Fantasy: Triviale Schmöker oder ernstzunehmende Literatur?
Auch in diesem Jahr lockt die Leipziger Buchmesse wieder Zehntausende Leser. Einer der Schwerpunkte ist der boomenden Fantasy-Literatur gewidmet. Allein im Kinder- und Jugendbuchsektor sind die Umsätze seit 2009 um 24 Prozent gewachsen.
Einer der Fantasy-Stars auf der Messe ist der Autor Wolfgang Hohlbein, mit mehr als 35 Millionen verkauften Büchern der erfolgreichste deutsche Autor des Genres. Er liest in Leipzig aus seinem neuesten Roman: "Thor", dem ersten Band seiner Trilogie "Asgard Saga". Darin lässt Hohlbein die Götter der norwegischen Mythologie wieder auferstehen und erzählt das Schicksal des Weltenzerstörers Thor im ewigen Kampf zwischen Gut und Böse. Begleitet wird die Saga durch ein Multimedia-Projekt in Zusammenarbeit mit der amerikanischen True-Metal-Band Manowar.
"Wäre ich im Mittelalter geboren worden, dann wäre ich wahrscheinlich von Hof zu Hof gezogen, um Geschichten von Drachen, Schlachten und Liebeständel zum Besten zu geben", sagt der selbsterklärte Workaholic, der in den letzten 25 Jahren mehr als 200 Bücher verfasst hat.
Wie erklärt er sich den Siegeszug der phantastischen Literatur?
"Ich glaube, es sind die Bilder, die man im Kopf hat. Es ist die Sehnsucht nach der ´guten alten Zeit`, wobei die ja so gut nun auch nicht war, und dass es keine Grenzen gibt. Die Neugier wird befriedigt."
Die Leser könnten in fremde Welten eintauchen, ihrer täglichen Tretmühle entfliehen in eine Welt voller Wunder und Abenteuer.
Bettina Twrsnick, Leiterin der Phantastischen Bibliothek in Wetzlar, interessiert sich auch aus beruflichen Gründen für Fantasy: "Sie versucht, etwas in Bilder zu fassen, was man sonst nicht erklären kann. So, wie es auch die Märchen getan haben, so, wie es jedes Bilderbuch tut, die ganze Fabelwelt."
J.R.R. Tolkien habe mit "Der Herr der Ringe" eine neue Ära angestoßen. Wegbereiter sieht sie aber auch in E.T.A Hoffmann oder Jules Verne. Phantastik sei auch die Nibelungen-Saga. "Das Typische ist diese Suche eines Helden nach sich selbst, der unbekannte Abenteuer bestehen muss, die Suche nach dem Sinn – und das gibt es schon länger."
Wie erklärt sie sich die wachsende Faszination der Fantasy?
"Das hängt mit der Entmythologisierung der Gesellschaft zusammen. Wir leben in einer Welt, wo Entwicklungen so rasend schnell vonstatten gehen, dass man sie nicht mehr versteht. Das ist ein Quantensprung. Selbst Science-Fiction-Autoren konnten sich nicht vorstellen, welche Rolle die Computertechnik heute spielt."
Das fördere den Rückgriff auf bekannte Muster.
"Die Kinder lesen dicke, fette Bände mit 500 Seiten, ganze Trilogien. Sie verstehen die Komplexität nicht, aber die Grundmuster verstehen sie."
Lange habe es Berührungsängste bei den Schulen gegeben, Verbote. Fantasy galt als trivial, als Schund. Mittlerweile füllen die Schulmaterialien zu Harry Potter ganze Regale. "Harry Potter hat noch mal den Begriff der All-Age-Literatur auf den Punkt gebracht: Großmutter und Enkel lesen dasselbe Buch. Auf einmal hatte man ein Gesprächsthema in der Familie."
Ihre Überzeugung: "Man kann den größten Schrott lesen. Wenn man jemanden hat, mit dem man sich darüber austauschen kann, dann wird das alles relativiert. Das Problem war doch lange die Nicht-Kommunikation zwischen Kindern und Eltern und Schülern und Lehrern. Zu mir kommen Eltern, die sagen: `Mein Kind liest so ein schreckliches schwarzes Zeug`. Dann frage ich sie immer `Haben Sie das denn auch schon mal gelesen?`"
Was ist also dran an der Fantasy?
