FDP kritisiert Rente mit 68

"Das ist Quatsch"

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Johannes Vogel, stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP, aufgenommen beim Bundesparteitag der FDP, 2021.
Fordert schnelle Reformen im Rentensystem nach schwedischem Vorbild: der arbeitsmarktpolitische Sprecher der FDP-​Bundestagsfraktion, Johannes Vogel. © picture alliance / dpa / Michael Kappeler
Johannes Vogel im Gespräch mit Nicole Dittmer |
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Die Liberalen plädieren für eine Aktienrente und ein flexibles Einstiegsalter anstelle der Rente mit 68. Wegen des dramatischen Finanzierungsdefizits müsse man schnell handeln, sagt FDP-Politiker Johannes Vogel.
Längst ist nicht mehr sicher, ob die Rente in Zukunft zum Leben reicht – und ab welchem Lebensalter sie ausgezahlt wird. Wenn es nach den Beratern von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) geht, muss das Renteneintrittsalters auf 68 Jahre angehoben werden. Denn aufgrund des demografischen Wandels drohten "schockartig steigende Finanzierungsprobleme" in der gesetzlichen Rentenversicherung ab 2025.
Keine gute Idee, so das Urteil des arbeitsmarktpolitischen Sprechers der FDP-Bundestagsfraktion, Johannes Vogel: "Das ist Quatsch." Richtig sei allerdings: "Wir laufen auf ein dramatisches Finanzierungsdefizit zu." Dafür sei die Regierung verantwortlich, betont Vogel – und ergänzt: "Nichts ist so gefährlich wie Nichtstun."

Plädoyer für flexibles Renteneintrittsalter

Er plädiert für ein flexibles Renteneintrittsalter – wie es die Schweden vormachen. "Das heißt, dass jeder ab 60 entscheiden kann, wann er geht." Schließlich seien die Lebensläufe der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sehr unterschiedlich – beispielsweise wann sie ins Berufsleben eintreten. Entsprechend flexibel müsse auch der Einstieg ins Rentenalter gehandhabt werden.
Abhängig von der Anzahl der Arbeitsjahre falle die Rente dann höher oder niedriger aus. "Dann kann man entscheiden: Wie lang will man." Im Schnitt würden die Schweden jedenfalls später in Rente gehen als wir, betont Vogel.

FDP will Aktienrente

Weiterer Kritikpunkt des FDP-Politikers: Ein rein umlagefinanziertes Rentensystem wie in Deutschland stehe aufgrund der sich wandelnden Demografie unter Druck. Schweden habe sein Rentensystem daher bereits in den 90er-Jahren umgebaut – und ein zweites Standbein hinzugefügt, sagt Vogel.
Ein Teil des Geldes werde langfristig gewinnbringend in globalen Aktienmärkten angelegt. Dass dies funktioniere, würden nicht nur die Schweden, sondern auch andere Länder wie beispielsweise die Schweiz vormachen. Eine Gefahr aufgrund von Schwankungen an den Aktienmärkten sieht Vogel bei langfristigen Investitionen – wie bei der Rente – nicht.
Der Umbau des Rentensystems müsse allerdings schnell geschehen, weil während der Umstellung eine Unterfinanzierung drohe. Eine Legislaturperiode sei allerdings noch Zeit, bevor die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen. "Es ist richtig, jetzt zu handeln", betont der FDP-Politiker.
(lkn)
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