Fake-News-Vorwürfe

YouTube sperrt Kanäle von RT Deutsch

02:35 Minuten
Schild des russischen Auslandssenders RT Deutsch in Berlin-Adlershof.
Der russische Staatssender RT Deutsch hat ein Studio in Berlin-Adlershof. Youtube löschte jetzt zwei Video-Kanäle wegen des Vorwurfs der Desinformation. © Imago / Steinach
Von Jana Münkel |
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Russia Today gilt als russischer Propagandasender. Auch in Deutschland betreibt er YouTube-Kanäle. Jetzt hat die Video-Plattform diese Kanäle gelöscht. Der Vorwurf: Der Sender verbreite Desinformation über Covid-19.

Was ist passiert?

Die Plattform YouTube hat die deutschsprachigen Video-Kanäle des russischen Staatssenders dauerhaft gelöscht. Dabei handelt es sich um die Kanäle "RT DE", der nach eigenen Angaben mehr als 600.000 Abonnenten hatte, und um den Zweitkanal "Der fehlende Part".

Warum hat YouTube die Kanäle gelöscht?

YouTube wirft dem Sender vor, in den Videos Falschinformationen über die Coronapandemie verbreitet zu haben. "RT DE" zitiert YouTube in einer Erklärung auf der Webseite, in der von "Verstößen gegen die Gemeinschaftsrichtlinien" und "medizinischen Falschinformationen" die Rede ist. Ein YouTube-Sprecher hat inzwischen gegenüber verschiedenen Medien bestätigt, dass die Seiten gelöscht wurden.
RT hatte laut YouTube schon vor einiger Zeit eine Warnung bekommen, einen "Strike", also eine kurzzeitige Sperre für verschiedene Inhalte auf einem der Kanäle. RT wollte das offenbar umgehen, indem Inhalte einfach auf dem Zweitkanal veröffentlicht wurden.
Das hat YouTube nach eigenen Angaben als Versuch gewertet, die Sperre zu umgehen, und jetzt beide Kanäle gelöscht.

Gründet RT einen eigenen Fernsehsender in Deutschland?

Es gibt ein eigenes Fernsehstudio in Berlin-Adlershof und RT Deutsch hat vor einiger Zeit versucht, über LinkedIn Moderatorinnen und Moderatoren für den Sender anzuwerben. Aber "RT DE" hat bislang keine Sendelizenz. Ein Antrag darauf wurde in Luxemburg eingereicht. Luxemburg ist aber nicht zuständig und lehnte den Antrag deshalb ab.
Verschiedene Medien haben berichtet, dass bei der zuständigen Medienanstalt Berlin-Brandenburg bislang kein Antrag eingegangen sei.

Kritik an YouTube

Die NZZ-Journalistin Hannah Bethke [AUDIO] findet es problematisch, dass Konzerne wie YouTube in dieser Weise die Politik beeinflussen. Der prominenteste Fall sei bisher gewesen, dass Twitter dem früheren US-Präsidenten Donald Trump den Account sperrte. Facebook habe erst kürzlich viele Kanäle der "Querdenker" gelöscht. "Jetzt kommt YouTube und mischt sich da rein."
Natürlich sei es problematisch, Falschnachrichten zu verbreiten, vor allem über die Corona-Pandemie. "Aber es ist von der Meinungsfreiheit gedeckt und es gibt eine Pressefreiheit und Medienfreiheit", sagt Bethke. Das sollte nicht mit den wirtschaftlichen Interessen großer Konzerne verknüpft werden. Es könne nicht sein, dass nur noch das verbreitet werde, was uns genehm sei. Sie wäre vorsichtig, gleich etwas zu löschen. "Da kommt auch gleich der Vorwurf der Zensur", so die Journalistin. Das stärke Gegner eher in ihren Vorurteilen als sie zu schwächen.
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