Dienst am Staat ja, Wehrpflicht nein
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Für eine abgestimmte Kampagne hält Wolf-Dieter Zumpfort die neue Debatte über die Wehrpflicht. Diese brauche es in Friedenszeiten nicht, sagt der FDP-Politiker. Eine gute Idee ist ihm zufolge aber die Pflicht zum sozialen Jahr.
Bei der Debatte um die Wiedereinführung der Wehrpflicht gibt es laut dem FDP-Politiker Wolf-Dieter Zumpfort ein Spiel hinter den Kulissen. Wenn sich die Wehrbeauftragte und SPD-Politikerin Eva Högl weit aus dem Fenster lehne und fordere, die Wehrpflicht wieder einzuführen, dann sei es für Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) viel leichter, ihre Idee vom freiwilligen Dienst bei der Bundeswehr einzubringen, sagt er. Das sei eine "abgestimmte Kampagne", glaubt Zumpfort, der lange für die FDP-nahe Friedrich Naumann-Stiftung tätig war. "Andere Leute sagen dazu, das ist so eine Art Donnerhall oder Sommertheater."
Högl hatte vor dem Hintergrund der Rechtsextremismus-Vorwürfe gegen die Elitetruppe KSK eine Debatte über die Wiedereinführung der Wehrpflicht angestoßen. Kramp-Karrenbauer lehnt das ab - sie kündigte aber einen neuen Freiwilligendienst in der Bundeswehr an. Junge Erwachsene sollen dabei eine sechsmonatige militärische Grundausbildung absolvieren und anschließend noch einmal für sechs Monate in der Nähe ihrer Heimat zu Reservedienste leisten.
"Die Bundeswehr ist nicht mehr die Bundeswehr von früher", betont Zumpfort. Früher habe man Wehrpflichtige benötigt, um beispielsweise Wachsoldaten zu stellen. Er sei heute 75 Jahre alt, aber freiwillig als Reserveoffizier bei der Bundeswehr gewesen. "Wir haben noch Bodenverteidigungssoldat der Luftwaffe gespielt."
Dabei habe er mit seinen Kameraden in einem Graben beim Flughafen gelegen und per Telefon gemeldet, wenn ein Flugzeug über sie hinweg geflogen sei. "Heute geht das ganz anders", so der FDP-Mann. Der Wachdienst sei längst outgesourct, ebenso die Hilfsdienste. "Man braucht nicht mehr die Masse an billigen, zwangsverpflichteten Arbeitskräften in der Bundeswehr."
Dienstpflicht für junge Leute
"Brauchen wir eine Wehrpflicht in Friedenszeiten? Da würde ich sagen: Die brauchen wir nicht, um es deutlich zu sagen", so Zumpfort. Woran es vielmehr fehle, sei ein Bewusstsein dafür, dass Freiheit und Wohlstand keine Selbstverständlichkeiten seien.
"Die jungen Leute lernen nach dem Abitur nicht mehr, dass man für diese Dinge auch etwas tun muss, dass sie von jedem verteidigt werden sollen", sagt der ehemalige Bundestagsabgeordnete.
"Nach dem Abitur geht es zum Ballermann nach Mallorca und dann ins lustige Studentenleben - aber mal eine Pflicht im Staate wahrnehmen für ein Jahr, das gibt es nicht mehr." Deshalb sympathisiere er mit einem sozialen Jahr für Jungen und Mädchen, damit die Jugendlichen den Dienst am Staat wieder lernten. Die Coronakrise habe gezeigt, wie wichtig Disziplin sei.
(gem)