Alexander Farenholtz wird Documenta-Chef

Diese Entscheidung ist ein Signal

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Porträtfoto von Alexander Farenholtz
Interims-Geschäftsführer bis zum Ende der aktuellen Weltkunstausstellung Documenta 15 im September: Alexander Farenholtz. © KSB; Fotograf: Falk Wenzel
Ludger Fittkau im Gespräch mit Axel Rahmlow · 18.07.2022
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Nach Sabine Schormanns Rücktritt übernimmt Alexander Farenholtz fürs Erste die Geschäfte der Documenta. Eine gute Zwischenlösung, findet unser Korrespondent Ludger Fittkau. Auch der Kunstkritiker Ingo Arend begrüßt diese Entscheidung.
Die Documenta hat einen neuen Geschäftsführer. Am Wochenende trat Sabine Schormann als Chefin ab, nachdem sie auch für ihren Umgang mit dem Antisemitismus-Skandal, der die Kassler Kunstausstellung erschüttert hat, kritisiert worden war. Ihr Interims-Nachfolger ist Alexander Farenholtz, der bis 2020 die Kulturstiftung des Bundes geleitet hat.
„Das ist ein ganz erfahrener Kulturmanager“, sagt Hessen-Korrespondent Ludger Fittkau. 1989 war Farenholtz bereits als Geschäftsführer an der Documenta 9 beteiligt. „Er kennt die Documenta von innen. Er kennt aber auch die Kulturpolitik des Bundes und hat sie entscheidend mitgeprägt in den letzten Jahren.“ Auch die Expo 2000 in Hannover hatte Farenholtz künstlerisch geleitet.

"Eine gute Lösung für die nächsten Wochen"

Die Entscheidung für Fahrenholtz ist "eine gute Lösung für die nächsten Wochen", glaubt Fittkau daher.
Fahrenholtz wird die die Documenta zunächst bis zum 30. September leiten. Die Documenta selbst läuft noch bis September. Es gehe darum, „diese Documenta 15 jetzt noch sozusagen ordnungsgemäß bis zum Ende durchzuführen“, so der Hessen-Korrespondent.

Personalentscheidung als "klares Signal"

Farenholtz sei aber auch in der Lage, die ersten Schritte für einen Übergang in die nächste Periode zu organisieren. „Ich glaube, dass diese Personalentscheidung auch ein Signal ist“, zeigt sich Ludger Fittkau überzeugt. Dass jemand, der lange auf Bundesebene Kulturpolitik und Kulturmanagement betrieben hat, jetzt zurück nach Kassel kommt, zeige, „dass der Bund entschlossen ist, doch wieder Verantwortung zu übernehmen“. 2017 habe er sich aus dem Documenta-Aufsichtsrat herausgezogen.

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Jetzt habe der Bund begriffen: „Wir müssen uns mit künstlerischer Expertise, Management-Expertise, politischer Haltung einmischen.“ Das sei ein klares Signal, dass die neuen Strukturen den Bund wieder stärker ins Zentrum rücken.
Sabine Schormanns Ausagen, dass eine Einmischung des Bundes auf Kosten der künstlerischen Unabhängigkeit gehen könnte, kontert Fittkau: „Farenholtz steht für eine künstlerische Unabhängigkeit in großem Maße.“ Die Arbeit der Kulturstiftung des Bundes in den vergangenen Jahren stehe nicht für Anpassung an oder Unterwerfung unter die Politik.

Die Documenta im "Bermuda-Dreieck"

Auch der Kulturjournalist Ingo Arend begrüßt Alexander Farenholtz' Ernennung zum neuen Documenta-Geschäftsführer: „Er arbeitet genau in diesem Bermuda-Dreieck, bei dem es jetzt in Kassel hakt: Er bringt viel Erfahrung und Expertise mit, Solidität und Intellektualität, und er ist für sein großes kulturelles Interesse und seine Offenheit bekannt“, sagte Arend.
Farenholtz stehe nun zunächst vor einer großen Kommunikationsaufgabe. Er müsse mit den Mitarbeitern sprechen und sie motivieren, bei der Sache zu bleiben, darüber hinaus die Kasseler Stadtgesellschaft beruhigen und potentiellen Besuchern vermitteln, dass es sich lohne, zur Documenta zu gehen.
Grundsätzlich könnte die Documenta einen internationalen Experten-Beirat vertragen, so Arend. „Das hat jedes größere internationale Museum. Außerdem erscheint mir der Gedanke eine politik- und parteiunabhängige Stiftung zu gründen als diskussionswürdig. Der Stiftungsrat würde dann mit internationalen Expertinnen und Experten besetzt werden und über die Ausrichtung entscheiden, ohne dass die Politik dazwischenfunken kann.“
Letztlich müsse man aber einer eingesetzten künstlerischen Leitung vertrauen, sagt Arend. „Die Aufgabe besteht also darin, dass man verantwortungsvoll die Leute auswählt, die das machen.“
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