens, die von der Whistleblowerin Frances Haugen publik gemacht wurden, trete für einen Moment in den Hintergrund, beobachtet von Gehlen, und durch den PR-Spin entstehe der Eindruck, das "Metaversum" sei eine Art neues Internets, das Facebook respektive "Meta" soeben erfinde.

Zweiter Anlauf

Doch auch schon 2003 habe es mit Second Life einen ersten Versuch zu einer virtuellen Welt gegeben, sagte der Medienwissenschaftler Michael Seemann [AUDIO] . Der gigantische Hype um diese Plattform, auf der auch virtuelle Grundstücke gehandelt wurden, sei längst abgeebbt. Spannend sei, so Seemann, dass Zuckerberg sehr viel Geld in die Hand nehme, um das "Metaverse" attraktiv zumachen, "um Leute dazu zu bringen Content, Geschäftsmodelle und virtuelle Objekte da rein zu transferieren."

Wettkampf von großen Anbietern

An entsprechenden Anwendungen für ein Metaversum werde längst auch von verschiedenen Firmen gearbeitet, sagt Dirk van Gehlen. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg sei nur einer von mehreren Wettbewerbern. "Die Idee dahinter ist größer als Facebook", sagt von Gehlen. Ob ein digitales Metaversum am Ende ein Produkt von Zuckerbergs Unternehmen sein werde, ob ein anderer Internetkonzern das Rennen mache, oder ob das Metaverse eine dezentrale Struktur haben werde, das könne heute noch niemand voraussehen.
"Ich glaube, wir werden erleben, dass wir mit technologischen Instrumenten tiefer in virtuelle Welten eintauchen", vermutet von Gehlen. In manchen Computerspielen sei diese Entwicklung heute schon weit fortgeschritten. "Und wir werden einen Wettkampf von großen Anbietern um die Infrastruktur erleben. Dafür hat sich Facebook jetzt positioniert. Und dass wir jetzt darüber reden und nicht mehr über die 'Leaks', ist natürlich für Zuckerberg auch ein angenehmer Nebeneffekt."
Das soziale Netzwerk Facebook, der Messenger-Dienst WhatsApp und die Foto- und Video-Plattform Instagram werden laut Zuckerberg unter ihren bisherigen Namen weiter bestehen. Der Mutterkonzern solle jedoch einen Namen erhalten, der seine umfassenden Aktivitäten in Zukunft besser repräsentiere.
(fka)
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