Musical "Hair" ausschließlich mit Weißen?
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Am Theater in Chemnitz sollte das Musical "Hair" ohne Schwarze Schauspieler aufgeführt werden. Das sorgte für Kritik. Opernchef Patrick Wurzel sieht diesen Fehler selbstkritisch ein. Er werde daraus lernen.
Das Musical "Hair" erzählt von einer Welt voller Liebe, ohne Gewalt, Diskriminierung und Rassismus. Gerade deswegen gehört es zu den meistgespielten Musicals auf der Welt. Auch in Chemnitz sollte es diesen Sommer eine Premiere geben, zum ersten Mal als Eigenproduktionen des dortigen Theaters. Eigentlich. Denn es gibt Kritik, weil ausgerechnet alle Schwarzen Rollen aus dem Stück gestrichen wurden. Nur weiße Darsteller sollten auftreten.
In Idee verrannt
Der Operndirektor des Theaters, Patrick Wurzeln, hat nun dazu ein Statement veröffentlicht. Darin heißt es, es müsse ein Fehler korrigiert werden. Er meint damit seinen eigenen. Denn seine Entscheidung sei nicht richtig gewesen.
Grund für die mangelnde Aufmerksamkeit sei gewesen, dass wegen der Coronapandemie eine ursprünglich geplante Besetzung des Musicals "Evita" um die Neuproduktion von "Hair" ergänzt werden sollte. Dabei habe man sich in einer künstlerischen Idee verrannt, so Wurzel. "Es hätte uns auffallen müssen, dass dies eine Idee ist, die sich so heute nicht erzählen und großen Respekt vermissen lässt."
Er habe sich "vor Augen führen müssen, dass es viele Kolleginnen und Kollegen sehr schwer haben, an Rollen zu kommen, weil in Deutschland sehr stereotyp besetzt wird", sagte Wurzel. Das Musical "Hair" sei auch immer eine Möglichkeit für Schwarze Künstlerinnen und Künstler gewesen, Auftritte zu erhalten. Dies sei nun in Chemnitz nicht umgesetzt worden.
Neue Schauspieler besetzt
"Da muss ich sehr selbstkritisch sagen, da hatte ich nicht einen genügend geschulten Blick." Das liege vielleicht auch daran, "dass man sich immer für sehr offen, sehr liberal hält", räumt Wurzel ein. Er habe verstanden, dass er "weiter dazu lernen muss".
Auf seine Stellungnahme habe er auch viele positive Rückmeldungen erhalten, berichtet der Operndirektor. Das zeige, dass auch eine "aktive Fehlerkultur" möglich sei. Weil das Stück noch nicht Premiere aufgeführt wurde, habe man die Chance einzugreifen. Nun werde mit dem Regieteam an einer neuen Fassung gearbeitet. Dafür soll auch die Besetzung des Musicals um eine Schauspielerin und einen Schauspieler erweitert werden.
(rzr)