Fantastische und rätselhafte Abenteuer
"Die Saga von Osten Ard" und "Otherland" machten Tad Williams zu einem international erfolgreichen Autor. Gemeinsam mit seiner Frau Deborah Beale, die früher als Lektorin für Fantasy-Bücher in London arbeitete, hat Tad Williams nun "Die Drachen der Tinkerfarm" verfasst.
Lucinda und ihr Bruder Tyler verbringen ihre Sommerferien sehr widerwillig auf der Farm eines entfernten Onkels. Sie befürchten einen langweiligen Sommer voller Farmarbeit und ohne die Möglichkeit, ihren Interessen nachzugehen: Internet, Computerspiele und, was Lucinda angeht, ausführliche Gespräche mit den Freundinnen. Doch kaum angekommen entdecken sie, dass die Tinkerfarm keine gewöhnliche Farm ist. Das Brüllen aus der Scheune stammt nicht von einer Kuh, sondern von einem Drachen. Das Hufgetrappel im Tal stammt von Einhörnern, und es gibt noch zahlreiche andere ungewöhnliche Wesen. Schon bald bekommen es die beiden Jugendlichen mit der Angst zu tun, denn das Farmhaus nimmt immer neue Gestalt an. Seltsame Knechte und Mägde, unverständliche Sprachen und magische Kräfte halten die beiden Urlauber in Atem und machen sie neugierig. Es zeigt sich, dass das Haus ein düsteres Geheimnis vor der Welt verbirgt. Einige Bewohner der Farm würden die Neugier der beiden Besucher gerne stoppen.
Bei Fantasy-Romanen fällt es oft schwer, sie einer Zielgruppe zuzuordnen. Der erste Teil der fünfteiligen Reihe wird Lesern jedes Alters gefallen, sofern sie gerne fantastische Abenteuerbücher lesen. Dennoch spricht einiges für die Einordnung als Jugendbuch: Es sind Jugendliche, die Abenteuer zu bestehen haben, und zwar – wegen der Drachen – eher Jungen- als Mädchen-Abenteuer, was als Versuch der Autoren und des Verlags gewertet werden kann, insbesondere die schwer zu überzeugenden männlichen Heranwachsenden als Leser zu gewinnen. Außerdem ist der Roman ist aus der Perspektive von Jugendlichen erzählt.
Auch die Sprache richtet sich an jugendliche Leser, wobei die Autoren mitunter etwas übers Ziel hinausschießen. Mit den Zitaten aus amerikanischen Serien können sie nur bei Lesern in den USA punkten, und einige Vokabeln wirken etwas bemüht jugendlich. Der Roman kommt ohne Mord und Totschlag aus, was der Spannung keinen Abbruch tut, sondern die Fähigkeit der beiden Autoren bezeugt, einen großen Spannungsbogen zu errichten, statt sich mit plumpen Effekten zu behelfen. So werden im ersten Band längst nicht alle auf der Tinkerfarm bestehenden Rätsel gelöst, und wer ihn gelesen hat, wird sich wünschen, dass sich Autoren und Verlag mit der Fortsetzung beeilen. Band zwei ist für den Herbst 2010 angekündigt.
Für "Die Drachen der Tinkerfarm" haben Tad Williams und Deborah Beale eine eigenständige Welt kreiert. So äußert Simos Walkwell, der Verwalter der Farm, immer wieder ungewöhnliche Leitsätze. Einer lautet: "Drachen. Keinesfalls sollte man für bare Münze nehmen, was sie einem sagen oder man zu hören glaubt." Ein anderer: "Regenbogenschlange. Muss in einem Käfig mit Stahlboden untergebracht sein. Andernfalls gräbt sie sich durch den Boden und legt Wasserlöcher an. Auf die Weise haben wir eine Scheune verloren." Für Leser, die bereit und fähig sind, in diese Welt einzutauchen, mag das in Ordnung sein. Wer das Buch ein bisschen länger aus den Händen legt, der wird den einen oder anderen Leitsatz vergessen haben, wenn er weiter liest.
"Die Drachen der Tinkerfarm" bietet spannende Unterhaltung für nicht nur jugendliche Fans fantastischer, rätselhafter Abenteuer. Wer sich schwer mit Drachen und uralten Geheimnissen schwertut, wird bestenfalls am Rande berührt.
Besprochen von Roland Krüger
Tad Williams / Deborah Beale: Die Drachen der Tinkerfarm
Roman
Aus dem Amerikanischen von Hans-Ulrich Möhring
Klett-Cotta, Stuttgart 2009
380 Seiten, 19,90 Euro
Bei Fantasy-Romanen fällt es oft schwer, sie einer Zielgruppe zuzuordnen. Der erste Teil der fünfteiligen Reihe wird Lesern jedes Alters gefallen, sofern sie gerne fantastische Abenteuerbücher lesen. Dennoch spricht einiges für die Einordnung als Jugendbuch: Es sind Jugendliche, die Abenteuer zu bestehen haben, und zwar – wegen der Drachen – eher Jungen- als Mädchen-Abenteuer, was als Versuch der Autoren und des Verlags gewertet werden kann, insbesondere die schwer zu überzeugenden männlichen Heranwachsenden als Leser zu gewinnen. Außerdem ist der Roman ist aus der Perspektive von Jugendlichen erzählt.
Auch die Sprache richtet sich an jugendliche Leser, wobei die Autoren mitunter etwas übers Ziel hinausschießen. Mit den Zitaten aus amerikanischen Serien können sie nur bei Lesern in den USA punkten, und einige Vokabeln wirken etwas bemüht jugendlich. Der Roman kommt ohne Mord und Totschlag aus, was der Spannung keinen Abbruch tut, sondern die Fähigkeit der beiden Autoren bezeugt, einen großen Spannungsbogen zu errichten, statt sich mit plumpen Effekten zu behelfen. So werden im ersten Band längst nicht alle auf der Tinkerfarm bestehenden Rätsel gelöst, und wer ihn gelesen hat, wird sich wünschen, dass sich Autoren und Verlag mit der Fortsetzung beeilen. Band zwei ist für den Herbst 2010 angekündigt.
Für "Die Drachen der Tinkerfarm" haben Tad Williams und Deborah Beale eine eigenständige Welt kreiert. So äußert Simos Walkwell, der Verwalter der Farm, immer wieder ungewöhnliche Leitsätze. Einer lautet: "Drachen. Keinesfalls sollte man für bare Münze nehmen, was sie einem sagen oder man zu hören glaubt." Ein anderer: "Regenbogenschlange. Muss in einem Käfig mit Stahlboden untergebracht sein. Andernfalls gräbt sie sich durch den Boden und legt Wasserlöcher an. Auf die Weise haben wir eine Scheune verloren." Für Leser, die bereit und fähig sind, in diese Welt einzutauchen, mag das in Ordnung sein. Wer das Buch ein bisschen länger aus den Händen legt, der wird den einen oder anderen Leitsatz vergessen haben, wenn er weiter liest.
"Die Drachen der Tinkerfarm" bietet spannende Unterhaltung für nicht nur jugendliche Fans fantastischer, rätselhafter Abenteuer. Wer sich schwer mit Drachen und uralten Geheimnissen schwertut, wird bestenfalls am Rande berührt.
Besprochen von Roland Krüger
Tad Williams / Deborah Beale: Die Drachen der Tinkerfarm
Roman
Aus dem Amerikanischen von Hans-Ulrich Möhring
Klett-Cotta, Stuttgart 2009
380 Seiten, 19,90 Euro