Familienpolitik

Kinder und Karriere und Liebe und...

Gäste: Völker Baisch, Geschäftsführer der "Väter gGmbH" und Maya Dähne, Journalistin und Autorin |
Eltern, die Familie und Job unter einen Hut bringen wollen, geraten oft an den Rand der Belastbarkeit. Als Paar bleiben sie mitunter auf der Strecke. Wie können Mütter und Väter die Welten Beruf, Kind und Beziehung besser miteinander vereinbaren?
"Das ganze Leben ist doch eigentlich getaktet nicht nach den Bedürfnissen von Familien oder Kindern, sondern das Leben ist getaktet nach dem, was die Arbeitswelt vorgibt“, sagt die Journalistin und Autorin Maya Dähne.
Und da muss sich alles reinpressen lassen. Also: Das Büro fängt um 8 Uhr an, die Kita öffnet leider erst um 9 Uhr - schlecht. Die Kita wird auch leider schon um 16 Uhr wieder geschlossen, das Büro leider noch nicht.“
Dieses tägliche Hamsterrad beschreibt Maya Dähne in ihrem Buch "Deutschland sucht den Krippenplatz“ (Beltz-Verlag 2013). Darin stellt sie politischen Maßnahmen und Versprechen auf den Prüfstand und kontrastiert sie mit der Realität in vielen Familien. Auch mit der Realität in den Firmen.Ihre Beobachtung:
„Wir diskutieren unheimlich viel, aber in den Betrieben, habe ich das Gefühl, geht es zu wie in den 60er-Jahren: Präsenzarbeitszeit ist alles! Karriere wird nach 18 Uhr gemacht, und Teilzeit ist was für Weicheier oder für Mütter, denen ihr fieberndes Kleinkind wichtiger ist als die Vorstandssitzung.“
"Väter und Mütter müssen diskutieren"
Immer noch seien es die Frauen, die beruflich zurückstecken – 80 Prozent der Teilzeitjobs würden von Frauen erledigt.
Früher war klar: Der Mann verdient mehr, also bleibt die Frau zu Hause. Auch heute gibt es noch eine 'Pay Gap', und dann heißt es oft von den Frauen: 'Dann bleibe ich erst einmal zu Hause.' Aber jedes Jahr wird angerechnet als 'verlorenes Jahr'- das ist so … Je länger die Frauen raus sind, umso mehr wird die Festplatte langsam aber sicher gelöscht.“
Welcher Arbeitgeber stelle eine Mutter von drei Kindern ein, die mehrere Jahre aus dem Job raus ist? Dähnes Mahnung: „Für alle wäre es sinnvoll, wegzukommen von der Idee: Die Politik soll alles richten. Das ist keine Einbahnstraße. Die Politik kann Bedingungen schaffen, aber wir müssen es in den eigenen Familien tun. Väter und Mütter müssen es diskutieren!“
"Beide Eltern sollten 14 Monate lang Teilzeit arbeiten"
"Die meisten Firmen definieren Familienfreundlichkeit aus Müttersicht", sagt Volker Baisch, Geschäftsführer der "Väter gGmbH" in Hamburg. Der Soziologe berät Unternehmen, wie sie besonders auch aus Vätersicht familienfreundlicher werden können
"Die junge Vätergeneration tickt anders, auch Väter wollen sich nicht mehr zwischen Beruf und Kindern entscheiden müssen."
Der zweifache Vater spricht aus Erfahrung: Als er 2001 in Elternzeit ging, galt er noch als Exot. Damals gründete er den Verein "Väter e.V", um sich mit andern Vätern auszutauschen und Informationen bereitzustellen.
Seine Beobachtung: Männer würden in Unternehmen meist nur als Arbeitskraft und nicht als Vater wahrgenommen. Dies müsse sich ändern, auch durch Vorbilder in den Vorstandsetagen. In vielen Betrieben zeigten sich auch erste Erfolge: Sie experimentierten bereits mit Jahresarbeitszeitkonten, flexiblen Arbeitszeiten, Eltern-Kind-Büros oder externer Kinderbetreuung.
Er plädiert auch dafür, die Elternzeit flexibler zu gestalten:
Beide Partner sollten zum Beispiel durchgehend, also 14 Monate lang, gemeinsam Teilzeit arbeiten können. Zwei Vätermonate sind inzwischen Standard. Jetzt sollte eine echte Kulturveränderung folgen. Teilzeit und flexible Arbeitszeiten müssen Normalität werden, auch in Führungspositionen.“
Kinder-Kita-Karriere – Der aufreibende Spagat zwischen Familie und Beruf

Darüber diskutiert Dieter Kassel heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Maya Dähne und Volker Baisch. Hörerinnen und Hörer können Fragen stellen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@deutschlandradiokultur.de.

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