Auf dem Weg in die Mitte?
Eine Zeitlang schien es, als würden FDP und AfD im selben trüben Teich nach Wählern fischen: in euroskeptischen, politikverdrossenen Protestmilieus. Doch jetzt gehen beide inhaltlich unterschiedliche Wege, meint der Politikwissenschaftler Ulrich Eith.
FDP und AfD haben einiges gemeinsam: Beide suchen ihr Profil, beide haben es in die Bremer Bürgerschaft geschafft - und beide haben sich eine Zeitlang mit euroskeptischen Parolen profiliert.
Doch mit diesen inhaltlichen Parallelen hat es jetzt offenbar ein Ende - dank des FDP-Vorsitzenden Christian Lindner. Dieser habe die FDP inhaltlich in der Mitte des Parteienspektrums gehalten, sagt der Politikwissenschaftler Ulrich Eith von der Universität Freiburg. "Er hat es geschafft, dass die FDP nicht den Weg in eine Protestpartei gegangen ist, in eine euroskeptische Partei gegangen ist, in eine Anti-Europapartei gegangen ist."
Das Drama der FDP: Verengung auf Marktliberalismus
Die FDP müsse jetzt die mediale Aufmerksamkeit nach ihren ersten Achtungserfolgen nutzen, um sich thematisch wieder breiter aufzustellen, meint Eith.
"Es ist wahrscheinlich das große Drama dieser liberalen Partei, die ja zu den langjährigen Parteien in der Bundesrepublik Deutschland gehört, dass sie einfach über zehn, fünfzehn Jahre hinweg das Wort Liberalismus verengt haben nur auf Marktliberalismus."
Wofür steht die AfD?
Auch die AfD ringt Eith zufolge um ein neues Profil: Sie sei explizit als Protestpartei gestartet und habe ein ganzes Sammelsurium von Themen aufgegriffen: "Das trägt für ein halbes Jahr, vielleicht auch für ein ganzes Jahr, und dann allerdings muss eine Partei schon sagen, wofür sie eigentlich positiv steht."
Bei der AfD werde es zudem darauf ankommen, ob sie sich von rechtspopulistischen und rechtsextremen Unterwanderungen distanzieren könn, so der Freiburger Politikwissenschaftler: "Bislang hat noch nie eine Partei längerfristig in Deutschland Erfolg gehabt, die im Rufe stand, dass sie hier zu enge Verbindungen zu diesen rechten Positionen hat."