Die Journalistin Anna Sauerbrey verstärkt ab Mitte September die redaktionelle Leitung des Berliner "Tagesspiegels" als eines von vier Mitgliedern der Chefredaktion. Die promovierte Historikerin kam 2009 als Volontärin in die Redaktion, leitete zuletzt das Meinungsressort und war für das das Online-Debattenmagazin "Causa" verantwortlich. Sie schreibt außerdem für die Meinungsseite der "New York Times" eine monatliche Kolumne.
Glück bei der Arbeit

Am Arbeitsplatz etwas Sinnvolles zu tun, ist den meisten Arbeitnehmern wichtiger als ein hohes Gehalt. Diese Ergebnisse einer Umfrage für den "Fehlzeiten-Report" der AOK leuchteten unserem Studiogast, der "Tagesspiegel"-Journalistin Anna Sauerbrey völlig ein.
"Ich glaube schon, dass viele Menschen sich immer noch sehr stark über die Arbeit definieren", sagte unser Studiogast, die "Tagesspiegel"-Journalistin Anna Sauerbrey im Deutschlandfunk Kultur. Sie kommentierte damit die jüngsten Ergebnisse des neuen "Fehlzeiten-Report" der AOK, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Die Umfrage ergab unter anderem, dass Beschäftigte, die ihren Job als sinnstiftend erleben und sich wertgeschätzt fühlen, seltener krank werden.
Die Rolle der Chefs
Eine zentrale Schlüsselrolle komme dabei den Vorgesetzen zu. Wie der Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK, Helmut Schröder, sagte, ist es 98,4 Prozent der Befragten im Job am wichtigsten, sich am Arbeitsplatz wohlzufühlen. Auch eine gute Zusammenarbeit mit den Kollegen (97,9 Prozent), ein gutes Betriebsklima (96,8 Prozent), die Loyalität des Unternehmens gegenüber den Mitarbeitern (96,8 Prozent) sowie ein gutes Verhältnis zum Vorgesetzten (92,4) empfänden Beschäftigte als bedeutsam. Ein hohes Gehalt spiele dagegen eine geringere Rolle.
"Leider stimmen Wunsch und Wirklichkeit oft nicht überein", sagte Schröder. Denn nur 69,3 Prozent der Befragten gaben an, dass sich ihr Arbeitgeber ihnen gegenüber loyal verhalte. Ein positives Betriebsklima erleben laut der Umfrage nur 78 Prozent der Beschäftigten.

Anna Sauerbrey, bisher Leiterin des Meinungs-Ressorts des Berliner "Tagesspiegels", im Studio von Deutschlandfunk Kultur.© Deutschlandradio / Sandra Ketterer
"Wir verbringen sehr viel Zeit mit der Arbeit", sagte Sauerbrey. Es sei sehr frustrierend, wenn man am Abend nach Hause gehe und das Gefühl habe, der Tag sei mit Akten verschieben oder sinnlosen Meetings vergangen. Die Journalistin zeigte sich skeptisch, ob sie die harte Analyse des Anthropologen und Vordenkers der Occupy-Bewegung, David Graeber teile, der in seinem jüngsten Sachbuch "Bullshit-Jobs" die Meinung vertritt, es gäbe zu viele sinnlose Jobs. Vielen Menschen gelinge es in ihren Beruf Sinnvolles zu tun, meint Sauerbrey.
Es gebe aber ein ausgeprägtes Benachteiligungsgefühl, das sich nicht nur in der Politik, sondern auch am Arbeitsplatz zeige, sagte sie mit Blick auf die Ergebnisse der Umfrage. "Es wäre seltsam, wenn sich das nicht auch im Berufsleben widerspiegeln würde."