Sicher im Sattel
Die Fahrradkurse finden in kleinen Gruppen von rund zehn Teilnehmerinnen statt. © Malteser Hilfsdienst e.V.
Fahrradkurse für geflüchtete Frauen
Fahrrad fahren - in Deutschland selbstverständlich, in anderen Ländern den Männern vorbehalten. Der Verein "Grenzenlos in Bewegung" bietet deshalb Fahrradkurse für geflüchtete Frauen an. Eine der Trainerinnen ist unsere Kollegin Sabine Lerche.
Fahrradfahren ist für die allermeisten Menschen in Deutschland eine Selbstverständlichkeit: Rund 77 Prozent der Bevölkerung fahren Rad – nach den Zahlen des Bundesverkehrsministeriums aus dem Jahr 2021.
Radkurse ermöglichen mehr Teilhabe und Autonomie
Andere Menschen können allerdings nur zuschauen, wie beispielsweise geflüchtete Frauen aus Ländern, in denen es nicht möglich ist, das Radfahren zu lernen - oder ab einem bestimmten Alter verboten. Gerade für sie ermöglicht das Radfahren mehr Teilhabe und Selbständigkeit in Deutschland.
Unsere Kollegin Sabine Lerche gibt als Trainerin im Kölner Verein "Grenzenlos in Bewegung e.V." Fahrradkurse für geflüchtete Frauen - jeweils zehn Teilnehmerinnen pro Kurs. Immer wieder sei dabei die Sprache eine Barriere, vor allem wenn die Geflüchteten nicht Englisch sprechen, meint Lerche. Viele der Frauen kommen aus den Ländern Iran und Syrien oder auch aus afrikanischen Ländern.
Aber manche Aufforderungen seien simpel, wie beispielsweise „Stop“ für das Bremsen. Auch lasse sich Sport gut durch Gestik vermitteln.
Der Unterschied beim Fahrenlernen zwischen Erwachsenen und Kindern sei, dass Kinder einfach ausprobieren würden, meint Lerche. Bei den Frauen denke der Kopf viel zu sehr mit. Lerche sagt: „Manchmal probiere ich dann selber aus und sitze ganz komisch auf dem Fahrrad, um nachzuvollziehen, warum es gerade bei den Teilnehmerinnen nicht klappt.“
"Viele haben ein bisschen Angst"
Die Hauptschwierigkeit sei, die Balance zu halten und viel auf einmal zu machen: „Man muss treten, man muss den Lenker festhalten, man muss lenken – und dann muss man irgendwie noch nach vorne schauen“, sagt Lerche. Viele der Teilnehmerinnen würden aber eher schauen, ob die Füße auch gut treten und auf den Pedalen stehen.
„Ich sage dann gern: Sei stolz wie eine Königin, weil du Fahrradfahren kannst“, meint Lerche. Die Frauen richten sich dann tatsächlich auf und schauen nach vorne – mit dem Kinn nach oben. „Viele haben ein bisschen Angst, vor allem vor der Geschwindigkeit. Aber je flotter du bist und je gleichmäßiger du trittst, desto besser ist das Rad in der Balance.“
Kurse dauern insgesamt zehn Stunden
Lerche bietet die Kurse an zwei Tagen mit jeweils fünf Stunden an – auf Parkplätzen, Schulhöfen und Verkehrsübungsplätzen. Die Teilnehmerinnen bekommen danach ein Zertifikat und ein Foto.
Sie selbst ist dabei auf Kooperationen angewiesen, um neben dem Platz auch Fahrräder zu organisieren und Geld für die Helme zu sammeln.