Wie versöhnen Sie Juden, Muslime und Christen in Bethlehem?
Die christliche Palästinenserin Faten Mukarker führt Touristen durch Bethlehem und zeigt ihnen, wie die Menschen unter der Besatzung leben. Eines ihrer Ziele ist die Versöhnung der verschiedenen Religionsgruppen.
Nach einer Jugend in Deutschland kehrt die christliche Palästinenserin Faten Mukarker mit 20 in ihren Geburtsort Beit Jala neben Bethlehem zurück und erlebt einen Kulturschock. Über das "Leben zwischen Grenzen" veröffentlicht sie 1998 ein Buch. Darüber, was es bedeutet, von Mauern umgeben zu sein, nicht über ausreichend Wasser zu verfügen und der Willkür jugendlicher Soldaten ausgeliefert zu sein, berichtet Mukarker auf ihren Vortragsreisen durch Deutschland.
Der Bau der Mauer, die genau durch ihr Grundstück verläuft, auf dem Obstbäume und uralte Olivenbäume wachsen, war ein schockierendes und prägendes Erlebnis für Faten Mukarker und ihre Familie. Die israelischen Soldaten rissen einen Olivenbaum nach dem anderen aus, erinnert sich Mukarker. Sie habe einen der Soldaten gefragt: "Wie kannst du Olivenbäume ausreißen?" Denn ein Olivenbaum wachse nicht einfach so nebenbei wie andere Bäume – es dauere eine Generation, ehe er Früchte trage. "Mein Mann und seine Brüder fingen an zu weinen, denn man ist mit diesen Bäumen verwurzelt, die Urgroßväter haben sie gepflanzt." Das habe selbst den israelischen Kommandanten berührt, der sich daraufhin für die Aktion mit den Worten entschuldigt habe, er tue nur seine Pflicht.
Besatzer im Schuljungen-Alter
Über die israelischen Soldaten, denen sie im Alltag an den Checkpoints begegne, sagt sie: "Es sind 18-Jährige, denen man den Schulstift abgenommen und Maschinengewehre in die Hand gedrückt hat. Und bei manchen ist der schnelle Wechsel von Schuljunge zu Besatzer zu schnell. Macht-über-andere steigt zu Kopf, und dann behandeln uns manche noch demütigender, als es sein müsste."
Trotz allem liebe sie ihr Leben in Bethlehem. Zu Hause führt sie Reisegruppen herum und zeigt ihnen, wie die Menschen unter der Besatzung leben. Ihr ist es aber auch ein Anliegen, zwischen Juden, Muslimen und Christen zu vermitteln.Es gebe die reale Hoffnungslosigkeit, der jedoch die reale Hoffnung gegenüber stehe, die ihr christlicher Glaube ihr gebe, sagt Faten Mukarker. Jedoch vermisse sie schmerzlich ihren ältesten Sohn, der seit einigen Jahren in den USA lebe und vorerst nicht zurückkehren wolle. Sie sei hin und her gerissen zwischen Gefühl und Verstand. Der Verstand sage ihr: Ihre inzwischen erwachsenen Kinder sollten ins Ausland gehen, wo sie Chancen auf ein besseres Leben hätten. Doch als Mutter könne sie es nicht ertragen, von ihnen getrennt zu sein.