Familienbande

Wie hat sich die Rolle der Großeltern verändert?

84:45 Minuten
Das perfekte Familienglück: Drei Generationen auf einer Wiese.
Eine glückliche Famillie - aber was, wenn es knirscht? © imago / Westend61
Dietrich von Horn und Miriam Walther im Gespräch mit Katrin Heise |
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Noch nie waren Großeltern so fit wie heute: Im Schnitt werden sie mit Mitte 50 Oma und Opa. Wenn alles gut funktioniert, ist es für die Enkel und deren Eltern wunderbar. Was aber, wenn es knirscht zwischen den Generationen? Diskutieren Sie mit!
"Opa zu sein ist das Schönste, was man erleben kann", sagt Dietrich von Horn. Der ehemalige Lehrer, Jahrgang 1944, ist vierfacher Großvater. "Das Glück ist, dass ich beobachten kann, wie die Enkelkinder aufwachsen, wie sie ins Leben hineinstolpern. Dabei zuzuschauen, macht mir einen Mörderspaß." Als Großeltern könnten er und seine Frau sich auch noch einmal ganz neu erleben:
"Ich bin da in einer ganz anderen Rolle als die Eltern. Sie müssen noch viele andere Dinge nebenbei erledigen, Kinder laufen dann oft eher so mit. Großeltern dagegen haben Zeit. Aber auch nicht die dauerhafte Verantwortung für das Kind. Sie können es auch wieder abgeben."

Als Großeltern auch mal den Mund halten

Das Schöne für ihn: "Man lässt sich im positiven Sinne durchs Leben treiben und bekommt einen Blick für Nebensächlichkeiten. Enkel helfen einem, die Schönheiten und Zufälligkeiten des Lebens wieder neu zu entdecken, auch die Langsamkeit."

Über seine Erlebnisse mit seinen Enkelinnen hat er ein Buch geschrieben: "Oma, Opa, kann ich ein Eis?!". Dietrich von Horn kennt aber auch die Grenzen, die Großeltern möglichst beachten sollten, damit es nicht zu Stress mit den Eltern kommt. Sein Grundsatz: "Halte den Mund beim Zusehen, wie die Eltern erziehen, und behalte, wenn du in Erziehungsfragen eine andere Meinung hast, sie für dich. Wenn du allerdings gefragt wirst, erkläre, warum du etwas so oder so machen würdest."

Vorsicht mit "guten Ratschlägen"

"Das Verhältnis zwischen Eltern und Großeltern kann auf ganz verschiedene Arten kompliziert sein", sagt die Politologin Miriam Walther, Autorin von "Achtung Großeltern!", einem Buch "für Eltern mit schwierigen Großeltern". Die Mutter von zwei Kindern kennt die die Probleme, die sich ergeben können. "Man möchte es als Paar ja gut machen und man reflektiert auch die eigene Kindheit. Und es ist dann einfach schwierig, wenn die Eltern auf der Matte stehen und 'gute Ratschläge' geben.
Man braucht sehr reflektierte Eltern. Im Idealfall müssen sie durch denselben Prozess gehen, wie die jungen Eltern. Aber sie haben auch ihre eigenen Hoffnungen – und dadurch einen Tick zu viele eigene, auch egoistische Erwartungen an das Kind." Zu oft komme es zu unnötigem Stress zwischen den Generationen. Zu selten werde sich ausgesprochen.

Gegenseitig Gelassenheit und Geduld üben

Miriam Walther sieht ihr Buch auch als Anregung für Großeltern; schließlich seien sie auch eine große Bereicherung für Eltern und Enkelkinder. Ihr Rat an beide Seiten:
"Gelassenheit und Geduld – vor allem mit sich selbst. Und auszuhalten, dass es anders ist, als man es sich gedacht hat. Und auszuhalten, dass es eine Weile schwierig ist."

Familienbande – Wie hat sich die Rolle der Großeltern verändert?
Darüber diskutiert Katrin Heise heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Miriam Walther und Dietrich von Horn. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de" target="_blank" href="https://www.deutschlandfunkkultur.de/im-gespraech.969.de.html">gespraech@deutschlandfunkkultur.de.

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