Fahrräder aus Bambus und Helme aus Pappe
Das Fahrrad steht ohnehin schon an der Spitze ökologischer Fortbewegungsmittel. Nun soll es noch umweltfreundlicher werden - mit Rahmen aus recycelbarem Bambus und Fahrradhelmen aus Pappe. Einige Modelle sind auf der Eurobike in Friedrichshafen zu sehen.
"Der kleine Gang von der Seite, der große Gang von der Seite. - Wir nehmen den kleinen. Dann ist es wie ein ganz normales Fahrrad."
Letzte Einweisung vor einem Fahrradtest der besonderen Art: Die Rohre des Rahmens sind viel dicker - und erscheinen bräunlich gefärbt, so als bestünden sie aus Holz. Gunnar Fehlau, Fahrrad-Freak aus Göttingen, hat auf dem Sattel Platz genommen und tritt in die Pedale. Sein erster Eindruck:
"Dynamischer als erwartet, wenn ich das mit meinem Focus-Carbon-Rennrad vergleiche."
Fahrradhersteller Rolf Haberstock steht daneben, lächelt zufrieden. Nichts anderes hat er erwartet.
"Es ist ein deutlich weicheres Fahren als bei einem normalen ungefederten Rad. Aber hier, bei diesem Rad, haben wir keine Federung eingebaut. Man muss es selber probiert haben."
Aufs Neue blickt Rolf Haberstock auf den Rahmen mit den dicken, braunen Verstrebungen, die so ähnlich aussehen wie Großvaters Spazierstöcke - die Ursache für die weichen Fahreigenschaften.
"Es ist eben ein Bambusrad, wo eben dieser schnell nachwachsende Bambus verwendet wird. Der Rahmenbauer sitzt in Vietnam, mit einer eigenen Bambusplantage. Es muss ein ganz bestimmter Bambus sein, der diese Festigkeit hat."
Bambus als Basismaterial für ein Fahrrad - die Idee an sich ist schon über zehn Jahre alt. Die Verwirklichung scheiterte in der Vergangenheit aber an der Verbindung der Bambuselemente mit den Rädern, mit den Tretlagern und den Rest-Komponenten aus Kunststoff und Metall. Erst jene innovativen Klebetechniken, die in jüngster Zeit entwickelt wurden, sorgten dafür, dass ein Fahrrad mit Bambusrahmen über die notwendige Stabilität verfügt, erläutert Rolf Haberstock:
"Diese Klebetechnik hat in den letzten Jahren in der Luftfahrtindustrie, in der Automobilindustrie unheimlich an Wichtigkeit gewonnen. Die Klebetechnik hat sich so entwickelt, dass wir da Garantien entwickelt haben, die bisher so nicht möglich waren."
Gut geklebt, ist halb gewonnen - auf einem Fahrrad, das der Natur ein Stück weit näher ist. Zwar besteht der Rahmen, den Rolf Haberstock auf der Fahrradmesse "Eurobike" gezeigt hat, nur zu etwa 50 Prozent aus Bambus. Dank der neuen Klebetechniken sei diese Anteil aber noch steigerungsfähig, so der Hersteller. Die gute alte Fahrradklingel lässt sich zwar noch nicht aus recycelbarem Material herstellen, wohl aber viele andere Zubehör-Artikel, auf den der Fahrradfahrer kaum mehr verzichten kann. Beispiel:
"Über den Helm, über den wir jetzt reden, also der hat ein Innenleben aus Pappe."
Torsten Mendel vom Zubehör-Hersteller Abus aus dem nordrhein-westfälischen Wetter hält eine Art braunes, löchriges Etwas nach oben, das von der Form her tatsächlich so aussieht wie ein Fahrradhelm. Auffällig: Die geometrische Struktur.
"Die Pappe an sich besteht aus einer Honig-Wabenstruktur. Und dadurch bekommen wir diese Festigkeit hin, die der Helm bieten muss. Man sieht das beim Bienenstock: Da sind die Waben ja auch in einer sechseckigen Form angeordnet. Und so ist das hier auch. Und dadurch bekommen wir diese hohen Dämpfungs- und Steifigkeitswerte hin."
Genau diese geometrische Struktur, die einer Honigwabe ähnelt, ist der Garant für das erforderliche Maß an Stabilität - selbst wenn es zu einem Unfall kommt.
"Pappe hat dann die Eigenschaft, dass sie unwahrscheinlich robust, stabil sein kann und dadurch auch hohe Dämpfungseigenschaften aufbringt, sodass der Helm jede Norm erfüllt, die er erfüllen muss und teilweise sogar noch höher ist."
Allerdings stellt Abus nur die innere Struktur des Helms aus Pappe her. Der Außenaufsatz entsteht nach wie vor aus herkömmlichem Kunststoff; unter die Pappe kommt eine Art Polster aus recycelbarem Styropor. Dennoch besteht der Fahrradhelm zu mehr als die Hälfte aus Pappe - und das ist in Sachen Umweltverträglichkeit nach Meinung von Torsten Mendel kein Pappenstil:
"Wir leben in einer Zeit, in der Ökologie sehr groß geschrieben wird. Und die Fahrradbranche ist eine sehr nachhaltige, ökologische Branche. und wir haben uns gedacht, dass wir entsprechend Produkte anbieten müssen."
Und so sahen die Besucher der "Eurobike" auch Fahrradschlösser aus recycelbarem Material, ganz abgesehen von der passenden Bekleidung. Hier hätten, meint Gunnar Fehlau, die Hersteller das Potenzial naturnaher Werkstoffe schon sehr umfangreich ausgeschöpft:
"Es gibt Textilien, wo ich salopp sage: Die kann man fast essen. Und dass es recyceltes Material ist, ohne dass die Funktion auf der Strecke bleibt. Und das ist das Spannende für den Radfahrer: Es funktioniert ordentlich, und es ist ökologisch auf der richtigen Seite, wo das Fahrrad ja ohnehin schon ganz gut steht."
