Familienfilm in Romanform
Die Journalistin Amelie Fried hat bereits mehrere Romane geschrieben, einige wurden als erfolgreiche Fernsehfilme gesendet. Und auch Frieds neuester Roman "Rosannas Tochter" liest sich wie das Drehbuch zu einem Familienfilm. Plattitüden und Klischees stapeln sich, das stilistische Niveau ist entsprechend hausbacken, die Psychologie der Figuren so seicht wie in einer Vorabend-Serie.
Amelie Fried, Jahrgang 1958, ist eine erfolgreiche und renommierte Journalistin und TV-Moderatorin. Sie hat Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte, Italienisch und Fernsehpublizistik studiert, Dokumentarfilme realisiert und für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften geschrieben. Ihre Moderationen (derzeit "3 nach 9") wurden vielfach preisgekrönt, Amelie Fried hat eine natürliche Präsenz vor der Kamera und ist eine witzige, kluge und unprätentiöse Frau. Und deshalb will es einem nicht recht in den Kopf, warum sie Romane schreibt wie "Rosannas Tochter".
Das ist die Geschichte: Josch und Nela sind ein jung verheiratetes Paar. Josch kümmert sich als Anwalt vorbildlich um die sozial Schwachen unserer Gesellschaft, Nela arbeitet in einer kleinen Filmfirma, ihr aktuelles Projekt dreht sich um die berühmte Tierforscherin Jane Goodall. In diese Traumkombination von romantischer Liebe und sinnvoller Arbeit platzt nun ein vierzehnjähriger Teenager. Aimée ist die Tochter von Joschs früherer Freundin Rosanna, eine Künstlerin, wild und anarchistisch, die bei einem Autounfall ums Leben kommt.
Josch nimmt die traumatisierte Aimée auf, und sogleich beginnt das Mädchen einen eifersüchtigen Kampf gegen Nela, die Ehekrise ist programmiert. Es folgen garstige Szenen: Josch verlangt von Nela, ihr Filmprojekt zu verschieben, und treibt sie in die Arme des Kameramannes Tom, Aimée gerät in eine jugendliche Drogenclique, dazwischen sitzt Nela am Krankenbett ihrer Mutter, die ihre eigene Ehe mit Alkohol ruiniert hat. Dann taucht auch noch Aimées leiblicher Vater auf. Kann das alles überhaupt noch gut ausgehen? Und wie...
Es verwundert nicht, dass bislang drei von Amelie Frieds Romanen erfolgreich fürs Fernsehen verfilmt wurden. Schon die Titel zeigen in Richtung des Massenpublikums: "Traumfrau mit Nebenwirkungen", "Am Anfang war der Seitensprung" oder "Der Mann von nebenan". Auch "Rosannas Tochter" wirkt wie einem Drehbuch-Leitfaden entsprungen. Die Konflikte ereignen sich regelgerecht, einer pro Kapitel, am Ende steht die sozialverträgliche Lösung, triumphiert die Kraft der Liebe und der Herzen.
Nicht vergebens wartet man denn auch auf die Babys: Eines darf zwar nicht kommen, weil es die Frucht des Seitensprungs mit Tom ist, aber selbst die prompte Fehlgeburt bringt Nela auf entschiedene Gedanken über eine künftige Mutterrolle. Und deshalb ist die Freude ungetrübt, als Nelas Vater, der eine junge Freundin hat, die Geburt einer Tochter annonciert. Sie soll Rosanna heißen. Das macht Nela nunmehr gar nichts mehr aus, denn Josch hat vernünftig eingesehen, was er falsch gemacht hat, Aimée ist schlagartig den Drogendünsten entwichen und findet Nela nun supertoll. Muss man hinzufügen, dass deren saufende Mutter im Krankenhaus einen Blitzentzug vom Alkohol absolviert und rüstig einen Neuanfang wagt?
In betäubender Dichte prasseln die Klischees auf den Leser herab, ein jedes säuberlich imprägniert mit den sozialen Bestandteilen und Widersprüchen modern aufgeklärten Frauendaseins, die sich wie automatisch zur guten Moral von Liebe, Treue und Familiensinn fügen. Das stilistische Niveau ist entsprechend hausbacken, die Psychologie der Figuren so seicht wie in einer Vorabend-Serie.
