Krisenmanager über fehlenden Impfstoff

Besser ehrlich als beschwichtigend

09:07 Minuten
In einen Behälter sind verbrauchte Impfdosen und Spritzen entsorgt worden.
Verbrauchte Impfdosen und Spritzen: Die Impfkampagne in Deutschland wird wohl ins Stocken geraten. © picture alliance / dpa / Geisler-Fotopress / Varvara Smirnova
Marcus Ewald im Gespräch mit Julius Stucke · 15.12.2021
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Nach der Inventur ist nun offenbar klar: Es fehlt Corona-Impfstoff für das erste Quartal 2022. Dies offen zu kommunizieren, sei richtig, sagt der Krisenmanager Marcus Ewald. Man könne die Menschen wie Erwachsene behandeln und ihnen die Wahrheit sagen.
In Deutschland gibt es zu wenig Corona-Impfstoff. Zumindest in den ersten drei Monaten des kommenden Jahres, wie SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach jetzt mitteilte. Heraus kam das bei einer Inventur der Bestände. Wie groß die Lücke ist und was dies für die Impfkampagne bedeutet, ist noch unklar, auch angesichts der Ausbreitung der Omikron-Variante des SARS-CoV-2-Virus.

Kein aktueller Datenbestand

Jetzt sei es an der Zeit, dass das Gesundheitsministerium in den Krisenmodus umschalte, sagt Marcus Ewald. Bei Unsicherheiten müsse in Szenarien gedacht werden, sagt der Krisenmanager. Das bedeute nicht, „wild zu spekulieren“, sondern auf die zuvor entworfenen Szenarien vorbereitet zu sein: „Ich glaube, das wurde einfach unterlassen.“
In der Pandemie habe sich gezeigt, dass es im deutschen Gesundheitswesen nicht immer einen aktuellen Datenbestand gibt, erläutert Ewald. Er könne sich beispielsweise vorstellen, dass Impfdosen in Logistikketten feststeckten oder in der Auslieferung seien. Zur ungenügenden Datenlage trage auch bei, dass die vielen verschiedenen Impfstellen wie Impfzentren, Haus- und Tierarztpraxen oder Apotheken nicht an das gleiche medizinische Netz angebunden seien.

Menschen wie Erwachsene behandeln

Der Hinweis auf den fehlenden Impfstoff durch Lauterbach hält Ewald dennoch für richtig. Denn in einer Krisensituation wie jetzt seien „Transparenz und Ehrlichkeit wichtiger, als situativ die Leute zu beruhigen“. Das sei bislang in der Pandemie häufig falsch gemacht worden. Man könne die Menschen wie Erwachsene behandeln und ihnen die Wahrheit sagen.
Nun komme es darauf an, neuen Impfstoff einzukaufen, so der Krisenmanager: „Hier gibt es Mittel und Wege. Ich hoffe, dass der Gesundheitsminister sie ausschöpft.“

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