"Die unsäglichsten Lover der Weltgeschichte"
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Einstein, Marx, Picasso – auf dem fiktiven Ranking der schlechtesten Lover der Welt sind sie ganz vorne dabei. Denn Karriere machten sie oft auf Kosten ihrer Frauen. Comiczeichnerin Liv Strömquist erzählt von starken Frauen hinter berühmten Männern.
"Frauen sind nicht für das abstrakte Denken geschaffen. Marie Curie ist die Ausnahme, welche die Regel bestätigt", das sagt Einstein in Liv Strömquists Comic "I'm every woman". Ein kluger Kopf, der offenbar imstande war, ziemlich dummes Zeug zu sagen. Auch sonst kommt Einstein in Strömquists Comic nicht gut weg. Er verlässt seine Frau und seine zwei Kinder, um sich mit seiner Cousine aus dem Staub zu machen. Und nicht nur das: Er unterschlägt auch, dass er und seine äußerst kluge Frau Marić, eine Physikerin, gemeinsam geforscht haben. Kein Wunder, dass Einstein – Achtung Spoiler! – Platz eins auf Strömquists fiktivem Ranking der unsäglichsten Lover der Welt einnimmt.
In ihrem Comic wirft Strömquist einen anderen Blick auf die großen Männer der Weltgeschichte. In humorvollen Zeichnungen erzählt sie die Geschichten, die in den Geschichtsbüchern sonst eher selten vorkommen. Marx kämpft nicht nur für die Rechte der Arbeiter, sondern schwängert auch sein Dienstmädchen.
Und Picasso ist nicht nur ein begnadeter Künstler, sondern auch ein großer Trinker, der sich mit jungen Musen umgibt, die prinzipiell 30 Jahre jünger sind. In ihrem Comic sei es ihr darum gegangen, auf die unterschiedlichen Startbedingungen von Männern und Frauen aufmerksam zu machen, sagt Liv Strömquist. In Geschichtsbüchern sei fast immer von Männern die Rede.
Frauen im Dienste des genialen Mannes
"Im Buch zeige ich das Muster, dass die Männer immer mehr Möglichkeiten hatten persönliche Ziele zu erreichen als die Frauen. Und dass die Frauen wegen der sozial konstruierten Rolle in der Geschichte einfach immer diese unterstützende und aufopfernde Rolle im Dienste des genialen Mannes hatten. Das ist typisch für die Geschichte der Frauen, dass sie sich in engen Beziehungen selbst aufopfern, mit Kindern und so weiter. Ich will jetzt nicht sagen, dass es falsch ist so zu leben, aber dass es sehr unfair aufgeteilt ist."
Mit ihren liebevollen Zeichnungen demaskiert Strömquist die Absurdität von Geschlechterstereotypen und zeigt, dass hinter großen Männern oft große Frauen standen, die aber nicht die gleichen Chancen hatten.
"Ich glaube, dass wir insgesamt so sehr daran gewöhnt sind, dass wir gar nicht mehr darauf reagieren, dass wir sie gar nicht mehr wahrnehmen. Das fällt eben erst auf, wenn man diese umgedrehte Situation vorfindet, wie mit Homer Simpson. Dann sind wir schon ein bisschen überrascht, dass wir uns schon so sehr daran gewöhnt haben, dass wir sonst gar nicht mehr reagieren."
(mwl)