Faktengerippe ohne Leben
Olaf Benziger legt mit seinem Buch eine überaus detaillierte Schilderung des musikalischen Werkes von Bob Dylan vor. Er beruft sich dabei auf die originalen Studioprotokolle und schafft es somit, einen genauen Überblick über sämtliche Aufnahmesessions seiner Plattenfirma CBS/Sony seit 1962 zu geben, inklusive aller aufgenommenen (und teilweise unveröffentlicht gebliebenen) Songs, beteiligten Musiker sowie allen Auftritten in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Sämtliche der über 500 Dylan-Songs werden aufgeführt, ihre musikalischen Hintergründe gestreift, und der Autor führt sogar die wichtigsten Coverversionen anderer Künstler an. Selbst die wichtigsten Bootlegs, also nur auf dem Schwarzmarkt gehandelten Platten, werden mit einer genauen Songauflistung angeführt.
Im Vorwort gibt der Autor an, einen sachlichen Zugang zum Werk Bob Dylans liefern zu wollen, was ihm mit seiner (teilweise überbordenden) Faktenfülle auch gelingt – nur der Künstler selbst bleibt dabei relativ blass und im Hintergrund. Auch führt der Drang zur Vollständigkeit der Fakten dazu, dass diese nicht in ausreichendem Maße gewertet werden. Eine Wertung durch den Autor würde nämlich zugleich eine Beschränkung auf wesentliche Ecksteine der Karriere nahe legen. Somit führt der Untertitel "Seine Musik und sein Leben" ein wenig in die Irre, denn eigentlich geht es nur um Dylans Musik.
Auf das Leben außerhalb der Musik verzichtet Benziger mit Ausnahme weniger gesicherter Fakten nahezu vollständig und verweist stattdessen darauf, dass Dylan sich selbst ständig neu erfinde und somit eine psychologische Hinterfragung unmöglich mache. Die Konsequenz, darauf gleich völlig zu verzichten, stellt aber zweifellos ein Manko des Buchs dar. Jedenfalls dann, wenn der Leser nicht schon von vornherein ein ausgemachter Fan ist, dem zu seinem Glück nur noch ein paar vorher unbekannte Fakten fehlen und ein Nachschlagewerk, in dem diese alle übersichtlich aufgeführt sind.
Als Nachschlagewerk mit einigen eingestreuten Episoden mag dieses Buch auf viele Freunde stoßen und selbst Insidern durchaus nützlich sein. Wer aber den Menschen in all seinen Irrungen und Wirrungen sucht, bekommt nur ein Faktengerippe, aus dem er sich die Person des Künstlers selbst konstruieren muss.
Olaf Benziger: Bob Dylan - Seine Musik und sein Leben
dtv Premium
320 Seiten, 14,50 Euro
Im Vorwort gibt der Autor an, einen sachlichen Zugang zum Werk Bob Dylans liefern zu wollen, was ihm mit seiner (teilweise überbordenden) Faktenfülle auch gelingt – nur der Künstler selbst bleibt dabei relativ blass und im Hintergrund. Auch führt der Drang zur Vollständigkeit der Fakten dazu, dass diese nicht in ausreichendem Maße gewertet werden. Eine Wertung durch den Autor würde nämlich zugleich eine Beschränkung auf wesentliche Ecksteine der Karriere nahe legen. Somit führt der Untertitel "Seine Musik und sein Leben" ein wenig in die Irre, denn eigentlich geht es nur um Dylans Musik.
Auf das Leben außerhalb der Musik verzichtet Benziger mit Ausnahme weniger gesicherter Fakten nahezu vollständig und verweist stattdessen darauf, dass Dylan sich selbst ständig neu erfinde und somit eine psychologische Hinterfragung unmöglich mache. Die Konsequenz, darauf gleich völlig zu verzichten, stellt aber zweifellos ein Manko des Buchs dar. Jedenfalls dann, wenn der Leser nicht schon von vornherein ein ausgemachter Fan ist, dem zu seinem Glück nur noch ein paar vorher unbekannte Fakten fehlen und ein Nachschlagewerk, in dem diese alle übersichtlich aufgeführt sind.
Als Nachschlagewerk mit einigen eingestreuten Episoden mag dieses Buch auf viele Freunde stoßen und selbst Insidern durchaus nützlich sein. Wer aber den Menschen in all seinen Irrungen und Wirrungen sucht, bekommt nur ein Faktengerippe, aus dem er sich die Person des Künstlers selbst konstruieren muss.
Olaf Benziger: Bob Dylan - Seine Musik und sein Leben
dtv Premium
320 Seiten, 14,50 Euro