Familie als Mikrokosmos gesellschaftlicher Veränderungen
In seinem Debütroman "In Zeiten des abnehmenden Lichts" beschreibt Eugen Ruge 50 Jahre wechselvoller Geschichte auf vorwiegend ostdeutschem Boden. Der 58-Jährige wurde dafür mit dem Deutschen Buchpreis geehrt. Nun hat er den Stoff für das Deutsche Theater in Berlin aufbereitet. Regie führt Stephan Kimmig.
Eine bizarre russische Großmutter, ein demenzkranker Vater und ein Enkel, der aus der DDR ausreist – um all das geht es im Debüt von Eugen Ruge. "In Zeiten des abnehmenden Lichts" ist ein Familienroman, der gleichzeitig 50 Jahre wechselvoller Zeitgeschichte auf vorwiegend ostdeutschem Boden beschreibt. Die Jury des Deutschen Buchpreises lobte vor allem die große Unterhaltsamkeit und den starken Sinn für Komik, mit denen Ruge die Erfahrungen von vier Generationen zusammenführt.
Beginnend im Jahr 1952, erzählt der Autor von den überzeugten Altkommunisten Wilhelm und Charlotte, ihrem Sohn Kurt, der in einem sowjetischen Arbeitslager interniert war, als Geschichtsprofessor in Ost-Berlin jedoch seine eigene Geschichte verschweigt. Da sind die russische Frau Irina und der gemeinsame Sohn Alexander, der sich seinen Problemen immer durch Flucht entzieht – vor den Frauen, seinem Sohn und vor dem politischen System. Am 1. Oktober 1989 verlässt er die DDR - genau am Geburtstag des Großvaters – ein Tag, den Ruge aus verschiedenen Perspektiven beschreiben lässt:
"Dieser Geburtstag wird dann von sechs verschiedenen Figuren auf sehr verschiedene Weise erzählt. Jeder kommt also zu Wort mit seiner Sicht – ohne dass sich der Autor da übermäßig einmischt."
Eugen Ruge, geboren in der Sowjetunion, aufgewachsen in der DDR, wo er als Mathematiker arbeitete, ist von dort - wie sein Protagonist Alexander – ebenso abgehauen, weil er haderte mit der Utopie des Sozialismus. Wie Kurt im Roman war auch sein Vater ein Historiker, unter Stalin in Sibirien inhaftiert. "In Zeiten des abnehmenden Lichtes" ist also auch Eugen Ruges Familiengeschichte und Sohn Alexander eine Art Alter Ego des Autors:
Aus der Lesung: "Er war abgehauen und wieder zurückgekehrt. Wenn auch das Land, in das er zurückkehrte, verschwunden war – er hatte einen ordentlich bezahlten Job bei einem Kampfkunstmagazin angenommen und wieder gekündigt, hatte Schulden gemacht und wieder zurückgezahlt. Hatte ein Filmprojekt angezettelt. Vergiss es. Er hatte zehn oder fünfzehn Theaterstücke inszeniert an immer unbedeutenderen Theatern, war in Schweden, Spanien, Italien, Holland, Amerika, Ägypten, Irland gewesen, aber nicht in Mexiko – hatte eine unbestimmte Zahl von Frauen gevögelt, an deren Namen er sich nicht erinnerte. Hatte sich nach der Zeit des Umherstreifens wieder auf so etwas wie eine feste Beziehung eingelassen."
Die Familie als Mikrokosmos und Spiegel gesellschaftlicher Prozesse – lange hat Eugen Ruge an dem Stoff gearbeitet , auch an einem Theaterstück hat er sich dabei versucht, aber erst jetzt – über den Umweg des Romans – kehrt seine Geschichte auf die Bühne zurück.
Deutsches Theater: In Zeiten des abnehmenden Lichts
Mehr bei dradio.de:
Eine Ost-Familiensaga
Eugen Ruge: "In Zeiten abnehmenden Lichts", Rowohlt Verlag, Reinbek 2011, 432 Seiten
"Eine ewige Fluchtbewegung"
Eugen Ruge über sein Buch "In Zeiten des abnehmenden Lichts" und den Deutschen Buchpreis 2011
Beginnend im Jahr 1952, erzählt der Autor von den überzeugten Altkommunisten Wilhelm und Charlotte, ihrem Sohn Kurt, der in einem sowjetischen Arbeitslager interniert war, als Geschichtsprofessor in Ost-Berlin jedoch seine eigene Geschichte verschweigt. Da sind die russische Frau Irina und der gemeinsame Sohn Alexander, der sich seinen Problemen immer durch Flucht entzieht – vor den Frauen, seinem Sohn und vor dem politischen System. Am 1. Oktober 1989 verlässt er die DDR - genau am Geburtstag des Großvaters – ein Tag, den Ruge aus verschiedenen Perspektiven beschreiben lässt:
"Dieser Geburtstag wird dann von sechs verschiedenen Figuren auf sehr verschiedene Weise erzählt. Jeder kommt also zu Wort mit seiner Sicht – ohne dass sich der Autor da übermäßig einmischt."
Eugen Ruge, geboren in der Sowjetunion, aufgewachsen in der DDR, wo er als Mathematiker arbeitete, ist von dort - wie sein Protagonist Alexander – ebenso abgehauen, weil er haderte mit der Utopie des Sozialismus. Wie Kurt im Roman war auch sein Vater ein Historiker, unter Stalin in Sibirien inhaftiert. "In Zeiten des abnehmenden Lichtes" ist also auch Eugen Ruges Familiengeschichte und Sohn Alexander eine Art Alter Ego des Autors:
Aus der Lesung: "Er war abgehauen und wieder zurückgekehrt. Wenn auch das Land, in das er zurückkehrte, verschwunden war – er hatte einen ordentlich bezahlten Job bei einem Kampfkunstmagazin angenommen und wieder gekündigt, hatte Schulden gemacht und wieder zurückgezahlt. Hatte ein Filmprojekt angezettelt. Vergiss es. Er hatte zehn oder fünfzehn Theaterstücke inszeniert an immer unbedeutenderen Theatern, war in Schweden, Spanien, Italien, Holland, Amerika, Ägypten, Irland gewesen, aber nicht in Mexiko – hatte eine unbestimmte Zahl von Frauen gevögelt, an deren Namen er sich nicht erinnerte. Hatte sich nach der Zeit des Umherstreifens wieder auf so etwas wie eine feste Beziehung eingelassen."
Die Familie als Mikrokosmos und Spiegel gesellschaftlicher Prozesse – lange hat Eugen Ruge an dem Stoff gearbeitet , auch an einem Theaterstück hat er sich dabei versucht, aber erst jetzt – über den Umweg des Romans – kehrt seine Geschichte auf die Bühne zurück.
Deutsches Theater: In Zeiten des abnehmenden Lichts
Mehr bei dradio.de:
Eine Ost-Familiensaga
Eugen Ruge: "In Zeiten abnehmenden Lichts", Rowohlt Verlag, Reinbek 2011, 432 Seiten
"Eine ewige Fluchtbewegung"
Eugen Ruge über sein Buch "In Zeiten des abnehmenden Lichts" und den Deutschen Buchpreis 2011