Familienunternehmen unter Kostendruck
Die mittelständische Wirtschaft kämpft gegen hohe Energiekosten und steigende Zinsen. „Die Situation ist verheerend“, meint Claudia Sturm vom Verband der deutschen Familienunternehmen. © imago / Ikon Images / Mark Airs
Die große Angst vor dem Winter
09:25 Minuten
Die mittelständische Wirtschaft kämpft gegen hohe Energiekosten und steigende Zinsen. „Die Situation ist verheerend“, sagt Claudia Sturm vom Verband der deutschen Familienunternehmen. Sie appelliert an die Bundesregierung, mehr zu helfen.
Fast jede Branche kämpft mit den Folgen der steigenden Energiepreise und der Inflation: Der Hygienepapierhersteller Hakle und der Schuhverkäufer Görtz mussten bereits Insolvenz anmelden. „Die Situation sieht verheerend aus“, sagt Claudia Sturm. Sie leitet mit ihrem Bruder ein Familienunternehmen in Rheinland-Pfalz und ist Vize-Präsidentin des Verbandes der deutschen Familienunternehmen. „Die Unternehmer haben Angst“, sagt sie.
Die zentrale Frage sei: Wie kommt man bei den steigenden Energiepreisen über den Winter? Steigende Preise könnten zum Beispiel in der Baubranche wegen bestehender Verträge nicht an die Kunden weitergegeben werden: „Ich mache mir große Sorgen um die deutsche Wirtschaft und den Mittelstand“, sagt Sturm.
Gemeinsam durch die Krise
Natürlich wolle man auch bei steigenden Nebenkosten für die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter da sein. Jedoch müssten Ausgaben erst mal verdient werden, sagt Sturm. Man müsse jetzt zusammenrücken und den Mitarbeitenden das Gefühl geben: "Wir sind eine Familie, wir stehen hinter euch, und wir schaffen diese Krise gemeinsam.“
Betriebe aus der Kunststoffindustrie und Metallverarbeitung, die viel Strom oder Gas für die Produktion brauchen, „glauben nicht, dass sie bei diesen Steigerungen von 30 oder 40 Prozent über den Winter kommen“, sagt Sturm. Die Banken würden bereits restriktiver, die Zinsen gingen nach oben.
Die Auswirkungen habe man bereits beim Hygienepapierhersteller Hakle gesehen: „Das Geld kam viel zu spät“, sagt Sturm. Da müsse Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck „nachbessern und die Konkursantragsgründe vielleicht noch einmal aussetzen, wie er es in der Corona-Pandemie auch gemacht hat“, sagt Sturm.
„Habeck ist kein Unternehmer"
Habeck sei jedoch mit seinen Äußerungen dazu bisher eher Philosoph als Unternehmer: „Er gibt sich Mühe, aber seine Gedankenwelt ist eine ganz andere“, sagt Sturm. Habeck müsse jetzt über KfW-Programme Möglichkeiten schaffen, damit Unternehmen kurzfristig an Geld kommen: "Da ist jetzt Aktion gefordert und nicht abwarten. Es ist fünf vor zwölf.“
(sed)