Feiertage im Islam

Innehalten für die Toten

Koran und Gebetskette
Am Zuckerfest, am Opferfest und zwei Monate vor Ramadan besuchen die Familien die Gräber ihrer Verwandten und lesen den Koran. © dpa / picture alliance / Roos Koole
Von Anne Françoise Weber |
Der Toten und Heiligen wird nicht nur im Christentum, sondern auch im Islam gedacht. Dabei geht es auch darum, sich den eigenen Tod bewusst zu machen.
Der Prediger in der Al-Rifai-Moschee im Herzen von Kairo versichert seinen Zuhörern: Es sei kein Polytheismus, das Grab von Zeinab, der Enkelin des Propheten Muhammad, zu besuchen und ihren Schrein zu berühren – im Gegenteil, so stelle man eine besondere Verbindung zu Gott her.
Dass Sheikh Hammad in seiner Freitagspredigt das Thema der "Heiligenverehrung" aufgreift und ihre volkstümlichen Praktiken absegnet, zeigt, dass die Sache nicht unumstritten ist. Der Islam ist so stark auf den einen Gott ausgerichtet, dass manche radikale Muslime selbst die Verehrung der Verwandten von Muhammad, seiner Gefährten oder früherer Propheten mit Argwohn betrachten.
Jahrmarkt mit Musik
Wo, wie in Ägypten, die Verehrung toleriert wird, gibt es zum überlieferten Geburtsdatum der Person eine Art Jahrmarkt mit Musik und Verkaufsständen. Einen Tag, an dem aller "Heiligen" – sofern dieser Ausdruck überhaupt auf den Islam übertragbar ist – gemeinsam gedacht wird, gibt es dagegen nicht.
"Der Prophet besuchte das Grab seiner Mutter. Er weinte und brachte diejenigen, die um ihn waren, zum Weinen. Da sagte er: Ich bat meinen Herrn um Erlaubnis, für sie um Vergebung zu bitten, es wurde mir nicht erlaubt. Und ich bat ihn um Erlaubnis, ihr Grab zu besuchen, es wurde mir erlaubt. So besucht die Gräber, denn sie erinnern an den Tod."
Dieser Hadith, dieser überlieferte Ausspruch des Propheten Muhammad, zeigt, worum es beim Totengedenken im Islam geht – um die Vergegenwärtigung des eigenen Todes. Doch auch die Erinnerung an die Verstorbenen ist wichtig: Nach dem Tod eines Angehörigen werden der 7. und der 40. Tag im Familienkreis in besonderer Trauer begangen. Zum Jahrestag kommt man erneut im Hause des Verstorbenen zusammen.
Gemeinsames Totengedenken an drei Tagen im islamischen Jahr
Auf den Friedhof kehren die Angehörigen am 3. Tag nach dem Tod zurück. Außerdem wird an drei Tagen im islamischen Jahr kollektiv der Toten gedacht – sozusagen ein dreifaches Allerseelen. Am Zuckerfest, am Opferfest und zwei Monate vor Ramadan besuchen die Familien die Gräber ihrer Verwandten und lesen den Koran. Vielerorts werden dabei auch Brot und Früchte an die Armen verteilt. Die Gräber können mit Blumen oder Kakteen geschmückt werden - Kerzen dagegen sind nicht üblich.
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