Eigentlich haben wir beide sehr schnell gemerkt, dass wir unterschiedliche Dinge wollen.
Lebenswege
Mit Anfang 30 gibt die Schauspielerin Patty ihrem Leben eine neue Richtung. © Trio Projektbar
Eine Trennung als Befreiung
32:39 Minuten
Patty wünscht sich mit Mitte 20 ein bodenständiges Leben mit Familie, Kindern, festem Job und einem Haus. Doch dann stellt sie fest: Es fühlt sich nicht richtig an.
Patty ist gerade zu ihrem Freund nach Köln gezogen. Die beiden sind seit drei Jahren zusammen, leben sehr symbiotisch, machen alles zu zweit. Struktur und Stabilität sind ihr mit Mitte zwanzig sehr wichtig.
Die junge Frau hat ein Ideal vor Augen: „Wie eine Skizze auf Papier: Da gibt es Mutter, Vater, Kind plus Hund, Katze. Eine Oma in der Nähe und ein festes Einkommen. Und wenn ich dann Hausfrau bin, dann ist das halt so“, erinnert sich Patty.
"Ich habe mich sehr abhängig gefühlt"
Aber gleichzeitig merkt sie, dass da was nicht passt zwischen ihrem Freund und ihr. Patty ist vom Typ eher ein Freigeist, oft chaotisch. Sie verlegt Dinge, vergisst Termine. Ihr Freund hingegen ist sehr geordnet.
Patty ist ausgebildete Schauspielerin, ihr Freund kann mit Theater nichts anfangen. Patty liebt es auszugehen, ihr Freund muss abends früh ins Bett.
Doch das kommt zwischen den beiden nicht auf den Tisch. Im Gegenteil, Patty vermeidet Konflikte.
"Ich habe mich auch sehr abhängig von ihm gefühlt. Ich glaube, das war ihm manchmal auch zu viel." Sie verbiegt sich für die Beziehung, von der sie denkt, dass sie sie unbedingt will und auch braucht.
Bis sich nichts mehr richtig anfühlt und Patty nur noch zweifelt.
Nachholen, was sie früher nicht hatte
Ich habe überhaupt nicht mehr gewusst, was ich noch will. Ich habe nur noch geguckt: Was wollen denn jetzt die anderen von mir? Und habe versucht, dem gerecht zu werden.
Patty beginnt eine Therapie, fängt an, sich mit ihrer Kindheit und der schwierigen Beziehung zu ihrer Mutter zu beschäftigen.
Mit der Zeit wird ihr klar, woher ihr vermeintliches Ideal von der Familienidylle stammt: „Ich wollte eigentlich nur für mich etwas nachholen, was ich früher alles nicht hatte.“
Trotzdem hält sie an der Beziehung fest. Doch dann trennt sich ihr Freund. Und Patty? Sie kann endlich loslassen.
Patty widmet sich wieder ihrer Leidenschaft, dem Theater. Sie geht endlich wieder auf die Bühne, gründet ein Ensemble, gibt Kurse, öffnet ein Studio und geht voll in ihrem neuen Leben auf.
Eine Familie, Kinder – all das rückt nach der Trennung in weite Ferne. Bis Patty plötzlich, mit 37, wieder über Nachwuchs nachdenkt. Doch dieses Mal ganz anders.
Lena Gilhaus erzählt die Geschichte von Patty: einer Frau, die sich ihren Zweifeln und Ängsten stellt – bis sie sich traut, so zu leben, wie es sich gut anfühlt.