Was macht ihre – auch generationsübergreifende - Faszination aus?
Hängt ihr noch das triviale Schmöker-Image an oder ist sie längst auch ernstzunehmende Literatur?
Darüber diskutiert Stephan Karkowsky heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Wolfgang Hohlbein und Bettina Twrsnick. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 / 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Informationen im Internet:
Über Wolfgang Hohlbein
Über die Phantastische Bibliothek Wetzlar
"Wäre ich im Mittelalter geboren worden, dann wäre ich wahrscheinlich von Hof zu Hof gezogen, um Geschichten von Drachen, Schlachten und Liebeständel zum Besten zu geben", sagt der selbsterklärte Workaholic, der in den letzten 25 Jahren mehr als 200 Bücher verfasst hat.
Wie erklärt er sich den Siegeszug der phantastischen Literatur?
"Ich glaube, es sind die Bilder, die man im Kopf hat. Es ist die Sehnsucht nach der ´guten alten Zeit`, wobei die ja so gut nun auch nicht war, und dass es keine Grenzen gibt. Die Neugier wird befriedigt."
Die Leser könnten in fremde Welten eintauchen, ihrer täglichen Tretmühle entfliehen in eine Welt voller Wunder und Abenteuer.
Bettina Twrsnick, Leiterin der Phantastischen Bibliothek in Wetzlar, interessiert sich auch aus beruflichen Gründen für Fantasy: "Sie versucht, etwas in Bilder zu fassen, was man sonst nicht erklären kann. So, wie es auch die Märchen getan haben, so, wie es jedes Bilderbuch tut, die ganze Fabelwelt."
J.R.R. Tolkien habe mit "Der Herr der Ringe" eine neue Ära angestoßen. Wegbereiter sieht sie aber auch in E.T.A Hoffmann oder Jules Verne. Phantastik sei auch die Nibelungen-Saga. "Das Typische ist diese Suche eines Helden nach sich selbst, der unbekannte Abenteuer bestehen muss, die Suche nach dem Sinn – und das gibt es schon länger."
Wie erklärt sie sich die wachsende Faszination der Fantasy?
"Das hängt mit der Entmythologisierung der Gesellschaft zusammen. Wir leben in einer Welt, wo Entwicklungen so rasend schnell vonstatten gehen, dass man sie nicht mehr versteht. Das ist ein Quantensprung. Selbst Science-Fiction-Autoren konnten sich nicht vorstellen, welche Rolle die Computertechnik heute spielt."
Das fördere den Rückgriff auf bekannte Muster.
"Die Kinder lesen dicke, fette Bände mit 500 Seiten, ganze Trilogien. Sie verstehen die Komplexität nicht, aber die Grundmuster verstehen sie."
Lange habe es Berührungsängste bei den Schulen gegeben, Verbote. Fantasy galt als trivial, als Schund. Mittlerweile füllen die Schulmaterialien zu Harry Potter ganze Regale. "Harry Potter hat noch mal den Begriff der All-Age-Literatur auf den Punkt gebracht: Großmutter und Enkel lesen dasselbe Buch. Auf einmal hatte man ein Gesprächsthema in der Familie."
Ihre Überzeugung: "Man kann den größten Schrott lesen. Wenn man jemanden hat, mit dem man sich darüber austauschen kann, dann wird das alles relativiert. Das Problem war doch lange die Nicht-Kommunikation zwischen Kindern und Eltern und Schülern und Lehrern. Zu mir kommen Eltern, die sagen: `Mein Kind liest so ein schreckliches schwarzes Zeug`. Dann frage ich sie immer `Haben Sie das denn auch schon mal gelesen?`"
Was ist also dran an der Fantasy?
Was macht ihre – auch generationsübergreifende - Faszination aus?
Hängt ihr noch das triviale Schmöker-Image an oder ist sie längst auch ernstzunehmende Literatur?
Darüber diskutiert Stephan Karkowsky heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Wolfgang Hohlbein und Bettina Twrsnick. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 / 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Informationen im Internet:
Über Wolfgang Hohlbein
Über die Phantastische Bibliothek Wetzlar