Ein roher, wilder Castorf-Abend
Das Berliner Theatertreffen hat mit dem siebenstündigen "Faust" von Frank Castorf begonnen. Ebenjene Inszenierung, mit der sich Castorf nach 25 Jahren von der Berliner Volksbühne verabschiedet hat. Wirkt sie auch auf ein anderes Publikum?
Der "Faust"-Abend des Berliner Theatertreffens sei noch einmal ein Fest der Ära Castorf gewesen, sagt Theaterkritikerin Susanne Burkhardt. Die 15. Einladung des Regisseurs zum Theatertreffen feiere den Theatermacher, der nach 25 Jahren an der Berliner Volksbühne von Chris Dercon abgelöst wurde.
Alle sind in Höchstform
Der siebenstündige "Faust" sei vor allen Dingen ein großes Fest der Schauspieler, sagt Burkhardt. "Man kann gar nicht alle nennen, aber Marc Hosemann, Sophie Rois, Martin Wuttke, Valery Tscheplanowa sind alle in Höchstform." Allerdings merke man, dass der Text ein bisschen gelegen hat – die Souffleusen mussten öfters helfen.
Das Publikum sei allerdings nicht im Modus der alten Volksbühnen-Fans. "Und deswegen war die Stimmung am Anfang noch etwas verhalten, was sich auf das Spiel der Darsteller auswirkt. Aber das hat sich zum Ende des ersten Teils total verändert", so Burkhardt. Dann sei der Funke offenbar langsam übergesprungen.
Ob sich die Aufführungskosten im Haus der Berliner Festspiele von einer halben Millionen Euro gelohnt haben? Da gingen die Ansichten auseinander – den Besuchern des Eröffnungsabends jedenfalls habe es Spaß gemacht, meint Susanne Burkhardt.