Fairer Sex für alle

Öffentliches Geld für feministische Pornos?

Ein Paar küsst sich während des Duschens
Es gibt zu wenig Pornos, die Sex als gleichberechtigte Angelegenheit darstellen - die Berliner SPD will deshalb feministische Pornos fördern. © imago
Ferike Thom im Gespräch mit Gesa Ufer |
Die Berliner SPD will feministische Pornos staatlich fördern lassen und via Mediatheken zugänglich machen. Diese "Dirty Diaries" könnten Jugendlichen als Anschauungsmaterial für eine gleichberechtigte Sexualität dienen, sagt Juso-Mitglied Ferike Thom.
Die Deutschen gelten als Weltmeister beim Pornogucken: Jeder achte Klick eines deutschen Users gilt einer Seite mit pornografischem Inhalt. Ein Vorstoß der Berliner SPD klingt deshalb skurril: staatliche Filmförderung für Pornos. Genauer gesagt, für feministische Pornos. Aber ist das wirklich ein Beitrag zur Gleichberechtigung?
Eingereicht hat den Antrag die Pankower Juso-Vorsitzende Ferike Thom. Für sie steht fest: Da Pornografie heute in jeglicher Form schon für Jugendliche problemlos via Internet zugänglich sei, solle wenigstens dafür gesorgt werden, dass junge Leute auch Zugriff auf feministische Pornos bekämen, die sich um die Darstellung von Sex als eine gleichberechtigte Angelegenheit bemühten.
Ferike Thom, Juso-Vorsitzende in Berlin-Pankow.
Ferike Thom, Juso-Vorsitzende in Berlin-Pankow.© privat
Denn abgesehen vom Sexualkundeunterricht und Gesprächen mit Eltern und Freunden sind Pornos meistens eine weitere wichtige Quelle, um sich über wie, wann, mit wem und wie oft zu informieren.

Problematische Darstellung von Geschlechterverhältnissen

In den herkömmlichen Pornos "haben wir eine ganz problematische Darstellung von Geschlechterverhältnissen", sagt Ferike Thom. "Der Mann, der sich einfach nimmt, was er braucht, und die Frau, die nur als Objekt der Lustbefriedigung da ist. Und wenn sich Jugendliche danach ausrichten und wenn das das Einzige ist, was sie sehen, und was ihnen erklärt, wie Sexualität angeblich funktioniert, ist das schwierig."
Nach einer längeren, kontroversen Diskussion hat sich die Berliner SPD deshalb nun dafür ausgesprochen, nach schwedischen Vorbild sogenannte "Dirty Diaries" zu fördern. So könnten auch in Deutschland diese Pornos gebührenfrei, dauerhaft und niedrigschwellig verfügbar werden – etwa über die Landes- und Bundeszentrale für politische Bildung oder über die Online-Mediathek der öffentlich-rechtlichen Sender, mit amtlich überprüfter Altersfreigabe.
(mkn)
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