Mathieu Sapin: Gérard. Fünf Jahre am Rockzipfel von Depardieu
Aus dem Französischen von Silv Bannenberg
Reprodukt Verlag, Berlin 2018
160 Seiten, 24 Euro
"Kein sympathisches Porträt, aber ein sehr intimes"
Er trägt Unterhose, macht schlechte Witze und lässt sich fürstlich bewirten: So porträtiert der Zeichner Mathieu Sapin den Schauspieler Gérard Depardieu in seiner Comic-Reportage "Gérard. Fünf Jahre am Rockzipfel von Depardieu". Ein Lesevergnügen am Rande der Karikatur.
Gérard Depardieu ist und bleibt populär, da kann er sich noch so daneben benehmen, nach Russland ziehen und auf die Franzosen schimpfen. Erklärbar ist das nur durch seine einzigartige Persönlichkeit und Präsenz - und durch seine Rolle als lebende Film-Legende.
Durch eine Zufallsbekanntschaft ist der Schauspielstar Depardieu nun zum Comic-Helden geworden. Der französische Zeichner Mathieu Sapin hat sich an seine Fersen geheftet und aus diesen Erlebnissen eine Comic-Reportage gemacht. "Gérard. Fünf Jahre am Rockzipfel von Depardieu" heißt sein Buch, das jetzt auf Deutsch erscheint.
Die beiden waren für eine arte-Reportage in Kontakt gekommen und hatten sich offenbar schätzen gelernt, so dass der Comic recht private Einblicke in Depardieus Leben gibt.
"Das ist kein sympathisches Porträt, das von dem Mann gezeichnet wird, aber ein sehr intimes und darum – na ja – doch ein sehr interessantes", fasst Andreas Platthaus, Literaturchef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, sein Leseerlebnis zusammen.
"Gérard Depardieu isst sehr viel, aber er isst sehr gut"
Man sehe, dass Depardieu sehr gern in Unterhose durch sein Haus laufe oder dass er "sehr geschmacklose Witze" mache. Außerdem hasse es Depardieu, Bilder an die Wand zu hängen, weshalb diese in seinem Haus auf dem Boden stehen. Eindrucksvoll auch die Essgewohnheiten: "Gérard Depardieu isst sehr viel, aber er isst sehr gut (…), er isst auf allerhöchstem Niveau", so Platthaus.
Sapin begegne seinem Comic-Helden wie einem Freund, meint Platthaus, und zwar wie ein sehr ehrlicher Freund. Zugleich habe sein Zeichenstil schon fast etwas Karikaturhaftes: "Sein Depardieu-Bild ist unglaublich witzig und vereinfacht gezeichnet".
Sapin sei zudem sehr klein, Depardieu hingegen dick und massig, so dass die beiden, wenn sie zusammen auf den Zeichnungen auftauchen, ein bisschen an Stan und Olli erinnerten. "Das ist schon von der Konstellation her fantastisch", meint Platthaus.
(huc)