Familien im Corona-Zwangsurlaub

Wenn die Nerven blank liegen

08:01 Minuten
Ein Kleinkind drückt sich die Nase an einem Fliegengitter platt.
Besonders für Familien mit Kleinkindern kann es zur Belastungsprobe werden, tagelang in der Wohnung bleiben zu müssen. © Eyeem / Matthew Schultz
Sabine Walper im Gespräch mit Axel Rahmlow |
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In vielen Familien geht die Angst vor dem Lagerkoller um. Die Schließung von Schulen, Kitas und Spielplätzen zwingt Eltern und Kinder wochenlang auf engstem Raum zusammen. Die Psychologin Sabine Walper sagt, wie man trotzdem die Nerven bewahrt.
Die Schulen und Kitas in Deutschland sind geschlossen. Millionen Kleinkinder, Schulkinder und Jugendliche sind zuhause. Das Frühlingswetter lockt nach draußen, aber auch die Spielplätze sollen geschlossen werden. Vielleicht kommen noch weitere Einschränkungen.
Für alle Eltern wird dieser Familienzwangsurlaub zur harten Belastungsprobe. Denn die meisten müssen nicht nur ansprechbar für ihre Kinder sein, sondern im Home Office beruflich fast dasselbe leisten wie sonst auch. Selbst in den harmonischsten Familien bricht da früher oder später der Lagerkoller aus.

Klare Ansagen sind nötig

Sabine Walper, Psychologin und Forschungsdirektorin am Deutschen Jugendinstitut (DJI) in München, sagt: "Man sollte die Belastung keinesfalls unterschätzen. Auch man selbst braucht mal Ruhe." Und dies müsse den Kindern klar kommuniziert werden: Mama oder Papa braucht jetzt mal für eine halbe Stunde Zeit für sich! "Denn wenn die Nerven blank liegen, können Eltern ihre Kinder nicht gut begleiten."
Walper hält es für wichtig, bestimmte, von den Kindern zum Beispiel aus der Kita gewohnte Strukturen auch zu Hause fortzuführen: etwa sich morgens zu einem Mini-Morgenkreis zusammenzufinden. Seien die Kinder bereits im Schulalter, kämen weitere Herausforderungen hinzu, wenn es um die Lernbetreuung gehe. Es sei ratsam, sich bei komplexem Schulstoff mit anderen Eltern auszutauschen oder die Kinder zu ermuntern, sich mit ihren Klassenkameradinnen und -kameraden kurzzuschließen.

Zweiergruppe statt Rudelbildung

Was, wenn das Paar oder Alleinerziehende mit den Nerven am Ende sind? Dann könnten sie überlegen, sich vielleicht mit anderen Eltern die Betreuung der Kinder zu teilen, meint Walper, warnt jedoch: "Das muss dann aber in einer ganz kleinen, quasi-familiären Zweiergruppe sein und kann nicht in großen Rudeln von fünf Kindern aus fünf verschiedenen Familien passieren. Denn dann ist natürlich die Infektionsgefahr sofort wieder sehr, sehr groß."
(mkn)
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