Aber denkt die Autorin wirklich so schlicht? Von Hera Lind und Gaby Hauptmann weiß man, dass sie ihre literarischen Banalitäten keineswegs als irgendwie peinlich empfinden. Von einer intelligenten Journalistin wie Amelie Fried könnte man anderes erwarten, ist ein Buch wie "Rosannas Tochter" im Grunde nicht zu fassen. Auch wenn es wieder ein Bestseller wird.
Amelie Fried: Rosannas Tochter
Roman. Heyne Verlag,
382 Seiten, € 19,90.
Das ist die Geschichte: Josch und Nela sind ein jung verheiratetes Paar. Josch kümmert sich als Anwalt vorbildlich um die sozial Schwachen unserer Gesellschaft, Nela arbeitet in einer kleinen Filmfirma, ihr aktuelles Projekt dreht sich um die berühmte Tierforscherin Jane Goodall. In diese Traumkombination von romantischer Liebe und sinnvoller Arbeit platzt nun ein vierzehnjähriger Teenager. Aimée ist die Tochter von Joschs früherer Freundin Rosanna, eine Künstlerin, wild und anarchistisch, die bei einem Autounfall ums Leben kommt.
Josch nimmt die traumatisierte Aimée auf, und sogleich beginnt das Mädchen einen eifersüchtigen Kampf gegen Nela, die Ehekrise ist programmiert. Es folgen garstige Szenen: Josch verlangt von Nela, ihr Filmprojekt zu verschieben, und treibt sie in die Arme des Kameramannes Tom, Aimée gerät in eine jugendliche Drogenclique, dazwischen sitzt Nela am Krankenbett ihrer Mutter, die ihre eigene Ehe mit Alkohol ruiniert hat. Dann taucht auch noch Aimées leiblicher Vater auf. Kann das alles überhaupt noch gut ausgehen? Und wie...
Es verwundert nicht, dass bislang drei von Amelie Frieds Romanen erfolgreich fürs Fernsehen verfilmt wurden. Schon die Titel zeigen in Richtung des Massenpublikums: "Traumfrau mit Nebenwirkungen", "Am Anfang war der Seitensprung" oder "Der Mann von nebenan". Auch "Rosannas Tochter" wirkt wie einem Drehbuch-Leitfaden entsprungen. Die Konflikte ereignen sich regelgerecht, einer pro Kapitel, am Ende steht die sozialverträgliche Lösung, triumphiert die Kraft der Liebe und der Herzen.
Nicht vergebens wartet man denn auch auf die Babys: Eines darf zwar nicht kommen, weil es die Frucht des Seitensprungs mit Tom ist, aber selbst die prompte Fehlgeburt bringt Nela auf entschiedene Gedanken über eine künftige Mutterrolle. Und deshalb ist die Freude ungetrübt, als Nelas Vater, der eine junge Freundin hat, die Geburt einer Tochter annonciert. Sie soll Rosanna heißen. Das macht Nela nunmehr gar nichts mehr aus, denn Josch hat vernünftig eingesehen, was er falsch gemacht hat, Aimée ist schlagartig den Drogendünsten entwichen und findet Nela nun supertoll. Muss man hinzufügen, dass deren saufende Mutter im Krankenhaus einen Blitzentzug vom Alkohol absolviert und rüstig einen Neuanfang wagt?
In betäubender Dichte prasseln die Klischees auf den Leser herab, ein jedes säuberlich imprägniert mit den sozialen Bestandteilen und Widersprüchen modern aufgeklärten Frauendaseins, die sich wie automatisch zur guten Moral von Liebe, Treue und Familiensinn fügen. Das stilistische Niveau ist entsprechend hausbacken, die Psychologie der Figuren so seicht wie in einer Vorabend-Serie.
Aber denkt die Autorin wirklich so schlicht? Von Hera Lind und Gaby Hauptmann weiß man, dass sie ihre literarischen Banalitäten keineswegs als irgendwie peinlich empfinden. Von einer intelligenten Journalistin wie Amelie Fried könnte man anderes erwarten, ist ein Buch wie "Rosannas Tochter" im Grunde nicht zu fassen. Auch wenn es wieder ein Bestseller wird.
Amelie Fried: Rosannas Tochter
Roman. Heyne Verlag,
382 Seiten, € 19,90.