"Wir hatten Halle und wir haben Hanau und wir haben eine zunehmend toxischer werdende gesellschaftliche Stimmung, wo sich radikale rechte Kräfte durchsetzen und salonfähig geworden sind."
Falk Richter
"Heldenplatz"-Premiere in München
"Heldenplatz" mit Katharina Bach und Annette Paulmann. © Müchner Kammerspiele / Denis Kuhnert
Kein Skandal zu erwarten
06:27 Minuten

In München feiert heute das Stück "Heldenplatz" in einer Neufassung von Regisseur Falk Richter Premiere. Es sorgte einst in Wien für Furore und widmet sich jetzt den Gefahren durch rechtsradikale Kräfte im heutigen Deutschland.
Das Stück "Heldenplatz" des österreichischen Schriftstellers Thomas Bernhard löste in der Inszenierung von Regisseur Claus Peymann am Wiener Burgtheater 1988 einen großen Theaterskandal aus. Die Geschichte vom Suizid eines jüdischen Professors hat nun in einer Neufassung von Regisseur Falk Richter an den Münchner Kammerspielen Premiere.
Wenn die gesellschaftliche Stimmung kippt
"Das Stück beschreibt ziemlich genau den Moment, wenn eine gesellschaftliche Stimmung kippt, wenn sich radikal rechte Kräfte durchsetzen", sagt Richter. Es zeige, wie sich die Lage für Minderheiten dann verschärfe und sie überlegen müssten, wie sie damit umgehen. "Das wird weitgehend in diesem Stück diskutiert." Die Urfassung spiele im Jahr 1938 und zeige die Begeisterung der Österreicher für Adolf Hitler und den Antisemitismus.
Die Lage in Deutschland steht im Mittelpunkt
Er habe das Stück an die aktuelle Lage in Deutschland angepasst und einen neuen Akt dazu geschrieben, sagt Richter.
Er nehme das Stück zum Anlass, um über die Situation in der Bundesrepublik zu reden. Rechte und Rechtskonservative hätten in Deutschland wie in Österreich eine gewisse "Narrenfreiheit", kritisiert der Regisseur.
Nur wenig Publikum erlaubt
Anders als 1988 in Wien werde der "Heldenplatz" nicht zu einem Skandal führen, so Richter. "Das Stück liegt eine Weile und wir haben auch gar nicht den Anspruch, einen Skandal zu erzeugen." Hinzu komme, dass die Corona-Regeln nur eine Auslastung des Theaters mit einem Viertel der Besucher erlaubten. "Das ist eine relativ intime Aufführung." Er hoffe darauf, die Menschen im Publikum zu erreichen, die glaubten, dass eine wehrhafte Demokratie gebraucht werde.