Letzte Einweisung vor einem Fahrradtest der besonderen Art: Die Rohre des Rahmens sind viel dicker - und erscheinen bräunlich gefärbt, so als bestünden sie aus Holz. Gunnar Fehlau, Fahrrad-Freak aus Göttingen, hat auf dem Sattel Platz genommen und tritt in die Pedale. Sein erster Eindruck:
"Dynamischer als erwartet, wenn ich das mit meinem Focus-Carbon-Rennrad vergleiche."
Fahrradhersteller Rolf Haberstock steht daneben, lächelt zufrieden. Nichts anderes hat er erwartet.
"Es ist ein deutlich weicheres Fahren als bei einem normalen ungefederten Rad. Aber hier, bei diesem Rad, haben wir keine Federung eingebaut. Man muss es selber probiert haben."
Aufs Neue blickt Rolf Haberstock auf den Rahmen mit den dicken, braunen Verstrebungen, die so ähnlich aussehen wie Großvaters Spazierstöcke - die Ursache für die weichen Fahreigenschaften.
"Es ist eben ein Bambusrad, wo eben dieser schnell nachwachsende Bambus verwendet wird. Der Rahmenbauer sitzt in Vietnam, mit einer eigenen Bambusplantage. Es muss ein ganz bestimmter Bambus sein, der diese Festigkeit hat."
Bambus als Basismaterial für ein Fahrrad - die Idee an sich ist schon über zehn Jahre alt. Die Verwirklichung scheiterte in der Vergangenheit aber an der Verbindung der Bambuselemente mit den Rädern, mit den Tretlagern und den Rest-Komponenten aus Kunststoff und Metall. Erst jene innovativen Klebetechniken, die in jüngster Zeit entwickelt wurden, sorgten dafür, dass ein Fahrrad mit Bambusrahmen über die notwendige Stabilität verfügt, erläutert Rolf Haberstock:
"Diese Klebetechnik hat in den letzten Jahren in der Luftfahrtindustrie, in der Automobilindustrie unheimlich an Wichtigkeit gewonnen. Die Klebetechnik hat sich so entwickelt, dass wir da Garantien entwickelt haben, die bisher so nicht möglich waren."
Gut geklebt, ist halb gewonnen - auf einem Fahrrad, das der Natur ein Stück weit näher ist. Zwar besteht der Rahmen, den Rolf Haberstock auf der Fahrradmesse "Eurobike" gezeigt hat, nur zu etwa 50 Prozent aus Bambus. Dank der neuen Klebetechniken sei diese Anteil aber noch steigerungsfähig, so der Hersteller. Die gute alte Fahrradklingel lässt sich zwar noch nicht aus recycelbarem Material herstellen, wohl aber viele andere Zubehör-Artikel, auf den der Fahrradfahrer kaum mehr verzichten kann. Beispiel:
"Über den Helm, über den wir jetzt reden, also der hat ein Innenleben aus Pappe."
Torsten Mendel vom Zubehör-Hersteller Abus aus dem nordrhein-westfälischen Wetter hält eine Art braunes, löchriges Etwas nach oben, das von der Form her tatsächlich so aussieht wie ein Fahrradhelm. Auffällig: Die geometrische Struktur.
"Die Pappe an sich besteht aus einer Honig-Wabenstruktur. Und dadurch bekommen wir diese Festigkeit hin, die der Helm bieten muss. Man sieht das beim Bienenstock: Da sind die Waben ja auch in einer sechseckigen Form angeordnet. Und so ist das hier auch. Und dadurch bekommen wir diese hohen Dämpfungs- und Steifigkeitswerte hin."
Genau diese geometrische Struktur, die einer Honigwabe ähnelt, ist der Garant für das erforderliche Maß an Stabilität - selbst wenn es zu einem Unfall kommt.
"Pappe hat dann die Eigenschaft, dass sie unwahrscheinlich robust, stabil sein kann und dadurch auch hohe Dämpfungseigenschaften aufbringt, sodass der Helm jede Norm erfüllt, die er erfüllen muss und teilweise sogar noch höher ist."
Allerdings stellt Abus nur die innere Struktur des Helms aus Pappe her. Der Außenaufsatz entsteht nach wie vor aus herkömmlichem Kunststoff; unter die Pappe kommt eine Art Polster aus recycelbarem Styropor. Dennoch besteht der Fahrradhelm zu mehr als die Hälfte aus Pappe - und das ist in Sachen Umweltverträglichkeit nach Meinung von Torsten Mendel kein Pappenstil:
"Wir leben in einer Zeit, in der Ökologie sehr groß geschrieben wird. Und die Fahrradbranche ist eine sehr nachhaltige, ökologische Branche. und wir haben uns gedacht, dass wir entsprechend Produkte anbieten müssen."
Und so sahen die Besucher der "Eurobike" auch Fahrradschlösser aus recycelbarem Material, ganz abgesehen von der passenden Bekleidung. Hier hätten, meint Gunnar Fehlau, die Hersteller das Potenzial naturnaher Werkstoffe schon sehr umfangreich ausgeschöpft:
"Es gibt Textilien, wo ich salopp sage: Die kann man fast essen. Und dass es recyceltes Material ist, ohne dass die Funktion auf der Strecke bleibt. Und das ist das Spannende für den Radfahrer: Es funktioniert ordentlich, und es ist ökologisch auf der richtigen Seite, wo das Fahrrad ja ohnehin schon ganz gut steht."