Lars Eidinger sitzt Fake auf
Schauspieler Lars Eidinger ist auf russische Betrüger hereingefallen. Auf ihre Bitte hatte er einen vermeintlichen Brief des unter Hausarrest stehenden russischen Regisseurs Kirill Serebrennikow auf seinem Instagram-Account gepostet. Nur: Wem nützt die Aktion?
In dem angeblich von Kirill Serebrennikow stammenden Brief, den Lars Eidinger inzwischen wieder aus seinem Instagram-Account gelöscht hat, stand, dass Serebrennikow Künstler sei und kein Politiker, er habe nicht vor Russland zu verlassen. Bemerkenswert sei außerdem eine Passage gewesen, in der der vorgebliche Serebrennikow behauptet, der ukrainische Präsident Petro Poroschenko habe ihn gebeten, die Leitung eines Theaters in der Ukraine zu übernehmen und auch noch einen Propagandafilm zu drehen, sagt unser Korrespondent Thielko Grieß auf Deutschlandfunk Kultur.
Die beiden Männer, die hinter dieser Täuschungs-Attacke steckten, seien schon mehrfach durch ähnliche Aktionen aufgefallen. "Sie haben in den vergangenen Jahren zweimal den türkischen Machthaber Erdoğan angerufen und sich einmal als Putin ausgegeben, einmal als Poroschenko und sind dann eben auch durch die Leitung durchgekommen", sagt Grieß. Sie orientierten sich immer an der aktuellen Agenda und teilweise habe ihr Handeln eine reale Wirkung.
Eigenwerbung für zwei professionelle Täuscher?
Lars Eidinger sei ein gutes Opfer, da er für Angehörige einer sehr konservativen Bewegung in Russland eine Art Kristallisationspunkt sei. "Diese konservative Bewegung hat es sich zur Aufgabe gemacht, Moral und Anstand erstens zu definieren und zweitens auch in der Öffentlichkeit durchzusetzen und sie steht damit quer zu den Anliegen von Kunst." Ein Beispiel sei der Film "Matilda" über die Affäre des letzten russischen Zaren Nikolaus II. mit einer Ballerina, in dem Eidinger die Hauptrolle spiele. Die historisch belegte Affäre sei ein Tabuthema in konservativen Kreisen, Eidinger entsprechend angegriffen worden.
Wem diese Täuschung Eidingers nutze, sei die große Frage, sagt Grieß. "Am ehesten den beiden Prankstern." Kirill Serebrennikow werde damit wahrscheinlich nicht geholfen. So ein Fake sei in diesem Fall – Serebrennikow drohe eine jahrelange Haftstrafe – eher unangebracht, so Grieß' Einschätzung.